Wien

Stadtrechnungshof soll Wiens Lehrervergabe prüfen

Trotz gleicher Vergabe kämen in Wien mehr Schüler auf einen Lehrer als anderswo. Die ÖVP vermutet "Verschwendung" und schaltet die Stadtprüfer ein. 

Louis Kraft
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Die ÖVP Wien zweifelt an der rechtmäßige Verwendung von Lehrerposten in Wien. Nun schalten (v.l.n.r.)  Standortsprecher Gemeinderat Markus Gstöttner, Klubobmann Markus Wölbitsch und Bildungssprecher Gemeinderat Harald Zierfuß den Wiener Stadtrechnungshof ein.
Die ÖVP Wien zweifelt an der rechtmäßige Verwendung von Lehrerposten in Wien. Nun schalten (v.l.n.r.)  Standortsprecher Gemeinderat Markus Gstöttner, Klubobmann Markus Wölbitsch und Bildungssprecher Gemeinderat Harald Zierfuß den Wiener Stadtrechnungshof ein.
Volkspartei Wien

Die ÖVP Wien vermutet Ungereimtheiten bei den Lehrerzuweisungen in Wiens Schulen. Aktuelle Zahlen der Statistik Austria würden nahelegen, dass in Wien nicht alle Lehrer tatsächlich in der Klasse stehen, und das obwohl grundsätzlich alle Bundesländer nach den gleichen Kriterien denselben Anteil von Lehrern pro Schüler finanziert bekommen, argumentieren heute, Dienstag, der Klubobmann der ÖVP Wien Markus Wölbitsch sowie der türkise Bildungssprecher Gemeinderat Harald Zierfuß.

Wiener Volksschulen mit meisten Kindern pro Lehrer

Trotz dieser prinzipiellen Gleichbehandlung saßen laut Statistik Austria im Schuljahr 2019/20 in den Wiener Volksschulen mit durchschnittlich 21,7 Schülern pro Klasse durchschnittlich weit mehr Kinder in den Klassen als in allen anderen Bundesländern. Im Burgenland und Kärnten seien es etwa nur 16,7 Schüler pro Klasse, in Tirol 17,5, in Oberösterreich 17,9, in der Steiermark 18,1, in Salzburg und Vorarlberg 18,2 und in Niederösterreich 18,4.

"Lehrerverschwendung ist Zukunftsraub"

Dazu komme, dass die Herausforderungen im Wiener Bildungssystem ungleich größer seien als in anderen Bundesländern. "Laut Statistik Austria liegt der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit nicht-deutscher Umgangssprache in Volksschulen bei 58,5 Prozent - in einigen Wiener Bezirken sogar über 80 Prozent. Etwa in Margareten 88 Prozent, in der Brigittenau 84 Prozent. Das wirkt sich auch auf die Ergebnisse der Bildungsstandards aus: So haben etwa in Lesen 81 Prozent der Wiener Pflichtschüler die Bildungsstandards 2015 nicht (45%) oder nur teilweise (36%) erreicht. In Mathematik haben 80 Prozent der Pflichtschüler die Bildungsstandards 2018 nicht (42%) oder nur teilweise (38%) erreicht", so die ÖVP-Politiker.

Vor diesem Hintergrund sei es besonders wichtig, dass die zugewiesenen Lehrer auch dort wirken, wo sie hingehören: In die Klassen. Doch die ÖVP vermutet eine nicht-fachgerechte Verwendung der Lehrer durch die Stadt und spricht von "Verschwendung von Lehrerposten". Licht ins Planstellen-Dunkel soll nun der Wiener Stadtrechnungshof bringen.

"Als größte Oppositionspartei in Wien ist es unser Job, Mittelverschwendung und Misswirtschaft im SPÖ-regierten Wien aufzudecken und aufzuzeigen. Wir haben deshalb den Stadtrechnungshof ersucht, den fachgerechten Einsatz und die Verwendung der vom Bund genehmigten und finanzierten Planstellen für Lehrpersonal in den letzten 10 Jahren zu prüfen", so Wölbitsch.

Stadtprüfer sollen Lehrerzuweisungen an Schularten untersuchen

 In dem Prüfansuchen an die Stadtprüfer bittet die ÖVP Wien um Prüfung folgender Fragen: Wie viele vom Bund für Wien genehmigte und finanzierte Planstellen waren in den Schuljahren 2010/11 bis 2021/22 für wie viele Schüler im Landeschulbereich vorgesehen und wie viele wurden dann für welche Zwecke eingesetzt. Dazu wünscht sich die ÖVP eine genaue Aufstellung der Lehrerstellen in Wiens Volksschulen, Mittel- und Sonderschulen sowie den Polytechnischen Schulen. 

Geklärt werden soll auch, ob Lehrer für andere Tätigkeiten, etwa in den Magistratsabteilungen der Stadt, der Bildungsdirektion Wien oder in von der Stadt geförderten Vereinen eingesetzt werden - und wenn ja, wofür. 

"Gerade angesichts der ungleich größeren Herausforderungen im Wiener Bildungssystem ist es dringend notwendig, dass jeder einzelne Lehrer auch tatsächlich dort eingesetzt wird, wo dieser eingesetzt werden soll – nämlich in den Schulklassen bei den Schülerinnen und Schülern. Es kann nicht sein, dass vom Bund finanzierte Lehrerinnen und Lehrer von der Stadt Wien für administrative oder sonstige Aufgaben eingesetzt werden", betont Zierfuß. 

Bildungsstadtrat nimmt Prüfung gelassen

Das Büro des zuständigen Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos), dessen Neuaufteilung der Lehrerposten im vergangenen Sommer für Proteste gesorgt hat, wir haben berichtet, nimmt die Ankündigung der Prüfung zur Kenntnis: "Kontrollrechte der Opposition und des Stadtrechnungshofes sind für eine lebendige Demokratie von zentraler Bedeutung – beides wird durch die Wiener Fortschrittskoalition gestärkt und ausgebaut. Damit ermöglichen wir Kontrolle und konstruktive Vorschläge! Wir sehen der Prüfung sehr gelassen entgegen, weil wir von der Notwendigkeit der Reform überzeugt sind", heißt es in einer Stellungnahme an "Heute".

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