Niederösterreich

Star-Anwalt Wolfgang Blaschitz tot vor Gericht gefunden

Promi-Verteidiger Wolfgang Blaschitz ist am Montag völlig unerwartet mit 62 verstorben. Er wurde tot vor dem Landesgericht Wr. Neustadt aufgefunden.

Clemens Oistric
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Anwalt Wolfgang Blaschitz bezweifelt die Zurechnungsfähigkeit seines Mandanten.
Anwalt Wolfgang Blaschitz bezweifelt die Zurechnungsfähigkeit seines Mandanten.
(Bild: Thomas Lenger)

Tiefe Trauer in Österreichs Justiz- und Anwaltsszene: Der aus zahlreichen medienwirksamen Verfahren landesweit bekannte Anwalt Wolfgang Blaschitz ist Montagnachmittag völlig überraschend verstorben. "Heute"-Infos zufolge ist er kurz nach 16 Uhr tot hinter dem Steuer seines Wagens gefunden worden, der zwischen dem Landes- und Bezirksgericht Wr. Neustadt geparkt war. Obwohl der Notarzt rasch zur Stelle war, gab es für Wolfgang Blaschitz keine Rettung mehr. Fremdverschulden wird ausgeschlossen.

Ein Bild aus besseren Tagen: Astrid Wagner mit ihrem "Partner in Crime", Wolfgang Blaschitz
Ein Bild aus besseren Tagen: Astrid Wagner mit ihrem "Partner in Crime", Wolfgang Blaschitz
privat

Kollegin Wagner "tief bestürzt"

Von "Heute" auf die traurige Nachricht angesprochen, sagt Kollegin Astrid Wagner: "Ich bin tief bestürzt. Es erwischt im Leben immer die Falschen – Wolfgang war ein absolut integrer Kollege, stets fleißig und ein absoluter Spitzen-Jurist. Er wird abgehen." Erst gestern habe Wagner noch mit ihm telefoniert: "Er sagte mir, er sei etwas angeschlagen, eine Lebensmittelvergiftung stand im Raum." Wagner kann die Todesnachricht "noch kaum begreifen": "Ich bin dankbar, dass ich ihn in den letzten Jahren einen Freund nennen durfte. Mein tiefes Mitgefühl gilt seinen Hinterbliebenen, insbesondere seinen hochbetagten Eltern, um die sich Wolfgang immer mit wahnsinnig viel Liebe gekümmert hat."

Brillianter Jurist

Wolfgang Blaschitz war in Fachkreisen als brillianter Anwalt, Jurist und Verfasser von grandiosen Beschwerden und Nichtigkeitsbeschwerden bekannt. Auch sein Ruf als Arbeitstier eilte ihm voraus. Egal ob am Montag in der Früh oder am Samstagabend: Wolfgang Blaschitz saß stets in seiner Kanzlei. Erst letzten Samstag mailte er noch nach 20 Uhr den angeforderten Schriftverkehr zu zwei anstehenden Fällen an "Heute" und war nach Durchsicht der Akten sofort telefonisch verfügbar – nach nur zwei Mal läuten ging er ans Handy.

Fußball-Fan

Der 62-Jährige war Nichtraucher und trank auch keinen Alkohol, machte aber seine Arbeit fast ausschließlich alleine. "Alles was ich machen kann, mache ich selbst, da weiß ich zumindest immer über jeden Fall am bestens Bescheid", erklärte der Anwalt einst gegenüber "Heute" auf die Frage hin, warum er denn keine Sekretärin hätte. Privat war der Advokat ein Fußballverrückter, in seiner wenigen Freizeit fuhr er gerne zu Champions-League-Partien.

Bis 23 Uhr bei Red Bull, um 8 Uhr am Landl

Nicht selten kam es vor, dass er bis abends arbeitete, dann mit dem Auto nach Salzburg fuhr, die Bullen live im Stadion anschaute, wieder selbst zurückfuhr, weit nach Mitternacht erst heimkam und um 8 Uhr wieder vor Gericht, in Wien oder Niederösterreich, mitunter auch in Graz oder Klagenfurt, erschien.

Seine Telefonate und Gespräche beendete der Rechtsanwalt mit Schmäh meist unnachahmlich in seinem eigenen Stil: "Alsdann.....in diesem Sinne......bis demnächst." So auch beim letzten Telefonat am Samstag....nur gibt es diesesmal leider kein demnächst.

In den letzten Jahren hatte Wolfgang Blaschitz zahlreiche spektakuläre Mord- und Terrorprozesse, wie den Dreifachkiller von Kottingbrunn ("Heute" berichtete) oder die "Black Lady"-Killerin aus Ebergassing oder den Banker, der eine Bauherrin getötet hatte.

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