Wien

SPÖ und Grüne wetteifern mit Sujets um Naschmarkt

Im Tauziehen um die Neugestaltung des Naschmarkts, wollen die Grünen mit einer neuen Visualisierung punkten. Ab heute werden die Bürger befragt.

Isabella Kubicek
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Viel Grün und ohne Dach – so stellen sich die Grünen den neuen Naschmarkt vor.
Viel Grün und ohne Dach – so stellen sich die Grünen den neuen Naschmarkt vor.
Kathi Puxbaum

Die Vorstellungen könnten nicht unterschiedlicher sein: Während die Roten von einer Markthalle nach Londoner Vorbild träumen, wollen die Grünen einen Naschmarkt-Park mit Bäumen, Grün und Wasserflächen schaffen. In einem Punkt sind sich die ehemaligen Regierungspartner zumindest einig: Die Hitzeinsel zwischen Kettenbrückengasse und Rüdigerhof soll entschärft werden.

Offiziell ist alles noch möglich. Denn bevor der Gestaltungswettbewerb zum neuen Marktgebiet starten kann, startete die Stadt heute einen Beteiligungsprozess. 10.000 Haushalte rund um den Naschmarktparkplatz erhalten ein Infoschreiben und eine Rückmeldekarte. Darüber hinaus können auch alle Wiener auf der Plattform markthalle.wienwirdwow.at ihre Ideen einbringen. Zusätzlich zur digitalen Plattform sind im Mai und Juni vier coronakonforme, kleine Informationsveranstaltungen vor Ort mit den Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorstehern geplant. Der Prozess läuft bis Juni 2021. Die Ergebnisse sollen noch im Juli präsentiert werden und eine Grundlage für den Gestaltungswettbewerb bilden. Dieser soll im Herbst 2021 starten. 

SPÖ-Halle vs. Grüner Park

"Das Ziel ist ein kühler Ort mit ausreichend Schatten, möglichst viel Grün und hoher Aufenthaltsqualität. Herzstück dieses Projekts soll eine offene Markthalle werden, die in Hitzeperioden ausreichend Schatten bietet und ein lebendiges neues Grätzlzentrum wird", skizzierte Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) am Montag ihre Vorstellungen.

Laut Grünen soll damit die Entscheidung längst gefallen sein. "Es ist also fix, dass eine Markthalle kommt. Wie diese zur Abkühlung des Hitzepols mitten in der Stadt beitragen soll, ist vollkommen rätselhaft. Außerdem wird damit das Jugendstilensemble entlang der Wienzeile verschandelt – das zerstört nicht nur das Stadtbild, sondern verschlechtert auch die Lebensqualität der Bevölkerung", kritisiert der Grüne Klima-Stadtrat Peter Kraus. Laut einer Umfrage der Grünen, lehnen die Anrainer die Markthalle zudem ab ("Heute" berichtete).

SPÖ spricht von "offener Diskussion" 

Sima und der Mariahilfer Bezirksvorsteher Rummelhart würden damit auch eine Entscheidung des Bezirksparlaments ignorieren, das sich einstimmig für eine ergebnisoffene Befragung der Anrainer ausgesprochen hat, so die Grünen. "Jetzt wird einfach festgelegt, dass eine Markthalle kommen soll, auch gegen den Willen der Anrainerinnen und Anrainer", ärgert sich der Grüne Bezirksvorsteher-Stv. Michi Reichelt. Am Montag präsentierten die Grünen eine neue Visualisierung, mit der die Anrainer überzeugt werden sollen.

Von einer "offenen Diskussion" spricht hingegen Markus Rumelhart, Bezirksvorsteher des 6. Bezirks: "Mariahilf wird dadurch noch lebens- und liebenswerter und um ein Grätzelzentrum reicher."

Kritik von den Freiheitlichen

Als "Chuzpe" bezeichnet der Mariahilfer FPÖ Bezirksparteiobmann Leo Kohlbauer die angekündigte Bürgerinnenbeteiligung von SPÖ-Stadträtin Ulli Sima. "Eine Bürgerbeteiligung kann nur ergebnisoffen stattfinden, was hier wieder eindeutig nicht der Fall ist. Denn Frau Sima präsentiert ihre fix fertigen Pläne zur Errichtung einer Markthalle im Stil eines Busbahnhofes samt Begrünungen."