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Stifled im Test: Sie können deine Angst hören

Das Entwicklerstudio Gattai Games aus Singapur veröffentlicht mit Stifled VR einen außergewöhnlichen Horrortitel für PlayStation VR.

Heute Redaktion
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Die Idee von Stifled, das drei Jahre in der Entwicklung war, ist so simpel wie genial. Einzig, dass es wirklich funktionieren würde, glaubten wohl nur wenige. Ein VR-Horror-Titel, in dem man als blinder Mann seine Umgebung nur mit der eigenen Stimme über das Headset-Mikrofon visualisieren kann? Zu gut um wahr zu sein, so dachte man.

Was Gattai Games abgeliefert hat, ist aber in vielen Belangen beeindruckend. Durch das Schicksal hat Protagonist David Ripley sein Augenlicht verloren. Das hat zur Folge, dass sich die Umgebung nur mit Hilfe der eigenen Stimme erkunden lässt, eben über das Playstation-VR-Headset-Mikrofon. Stößt man Geräusche aus, wird die geheimnisvolle VR-Welt rund um den VR-Spieler sichtbar. Das erinnert an den erblindeten Superhelden "Daredevil".

Zweiter Clou: Während laute Geräusche die düstere Welt offenbaren, machen sie gleichzeitig Feinde aller Art auf den Spieler aufmerksam. Und wir wissen alle was passiert, wenn in einem Horrorstreifen ängstlich "Ist da jemand?" gefragt wird... Zur beklemmenden VR-Atmosphäre liefert Stifled so ein Stück weit Strategie dazu.

Fokus auf Geräuschen

Stifled verfolgt einen komplett neuen VR-Ansatz. Bisherige VR-Games luden zum visuellen Erforschen der Umgebung ein, Stifled fokussiert aber fast vollständig auf den Audio-Aspekt. Dementsprechend simpel und minimalistisch ist auch die Grafik. Die meiste Zeit über befindet man sich in totaler Dunkelheit.

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Erzeugt man durch Schritte, Töne oder Wörter einige Geräusche, erscheint die Umgebung in simplen Linien, Gänge, Wände und Rohre werden nur durch wenige Striche dargestellt. Die Schallwellen machen die sonst schwarze Umgebung aber nur für einen kurzen Moment sichtbar und sie reichen auch nur eine kurze Distanz, was den sichtbaren Bereich stark eingrenzt.

Wie ein Albtraum

Albtraumhaft macht Stifled VR, dass man als Spieler immer nur durch eine Welt schreitet, die für Sekundenbruchteile sichtbar ist und beim Fortbewegen schon wieder in Dunkelheit verschwindet. Man tastet sich also vorwärts, als dass man weiß, wohin man wirklich gerade geht. Das wäre schon in einem Standard-Spiel gut, in VR ist die Idee aber geradezu grandios.

Allerdings darf man von Stifled keine Schockmomente und grauenhaften Szenen wie von einem Horror-Juwel wie Resident Evil 7 erwarten. Auch eine unheimliche und packende Handlung sucht man vergebens. Das eine oder andere Mal werden Geräusche in Stifled den Spieler erschrecken, statt offensiver Grauen gibt es aber eine generell unangenehme Grundstimmung und das Gefühl, dass überall in der Dunkelheit "etwas" lauern könnte.

Es spielt sich im Kopf ab

Auch wenn Stifled bei den Effekten geizt, schafft es der Titel, diese stille Gruselatmosphäre über eine lange Zeit hochzuhalten. Es scheint fast so, als bereiten die Entwickler nur den Boden für diese Erfahrung und der Spieler gruselt sich durch seine Erwartungshaltung selbst bei jedem Schritt und Geräusch. Mehr als einmal wird man sich dabei erwischen, einfach still in der Dunkelheit zu verharren und zu hoffen, dass einen keine Kreatur in der Finsternis gehört hat.

Denn auch die Feinde sind nur fähig, den Spieler auszumachen, indem sie seine Geräusche hören und orten. Und ja, sie können die Angst des Spielers hören - jeder unbedachte Schritt, jedes zum falschen Zeitpunkt ausgestoßene Geräusch kann die Gestalten auf die Fährte des VR-Gamers führen.

Fazit

Stifled ist ein simples und minimalistisches Spiel, weiß aber in puncto Horror und Atmosphäre trotzdem zu begeistern. Leider kann die Story dabei nicht mithalten, das Erlebnis ist nach einer Spielzeit von drei bis fünf Stunden auch schon wieder vorbei. Eine Empfehlung für Horror-Freunde, denen es mehr um die Atmosphäre und weniger um Grafik und Effekte geht, gibt es dennoch.