Der Berliner Fotograf und Filmemacher Sebastian Cramer greift ab 24. September in der neuen Ausstellung "Two Views On Plants" im Naturhistorischen Museum (NHM) auf eine fast vergessene Technik zurück: die Stereoskopie. Damit will er einen Gegenpol zur Bilderflut der Digitalfotografie setzen. "Wir leben in einer Welt der Inflation der Bilder. Das führt dazu, dass wir die Bilder nicht besser, sondern dass wir sie oberflächlicher sehen", erklärt er.
In seinen 3D-Werken stellt er Pflanzen als grafische Kunstwerke in den Mittelpunkt. "Sie zeigen, wie vergänglich unsere eigene Existenz ist." Wer sich die Bilder genauer ansieht, erkennt etwa Frauenmantel, Ruhmeskrone oder Schlafmohn stark vergrößert. Die Pflanzen scheinen sich abzuheben und mit den Besuchern mitzubewegen. So er zeigt er etwa, dass die Fruchtstände des Schubert-Lauchs zum Fürchten sein können, weil sie aussehen wie Totenköpfe.
Das NHM nimmt die neue Ausstellung zum Anlass, auch auf die eigenen Herbarien aufmerksam zu machen. Mit 5,5 Millionen Pflanzenbelegen zählt die Sammlung zu den größten der Welt, wie Kuratorin Tanja Schuster betont: "Diese Schau ist ein kleiner Test für die hoffentlich kommende permanente botanische Ausstellung."
"Two Views On Plants" legt den Fokus – bei aller Bedeutung der Pflanzen für menschliches Leben – vor allem auf ihre Schönheit, sagt NHM-Generaldirektorin Katrin Vohland. "Wir wollen es schön haben – und Blumen gehören ganz oft dazu. Schönheit und Ästhetik tun uns Menschen gut."