Politik

Statt Profifußballer wurde er zum SPÖ-Retter

Eigentlich wollte SPÖ-Spitzenkandidat Christian Kern Profifußballer werden, vor der Politik übte er sich auch als Klassensprecher.

Heute Redaktion
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Als Sohn einer Sekretärin und eines Elektroinstallateurs wuchs der bisherige Bundeskanzler und SPÖ-Spitzenkandidat Christian Kern in Simmering auf. Bereits in der Unterstufe zeigte er sein politisches Engagement als Klassensprecher. Sein eigentlicher Traumberuf im Kindesalter war jedoch nicht Politiker, sondern Profifußballer.

Vergangenheit in Grün

Kern war noch Gymnasiast, als die erste Vorform der Grünen entstand. Der heutige SPÖ-Spitzenkandidat war damals Mitbegründer der "Alternativen Liste Simmering" und der "Grünalternativen Liste" (GAL). Doch mit dem Studium endete dann der politische Einsatz für die Grünen.

Wie Kern die Karriereleiter hinauf kletterte

Schon als Student der Publizistik und Kommunikationswissenschaft auf der Uni Wien zeigte der Bundeskanzler sein Interesse an der Politik. Kern engagierte sich im "Verband Sozialistischer Student_innen in Österreich" (VSStÖ) und war Chefredakteur des Verband-Magazins "Rotpress - Zeitschrift für Hochschule, Politik und Kultur".

Als Pressesprecher und Büroleiter des damaligen Klubobmanns Peter Kostelka schnupperte Kern das erste Mal die Luft im Parlament. Vor seiner Karriere als Vorstandsvorsitzender bei der ÖBB-Holding-AG war Kern bereits im Vorstand des Stromanbieters Verbund AG.

Turbulenzen im Wahlkampf

Anschließend wechselte Kern zu den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), von 2010 bis 2016 war er ihr Vorstandsvorsitzender. Nachdem immer wieder Kerns Vorgänger Werner Faymann ein politischer Abgang nachgesagt wurde, wurde Kern immer öfter als möglicher Nachfolger genannt. Nach Faymanns Rücktritt im Mai 2016 kam es auch so. Die SPÖ, zuletzt politisch schwer angeschlagen, hoffte mit Kern auf frischen Wind und die Rettung der Partei. Am 17. Mai wurde Kern vom Bundesparteigremium als neuer Parteichef und Bundeskanzler bestimmt.

International sorgte er schnell für Aufsehen. Etwa mit der kritik, dass "jedes Wiener Kaffeehaus, jeder Würstelstand […] mehr Steuern als ein globaler Konzern" zahle. Gemeint war damit damals eine Diskussion um die Steuerzahlungen von Apple. Anfang 2017 stellte Kern seinen "Plan A", sein Grundsatzprogramm und sein Wahlprogramm vor.

Nach einem ruhigen Wahlkampfauftakt kam die SPÖ zuletzt vor der Wahl ins Straucheln. Interne SPÖ-Mail drangen an die Medien, darin war abschätzig über den Kanzler diskutiert worden. Auch die Beratertätigkeit von Tal Silberstein ging nach hinten los, Facebook-Seiten und Kampagnen gegen die ÖVP fielen der SPÖ auf den Kopf. Tage vor der Wahl hoffte die SPÖ nur noch, dass die Wähler der Partei diese Kampagnen nicht abstrafen würden.

Sportfanatiker

Privat verlief Kerns Leben ruhiger. Er wurde bereits mit 22 Jahren erstmals Vater und zog seinen Sohn einige Jahre alleine auf. Es folgte zwei weitere Söhne und eine Tochter. Nach der Ehe mit Karin Wessely ist der konfessionslose Kern heute mit Eveline Steinberger-Kern verheiratet.

Ein richtiger Party-Löwe war Kern nie und wird er wohl auch nicht mehr werden. Er findet seinen Ausgleich im Sport. Vier Stunden Tennis, Joggen, oder eine große Radtour entsprechen eher dem Geschmack des Spitzenkandidats. (cs)