Stadtchef verhaftet – Skandal in der Swingerhauptstadt

Die Stadt Agde an der französischen Mittelmeer-Küste ist für ihre wunderschönen Sandstrände und den ganzjährigen Sonnenschein bekannt, hat aber auch einen zweifelhaften Ruf: Der Ort ist die Heimat der größten Swinger-Community Europas. Zehntausende Paare aus ganz Europa kommen jedes Jahr in die Stadt, um ihre Partner zu tauschen.

Doch derzeit wird Agde laut BBC von einem völlig neuen Skandal erschüttert - rund um den Bürgermeister der Stadt, Gilles d'Ettore.

Hellseherin führte ihn hinters Licht

Offenbar wollte der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter und Polizist Kontakt zu seinem verstorbenen Vater aufnehmen. Dabei helfen sollte ihm die stadtbekannte Hellseherin und Heilerin Sophia Martinez. Vier Jahre lang sprach sie regelmäßig mit der tiefen Stimme des Vaters und anderen Toten und forderte den Stadtchef dabei auf, das Medium reich für ihre Dienste zu entlohnen.

D'Ettore soll daraufhin mit öffentlichen Mitteln die Luxusurlaube der Familie Martinez unter anderem nach Polynesien und Thailand finanziert haben. Er stellte ihren Mann in der Stadtverwaltung an und ließ ihr Haus renovieren. Örtliche Unternehmen mit Verbindungen zum Bürgermeister erledigten die Arbeiten kostenlos, aus Angst, künftige Verträge mit ihm zu verlieren.

Als die Polizei Verdacht schöpfte, wurden die Telefone der beiden Personen wochenlang abgehört und Büros durchsucht. Schließlich klickten für beide die Handschellen. Dem Bürgermeister wird Korruption vorgeworfen, er soll rund 300.000 Euro aus der Stadtkasse veruntreut zu haben, um damit Martinez und ihr Umfeld zu entlohnen. Gegen sie wird wegen Betrug und Manipulation ermittelt.

"Verrückte Geschichte"

Der Anwalt des Bürgermeisters, Jean Marc Darrigade, sprach gegenüber der BBC von einer "verrückten Geschichte". "Es ist unglaublich, da hat man einen Mann in der Politik, Bürgermeister und ehemaliger Abgeordneter, der sehr intelligent ist. Und dann entdeckt man, dass ein solcher Mann von einer Frau manipuliert werden kann." Sie habe seine Schwäche gefunden und ausgenutzt.

"Er hat unsere Stadt zum Gespött gemacht", sagt dagegen Fabienne Varesano, eine aufstrebende Lokalpolitikerin der Partei Rassemblement National, der auch Marine Le Pen angehört. Sie forderte den Bürgermeister zum Rücktritt auf.

Erst einmal aber bleibt d’Ettore ebenso wie Martinez in Gewahrsam, um mögliche Zeugenbeeinflussung zu verhindern. Martinez wurde in Einzelhaft verlegt, nachdem sie im Gefängnistrakt für Frauen von Insassinnen der Hexerei bezichtigt und angegriffen worden war.