Politik

Stehen 300 Hanf-Shops vor dem aus?

In jeder größeren und kleineren Stadt Österreich stehen mittlerweile CBD-Shops, die Produkte aus Hanf verkaufen. Doch damit könnte bald Schluss sein.

Leo Stempfl
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Symbolbild
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(Bild: heute.at)

THC und CBD: Beide Stoffe werden aus den Blüten der Hanfpflanze gewonnen und wirken entzündungshemmend, krampflösend und schmerzstillend. Ersterer hat zudem einen berauschenden Effekt, letzterer hingegen nicht. Der Vertrieb von THC-haltigen Produkten ist deswegen unter dem Suchtmittelgesetz verboten, der von CBD-haltigen Stoffen nicht. Geht es nach der EU-Kommission, soll diese Uneinheitlichkeit schon bald beseitigt werden.

Die Kommission bezieht sich dabei auf ein Regelwerk der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1961, das jegliche Extrakte der Hanfpflanze als Suchtstoffe deklariert. Das wäre das Aus für die über 300 CBD-Shops in Österreich. Diese verkaufen getrocknete Blüten, Tees, Kuchen, Öle und viele weitere Produkte mit CBD. Der THC-Gehalt ist durch Züchtung allerdings so niedrig, dass sie keine berauschende Wirkung entfalten. Dadurch unterliegen sie auch nicht dem österreichischen Suchtmittelgesetz.

Chronische Schmerzen

1,5 Millionen Österreicher leiden unter chronischen Schmerzen, aufgrund der speziellen Wirkungsweise von CBD finden viele nur darin Linderung. "Aus der Perspektive dieser ist das ein Wahnsinn", findet Peter Kolba, Jurist und Gründer des Verbraucherschutzvereins. Er selbst verwendet CBD-Produkte als natürliches Beruhigungsmittel zum Einschlafen, berichtet er im Gespräch mit "Heute".

Eine Aufnahme in die sogenannte "Single Convention" der UN, wodurch CBD als Betäubungsmittel deklariert werden würde, "kann nicht im Interesse der Patienten sein", sagt Kolba. Bisher wählte man "österreichische Lösungen" und bezeichnete die Produkte als Aromaöl oder nur zur Anwendung für Tiere, um in CBD-Shops die Produkte trotz geringem THC-Anteil verkaufen zu können.

Hier liege es auch etwa an Gesundheitsminister Rudolf Anschober, eine österreichische Lösung zu finden. So soll verhindert werden, dieses Produkt vollständig in die Hände der Pharmaindustrie zu legen. Auch kleine und mittlerer Unternehmen wären von einem Verbot stark betroffen. "Die droht man zu ruinieren damit", warnt Kolba

Markt mit einem Schlag erledigt

Martina Friedl, Geschäftsführerin der Plattform "Zukunft Hanf Österreich", versucht das Verbot zu verhindern. Ihrer Organisation gehören alle großen Hanfproduzenten Österreichs an. "Die Branche würde eigentlich zusperren können", schlussfolgert sie im Ö1 Journal um acht. Unzählige Arbeitsplätze würden dadurch verloren gehen.

Künstliches, synthetisch hergestelltes CBD wäre von dem Verbot hingegen nicht betroffen und dürfte weiter vertrieben werden. Warum der natürliche Wirkstoff verboten werden soll, scheint widersprüchlich. Friedl vermutet "große Player" dahinter, die "sehr sehr große Finanziers haben aus der Pharmaindustrie". Diese würden versuchen, sich diesen Milliarden-Markt zu vereinnahmen.

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