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Stella tot – das Gespräch der Eltern nach der Tragödie

Sandro L. war überzeugt, seine Tochter wie im Kindergarten abgegeben zu haben. Davon zeugen die Gespräche, die er an dem Tag mit seiner Frau führte.

Sandro L. parkte am 7. Juni 2023 sein Auto vor dem Kindergarten an der Via dei Fucilieri in einem südlichen Vorort von Rom. Er stieg aus, doch die kleine Stella blieb im Auto – sieben Stunden lang.
Sandro L. parkte am 7. Juni 2023 sein Auto vor dem Kindergarten an der Via dei Fucilieri in einem südlichen Vorort von Rom. Er stieg aus, doch die kleine Stella blieb im Auto – sieben Stunden lang.
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"Sandro, wo ist unser Kind? Wer hat Stella mitgenommen?" – die Stimme der Mutter klingt angespannt, als sie ihren Mann anruft. Arianna L. aus Cecchignola südlich von Rom war am Mittwochnachmittag zum Kindergarten gefahren, um ihre elf Monate alte Tochter abzuholen, doch das Kind war nicht da. Minuten später der Schock: Sandro L. hatte an jenem Morgen die kleine Stella im Auto vergessen und war zur Arbeit gegangen. Sieben Stunden später, als Arianna L. ihr Kind im Wagen entdeckte, war es tot.

Jetzt rekonstruiert die italienische Polizei den Fall aufgrund der Telefongespräche der Eltern am Tag der Tragödie.

"Wer hat sie entführt?"

Arianna L. befindet sich im Sekretariat der Kindertagesstätte, sie ist gestresst: "Sandro, hier sagen mir die Lehrerinnen, dass Stella nie angekommen ist!" Ihr Mann, selbst Carabiniere, versteht zunächst nicht, was seine Frau meint. "Aber wie? Wer hat sie entführt?", antwortet er.

Laut ersten Ermittlungen hatte der 45-jährige Vater einen kompletten Gedächtnisverlust erlitten. Wie "Corriere della Sera" berichtet, hatte das Paar wie gewöhnlich bereits am Mittag telefoniert und darüber geredet, wer Stella am frühen Nachmittag abholen geht. Sandro L. war zu diesem Zeitpunkt absolut sicher, das Kind am Morgen in den Kindergarten abgegeben zu haben. Seine Frau sagte dazu: "Gut, dann hole ich sie ab und bringe sie nach Hause."

Ein Tag wie jeder andere

Bei seiner ersten Einvernahme durch die Carabinieri sagte Sandro L. später aus: "Ich war fest davon überzeugt, dass ich sie in der Krippe gelassen hatte, ich weiß nicht, was passiert ist. Ich dachte auch, dass Stella dort war, als ich vor dem Mittag mit meiner Frau sprach, um zu vereinbaren, wer sie abholt."

Der Mann konnte sich nicht daran erinnern, dass etwas Ungewöhnliches passiert sei. "Es war ein Tag wie jeder andere", meinte er, als er von seinen eigenen Kollegen befragt wurde. "Wir standen auf, machten uns bereit. Ich ging mit unserem Hund spazieren, dann legte ich Stella in den Kinderwagen und wir stiegen ins Auto."

Auto stand in der Sonne bei 29 Grad

Am Freitag wurde die Obduktion der Leiche in einem rechtsmedizinischen Institut in Rom durchgeführt. Ist das Kind in der 20 Minuten langen Fahrt zur Krippe eingeschlafen? Die Ergebnisse werden wohl auch zeigen, ob Stellas Todesursache mit den hohen Temperaturen um die 29 Grad zusammenhängt, die an dem Tag herrschten.

Außerdem gilt es bei den Ermittlungen zu klären, ob Sandro L. eine Phase großer Belastung bei der Arbeit erlebte und ob das Familienauto mit der Kindersitz-Warnanlage ausgestattet ist, die seit 2020 in Italien Pflicht ist. Gegen den Vater wird derzeit wegen Vernachlässigung eines Minderjährigen ermittelt.

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