Welt

Spitals-Skandal – Frau entführt Baby vor seinen Eltern

24-Stunden-Überwachung und Zugang nur mit Badge: Die Sicherheitsvorkehrungen in Spitälern sind immens. Dennoch wurde ein Baby entführt.

20 Minuten
Laut ersten Ermittlungen hat sich die mutmaßliche Entführerin gegenüber den Eltern als Pflegefachkraft ausgegeben und ein drei Tage altes Neugeborenes entführt.
Laut ersten Ermittlungen hat sich die mutmaßliche Entführerin gegenüber den Eltern als Pflegefachkraft ausgegeben und ein drei Tage altes Neugeborenes entführt.
Screenshot Google Maps

Eine Frau gab sich am Montag in der Frauenklinik des Kantonsspitals Luzern (LUKS) in der Schweiz gegenüber den Eltern als Pflegefachfrau aus und entführte ein Neugeborenes. Das LUKS hat in der Zwischenzeit reagiert und Sofortmaßnahmen ergriffen: "Dazu gehört eine erhöhte Präsenz von Sicherheitspersonal", sagt Sprecher Linus Estermann auf Anfrage von "20 Minuten".

Wie das Sicherheitskonzept nach dieser akuten Phase aussehen werde, sei Gegenstand der Abklärungen. "Aus sicherheitstaktischen Überlegungen und aufgrund des laufenden Verfahrens können wir hierzu aktuell keine Stellung nehmen", so Estermann.

Die mutmaßliche Entführerin wurde später an ihrem Wohnort in der Zentralschweiz festgenommen, es soll sich um die 20-jährige D.* handeln. Eine Angehörige erzählt gegenüber "20 Minuten": "Sie rief mich am Montagvormittag an und sagte, dass ihr Baby auf die Welt gekommen sei und ich vorbeikommen soll, um auf das Kind aufzupassen. Ich war total irritiert und ging zu ihr." In der Wohnung angekommen, habe sie das Neugeborene gesehen: "Sie hielt es im Arm. Es war total unterkühlt und hatte blaue Lippen. Ich war mir zunächst nicht sicher, ob es überhaupt noch lebt."

Entführerin hatte selbst Kind verloren

Schnell sei ihr klar gewesen, dass da etwas nicht stimmt. Noch bevor sie die Polizei alarmieren konnte, seien die Einsatzkräfte eingetroffen. "Plötzlich fuhren mehrere Polizeiautos und Krankenwagen vor. D. wurde festgenommen und das Baby von den Rettungskräften gleich versorgt", erzählt die Angehörige weiter. Wie die Angehörige sagt, habe D. Anfang Jahr eine Fehlgeburt gehabt: "Sie hat sehr darunter gelitten und sich nichts sehnlicher als ein eigenes Baby gewünscht." Dass sie nun ein fremdes Kind entführt, sei ein großer Schock und in keinster Weise zu entschuldigen.

"20 Minuten" hat bei mehreren Spitälern in der Schweiz nachgefragt, wie die Sicherheitsmaßnahmen bei ihnen aussehen. In der Frauenklinik des Stadtspitals Zürich ist das Kind stets in der Obhut der Mutter (24-Stunden-Rooming-in): "Ist dies ausnahmsweise nicht der Fall, liegt das Kind in einem abgeschlossenen Raum, welcher nur mit Badge zu öffnen ist", sagt Triemli-Sprecher Florin Häusler.

24-h-Rooming-in und Zugang nur mit Badge

Alle Mitarbeitenden seien mit einem gut sichtbaren Badge erkennbar. "In jedem Patientenzimmer ist eine Informationstafel vorhanden, auf welcher sichtbar ist, welche Pflegefachpersonen aktuell für sie zuständig sind", so Häusler. Das Pflegeteam sei zudem ein stabiles Team mit wenig Fluktuation sowie ohne Temporärpersonal auf der Mutter-Kind-Station. "Fremde Pflegende würden somit umgehend auffallen", sagt Häusler.

Auch im Kantonsspital Aarau gibt es das 24-Stunden-Rooming-in. Dabei werden laut einem Sprecher Mutter und Kind, wenn immer möglich, nie getrennt. Alle Untersuchungen am Neugeborenen erfolgten möglichst immer bei der Mutter, im Zimmer oder auch wenn außerhalb des Zimmers, immer im Beisein der Mutter oder des Vaters. Der Eintritt zur Neugeborenenabteilung des KSA Kinderspitals sei zudem nur mit einem Badge möglich.

In der Maternité des Spitals Zollikerberg ist der Raum mit den Babybetten für Außenstehende nicht zugänglich und wird überwacht, wie Sprecherin Daniela Thrier sagt. Während der Nacht werden zudem sämtliche Eingänge geschlossen.

"Kein Hochsicherheitstrakt"

Im Universitätsspital Zürich sind die Gebärabteilung und die Neonatologie aus Hygiene- und Privatsphäregründen nur mit einem Badge zugänglich. Laut Sprecherin Manuela Britschgi müssen sich die Eltern und Besuchenden entsprechend anmelden. 

Die Wochenbettabteilung sei während der normalen Besuchszeiten hingegen frei zugänglich. Außerhalb der Besuchszeiten sei der Zutritt nur mit einem Badge möglich. Zudem patrouilliere der Sicherheitsdienst regelmäßig.

Auch im Kantonsspital St. Gallen sind die Zimmer der Wöchnerinnen auf den Wochenbettstationen grundsätzlich offen, um Besuche zu ermöglichen. «Eine Geburtsstation ist kein Hochsicherheitstrakt», sagt Sprecher Philipp Lutz.

Alle angefragten Spitäler gaben an, dass es bei ihnen bisher noch nie zu einem Entführungsfall gekommen sei.

*Name der Redaktion bekannt

1/64
Gehe zur Galerie
    <strong>26.04.2024: Barometer-Beben! Neue Konkurrenz für FP-Chef Kickl.</strong> Enges Rennen im April-Barometer von <em>"Heute"</em>: Vier Parteichefs haben exakt dieselben Zustimmungswerte. <a data-li-document-ref="120033420" href="https://www.heute.at/s/barometer-beben-neue-konkurrenz-fuer-fp-chef-kickl-120033420">Bier-Chef Wlazny wird auf Platz 1 ausgewiesen &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120033251" href="https://www.heute.at/s/kein-auto-kein-haus-so-lebt-rene-benko-120033251"></a>
    26.04.2024: Barometer-Beben! Neue Konkurrenz für FP-Chef Kickl. Enges Rennen im April-Barometer von "Heute": Vier Parteichefs haben exakt dieselben Zustimmungswerte. Bier-Chef Wlazny wird auf Platz 1 ausgewiesen >>>
    Denise Auer, Helmut Graf