ÖFB-Camp in Marbella

Starek: "Rapid-Bosse haben Angst vor radikalen Fans"

Gustl Starek schaute beim ÖFB-Training in Marbella vorbei. Danach nahm sich der 79-Jährige für "Heute" Zeit – und sprach Klartext.

Sport Heute
Starek: "Rapid-Bosse haben Angst vor radikalen Fans"
Gustl Starek sprach in Marbella im "Heute"-Talk Klartext.
GEPA

August "Gustl" Starek ist eine ÖFB-Legende. Der 79-Jährige bestritt 24 Ländermatches, wurde als Spieler mit Rapid Meister und Cupsieger. Das Kunststück wiederholte er als Topstar bei den Bayern an der Seite von Franz Beckenbauer und Gerd Müller. Später wechselte der Wiener auf die Trainerbank. Seit dem Jahr 2000 genießt er seine Pension – unter anderem in Marbella.

"Heute" traf Starek in Südspanien zum Interview. Die ÖFB-Legende sprach Klartext – über das Nationalteam, Alaba und vor allem Rapid.

"Heute": Herr Starek, Sie waren Überraschungsgast beim Training der Nationalmannschaft. Was führt Sie hierher?

Gustl Starek: "Ich denke doch, dass ich noch einen Bezug zum Fußball habe. Darum schaue ich immer im Marbella Football Center vorbei, wenn Teams aus Österreich oder Deutschland hier trainieren. Ich habe in Marbella seit 1997 einen Zweitwohnsitz. Da gehört es sich doch, dass man 'Guten Tag' sagt."

"Heute" fragt nach: Gespräche mit den Sport-Stars

David Alaba und Marko Arnautovic fehlen hier im ÖFB-Trainingslager. Kann man die beiden bei der EURO überhaupt ersetzen?

"Nur schwer ­– aber im Großen und Ganzen sind alle zu ersetzen. Bei Arnautovic bin ich zuversichtlich, dass er fit wird. Bei Alaba wird es knapp. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Ich hatte mit 24 Jahren auch einen Kreuzbandriss, damals war ich mit Bayern Meister und bin fast ein Jahr ausgefallen. Ich habe dann zwar noch zehn Jahre gespielt, auch im Team, war aber körperlich nicht mehr so beisammen wie vor der Verletzung. Das war schon ein Einschnitt. Aber heute sind die Behandlungsmethoden viel weiter, da könnte er es in sechs Monaten schaffen."

Es wird ein Wettlauf mit der Zeit. Könnte Alaba ohne Spielpraxis in die EURO gehen?

"Auf alle Fälle. Ein Spieler seiner Klasse braucht sich nicht einzuspielen, der hat so viel Routine. Die Spielpraxis verliert man nicht. Es hängt ganz alleine von der körperlichen Fitness ab. Ich denke sogar, dass Alaba dabei sein wird – und wenn es notwendig ist, dann auch spielt."

Schlosshotel Berlin – das EM-Quartier des ÖFB

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    Schlosshotel Berlin – das EM-Quartier des ÖFB
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    Das wird gegen Frankreich und die Niederlande der Fall sein...

    "Als ich die Gruppenauslosung sah, habe ich 'na servus' gesagt. Wir sind Außenseiter, keine Frage. Aber die Mannschaft hat zuletzt gezeigt, dass sie hervorragenden Fußball spielen kann, konnte sich auszeichnen. Darum bin ich der Meinung, dass sie auch gegen diese Nationen eine Chance hat. Da auch die vier besten Dritten weiterkommen, muss unser Team die Resultate zumindest so eng halten, dass man aufgrund des Torverhältnisses nicht ausscheidet. Man muss taktisch spielen, auf keinen Fall auf Teufel komm raus angreifen. So wie Rapid gegen Klagenfurt (lacht)."

    Apropos Rapid: Hätten Sie genauso wie Teamchef Ralf Rangnick gehandelt und die "Derby-Sünder" nicht für diesen Lehrgang nominiert?

    "Ich war auch ein Hitzkopf und hätte sie aufgrund dessen nicht rausgeschmissen. Vor allem weiß ich aus eigener Erfahrung, was man in der Euphorie für Blödheiten macht. Ich finde, wenn man sich entschuldigt, sollte das erledigt sein. Ich habe alles nicht so skandalös empfunden, es war einfach dumm. Am Fußballplatz geht es halt rau zu. Zu meiner Zeit in Simmering war das Recht des Stärkeren Gesetz. Wenn ich so empfindlich gewesen wäre wie jetzt viele, hätte ich überhaupt nicht Fußballspielen dürfen. Was ich mir damals alles von den Gegenspielern anhören musste (schüttelt den Kopf). Ich bin halt zu einer anderen Zeit wie der Rangnick aufgewachsen."

    "Unmöglich! Das verstehe ich überhaupt nicht, es hat sich seit Jahrzehnten hochgeschaukelt. Die Rapid-Bosse haben sogar Angst vor den radikalen Fans. Da muss endgültig Tabula rasa gemacht werden. Das sind Wahnsinnige, die machen alles kaputt. Die wollen die Macht übernehmen. Sie bilden sich ein, sie sind wichtiger als der Fußball. Das ist der Grund, warum ich vor Jahren die bezahlte Mitgliedschaft bei Rapid zurückgelegt habe. Das mit den Steckbriefen ist unglaublich. Die Urheber gehören sofort eingesperrt und mit lebenslangem Stadionverbot belegt."

    Zum Sportlichen: Rapid hat noch gegen keine Top-Sechs-Mannschaft gewonnen.

    "Das wirft kein gutes Bild auf die Truppe. Ich sehe in der Mannschaft auch keinen Chef, keinen Spielmacher."

    Die Austria hat sich nicht mal für die Meisterrunde qualifiziert.

    "Aber rein vom Fußball her sehe ich die Austria eine Spur besser als Rapid, sie hat die Top 6 nur knapp verfehlt. Die Austria spielt einen gepflegteren Fußball. Das sage ich, obwohl mein Herz eher Rapid gehört."

    Auf den Punkt gebracht

    • Gustl Starek, ein bekannter Name im österreichischen Fußball, besuchte das ÖFB-Training in Marbella und äußerte sich zu diversen Themen, darunter das Fehlen von Alaba und Arnautovic
    • Er äußerte sich besorgt über die Fan-Situation bei Rapid, deren radikale Fans sogar die Vereinsbosse einschüchtern
    • Starek äußert auch Bedenken hinsichtlich der Leistung von Rapid gegen Top-Mannschaften und hebt die spielerische Qualität der Austria hervor
    red
    Akt.