Seit rund einem Jahr gelten in Wien strengere Regeln, was die Nutzung und auch das Abstellen von Leih-E-Scooter betrifft. Das Nachschärfen war nötig, weil die sperrigen Gefährte immer öfter Gehsteige und Parkplätze blockierten und zu gefährlichen Stolperfallen für Fußgänger wurden. "Wir wollen das Scooter-Chaos auf den Gehsteigen schnellstmöglich beenden!", versprach Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) im Mai 2023.
Die strengeren Regeln für die Leih-Scooter gelten nun seit einem Jahr. In dieser Zeit wurden 44.742 Parkstrafen ausgestellt, berichtet der "ORF". Die meisten Strafen gab es demnach bisher im Oktober des Vorjahres (7.275), zuletzt waren es um die 2.000 im Monat, heißt es. Im Mai wurden erstmals weniger als 2.000 Parkstrafen gezählt, wie Zahlen der Stadt Wien zeigen.
„Wir sehen tatsächlich, dass die Nutzer gelernt haben, wie man die E-Scooter vernünftig parkt.“Tim SchäferSprecher E-Scooter-Anbieter VOI
Die Zahl der Parkstrafen geht also zurück, wie auch die Betreiber bestätigen: "Wir sehen tatsächlich, dass die Nutzer gelernt haben, wie man die E-Scooter vernünftig parkt, und dass die neuen Regeln greifen, dass die Regeln verstanden werden", so Tim Schäfer, Pressesprecher des E-Scooter-Anbieters VOI zu "Wien heute".
Auch Lukas Windler, Pressesprecher des Anbieters Lime, bestätigt den Rückgang der Strafen – und knüpft daran auch gleich einen Wunsch an die Stadt: "Jetzt, wo sie sich auf einem erträglichen Niveau befinden, mit sinkendem Trend, würden wir uns wünschen, dass wir uns in den Innenstadtbereichen und auch in den äußeren Bereichen über eine Flottenausweitung unterhalten können."
2023 wurden in Wien 417 E-Scooter-Fahrer bei Unfällen verletzt. Das ist die offizielle Zahl, die Dunkelziffer ist laut Experten weit höher. Seit Beginn des E-Scooter-Booms im Jahr 2019 hat sich auch die Anzahl der Verletzten in Österreich von 1.200 auf 6.000 im Jahr 2023 verfünffacht. Nicht selten ist bei den Unfällen auch Alkohol im Spiel. Daher wird auch der Ruf nach einer Helmpflicht für Scooter-Fahrer immer lauter.
Unter den prominentesten Opfern war im vergangenen Jahr auch Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). Brunner befand sich Anfang Jänner auf dem Heimweg vom Empfang nach der Eröffnungsfeier des sanierten Parlaments, als er zu später Stunde in der Nähe der Freyung in der Wiener Innenstadt schwer stürzte. Passanten fanden den Minister bewusstlos und aus einer Kopfwunde blutend auf. Brunner wurde daraufhin mehrere Tage im AKH behandelt – "Heute" berichtete.
Diese strengeren Regeln bedeuteten Ende März dieses Jahres auch das Aus für einen der Wiener Leihscooter-Anbieter: Aufgrund mehrfacher Vertragsverstöße kündigte die Stadt Wien den Vertrag mit dem Anbieter "Superpedestrian", der unter dem Namen "Link" Scooter vermietete. "Den wiederholten Aufforderungen, die vertraglich fixierten Auflagen zu erfüllen, ist das Unternehmen nicht nachgekommen. Die Stadt Wien hat daher den Vertrag gekündigt", erklärte Verena Ebenberger, Leiterin der MA 65, im Frühjahr.