Wintersport

"Im Weltcup habe ich so eine Abfahrt noch nie gesehen"

Die Olympischen Spiele sind eröffnet - zumindest für die Ski-Herren. Am Donnerstag stieg das erste Abfahrtstraining. "Heute" hat die Reaktionen.

Erich Elsigan
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Vincent Kriechmayr im Olympia-Outfit
Vincent Kriechmayr im Olympia-Outfit
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Lange wurde gerätselt und gemunkelt, wie die Olympia-Abfahrt in Peking wohl aussehen werde. Kein Athlet kannte die Strecke, die Piste wurde extra für die Winterspiele in den Berg gezimmert.

Am Donnerstag stieg nun endlich das erste Training. Die Zeiten waren relativ, denn vordergründig galt es, den Hang und den Kurs kennenzulernen. Torfehler nahmen die Speed-Läufer in Kauf.

"Es ist gewaltig, was sie da hingestellt haben, eine richtig lässige Strecke", erklärte Weltmeister Vincent Kriechmayr nach dem ersten Testlauf. "Es ist definitiv eine würdige Olympia-Abfahrt, nicht einfach, aber lässig zu fahren. Im Weltcup habe ich so eine Strecke noch nicht gesehen. Sie hat alles drin. Ein Gleitstück, einen Steilhang, Sprünge, Wellen, Steilkurven – es ist für jeden was dabei."

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    "Es ist auch technisch anspruchsvoll. Am Schluss in den Canyon rein ist so eine Dreifachkurve, da kann man einiges an Zeit gewinnen und verlieren", ergänzt Matthias Mayer.

    Ein bestimmendes Thema ist der Kunstschnee. "Es ist ähnlich wie in Nordamerika, aber teilweise eisiger. Es wird sich sicher noch entwickeln bis Sonntag", sagt Olympiasieger Mayer. 

    "Favoritenkreis ist größer"

    Die Schnellsten im Training hießen Stefan Rogentin (Sz) und Adur Etxezarreta (Sp). Namen, mit denen nicht zwingend zu rechnen ist. Oder doch? "Der Favoritenkreis ist sicher größer auf einer neuen Strecke, aber am Ende werden sich die üblichen Verdächtigen durchsetzen", vermutet Kriechmayr. Sein Head-Kollege Mayer schließt eine Überraschung nicht aus. "Junge Athleten wie die Kanadier, Crawford zum Beispiel, oder auch Daniel Hemetsberger rücken hier näher an den Favoritenkreis."

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      Letztgenannter hat sein Fix-Ticket bereits in der Tasche. "Ein wichtiger Punkt, ich habe nicht wirklich damit gerechnet. Ich bin sehr froh, dass mir der Andi Puelacher (Chefcoach, Anm.) das Vertrauen ausgesprochen hat. Das macht es leichter, ich kann jetzt in Ruhe schauen, dass ich das richtige Material finde", sagt der Dritte von Kitzbühel.

      Der Oberösterreicher ist zum ersten Mal bei Olympischen Spielen - und genießt es trotz der widrigen Umstände. "Es ging schon bei der Anreise los. Ein österreichischer Charter, alle Topsportler waren an Bord. Auch das Olympische Dorf taugt mir, ist super gebaut, alles ist schnell und leicht erreichbar. Es wird viel auf Hygiene geachtet, ich fühle mich sicher."

      Ein erstes Highlight: "Die jamaikanischen Bob-Fahrer habe ich auch schon gesehen, es ist wie im Film Cool Runnings damals."

      Zurück zum Berg: Mayer ist positiv überrascht. "Im Vorfeld haben wir gehört, dass hier oft sehr starker Wind ist und es nie Niederschlag gibt, aber am zweiten Tag hat es gleich ein bisserl geschneit. Auch das Gerücht, dass viele Steine in der Strecke liegen, hat sich nicht bewahrheitet", sagt er. Beim Thema Wind sind sich die ÖSV-Läufer noch nicht einig. "Manche hatten im Training Gegenwind, manche Rückenwind, das könnte ein entscheidender Faktorwerden. Da geht es um Sekunden", sagt Kriechmayr, der auf einen Glücksbringer verzichtet.

      Bereits am Freitag steigt das zweite Training. "Ich muss mich schnell anpassen. Ich habe da ein gewisses Talent", sagt Hemetsberger. Mayer gesteht, dass er es am Donnerstag gemächlich anging. "Bei manchen Kurven habe ich versucht, mit Vollgas reinzufahren, habe dann aber wieder Tempo rausgenommen, um nicht zu zeigen, wie schnell ich war. Es ist eine Gratwanderung. Nur Bluffen geht hier aber auch nicht."