Österreich

Stand Amokläufer Abschiebung bevor?

Heute Redaktion
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Jener Afghane, der Mittwochabend in Leopoldstadt vier Menschen das Messer in den Körper rammte, war noch in einem laufenden Asylverfahren. 2016 tauchte er jedoch unter.

Im Zib2-Interview bestätigte Polizeipräsident Gerhard Pürstl, dass der mutmaßliche Amokläufer von der Praterstraße seine Taten gestand und sich ausführlich zum Motiv äußerte. Wie berichtet, brach Jafar S. unter dem Druck des Dauerverhörs zusammen und erzählte alles: Dass er die Tat aus Wut über seine unglücklichen Lebensumstände beging. "Schlechte Stimmung und Aggressionen", so der Afghane.

Motiv: Enttäuschung

Als er in der Hoffnung auf ein besseres Leben im Zuge der großen Migrationswelle 2015 nach Österreich kam, lernte er die ernüchternde Realität schnell kennen. Es dauerte nicht lange bis Jafar S. in das Drogenmilieu abgeglitten und polizeilich auffällig geworden sei. Das letzte Opfer, das am Praterstern niedergestochen wurde, soll einen maßgeblichen Teil an der "Drogensucht" des Verdächtigen beigetragen haben.

Wenn es nach den Aussagen des Polizeipräsidenten Pürstl geht, verhielt sich der Afghane zu seinen Zukunftsabsichten damals sehr widersprüchlich: Einerseits soll er selbst den Wunsch geäußert haben, zurück nach Afghanistan gebracht zu werden, andererseits entzog er sich dem Asylverfahren und tauchte 2016 unter.

Gab es einen Abschiebungsbefehl?

Es wird berichtet, dass die Abschiebung bereits beschlossene Sache war, doch auf Nachfrage bei der Polizei hieß es: "Das Asylverfahren konnte nicht weitergeführt werden, weil der Tatverdächtige seit seinem Verschwinden nicht greifbar war."

Sollte im Zuge der Ermittlungen geklärt werden können, ob und wann der 23-Jährige nach 2016 aktenkundig oder gar in Haft gesessen ist, dann stellt sich die Frage: Hätte man den Amoklauf durch effizientere Bürokratie-Arbeit verhindern können? Innenminister Kickl (FP) jedenfalls forderte in einem ORF-Interview obligat, dass "Straftäter umgehend und konsequent" abgeschoben werden.