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Strahlt das iPhone 11 Pro viel stärker als erlaubt?

Heute Redaktion
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Laut einem unabhängigen Testlabor gibt das neueste Apple-Modell beinahe doppelt so viel Strahlung ab, wie in den USA erlaubt – entgegen den Angaben von Apple.

Das neuste Smartphone von Apple, das iPhone 11 Pro, strahlt gewaltig. Das behauptet das unabhängige Forschungslabor RF Exposure Lab, das das Modell getestet hat. Das Resultat: Der gemessene Strahlungswert (SAR) liegt bei 3,8 Watt pro Kilogramm. Das Limit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist bei 2 W/kg angesetzt. In den USA liegt das Limit noch tiefer. Laut der US-Kommunikationsbehörde FCC ist dieses bei 1,6 W/kg angesetzt.

Unterschiedliche Testergebnisse

Laut der Messung des RF Exposure Lab strahlt das iPhone 11 Pro also mehr als doppelt so stark wie in den USA erlaubt. Auch die Limite der WHO wird überschritten. Stellt sich die Frage, weshalb dieser Wert so stark von jenem, den Apple selbst kommuniziert hat, abweicht. Laut Hersteller liegt der SAR-Wert des iPhone 11 Pro bei 0,99.

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, führte die FCC selbst Tests am iPhone 11 Pro durch. Dabei konnte kein überhöhter SAR-Wert gemessen werden. Wie kam RF Exposure Lab also auf diesen Wert?

Verschiedene Geräte getestet

Dazu gibt es laut Joel Moskowitz, Strahlen-Wissenschaftler an der Universität Berkeley, verschiedene Theorien. Gegenüber "IEEE Spectrum", sagt er, dass die Testmethoden von RF Exposure Lab fehlerhaft sein könnten. Allerdings handelt es sich um ein zertifiziertes Testlabor, das ständig Tests dieser Art durchführt.

HIER >> Diese Smartphones strahlen besonders stark

Die zweite Möglichkeit sei beunruhigender, so Moskowitz: RF Exposure Lab habe die Telefone, die getestet wurden, selbst gekauft. Jene Geräte, die von der FCC getestet wurden, seien jedoch von Apple zur Verfügung gestellt worden. "Es wäre ein Leichtes, diese Telefone mit einer Spezial-Software zu versehen, sodass sie weniger stark strahlen", so Moskowitz.

Veraltete Testmethoden

Die Tech-Website BGR sieht dies aber eher als Verschwörungstheorie an. Sie gibt eine andere Erklärung: Die Studie von RF Exposure Lab wurde von Penumbra Brands in Auftrag gegeben. Die Firma macht ihr Geld mit dem Verkauf von Schutzhüllen, die die Strahlung eines Smartphones – beispielsweise eines iPhones 11 Pro – mindern sollen. "Die Firma warnt also vor der Strahlung des iPhones und ist gleichzeitig gewillt, den Kunden eine Hülle gegen dieselbe Strahlung zu verkaufen. Wie praktisch", heißt es auf der BGR-Website.

Apple hat sich bisher nicht zu den gemessenen Werten von RF Exposure Lab oder zu den Anschuldigungen von Moskowitz geäußerst.

Tipps um Strahlenbelastung zu verringern

Während sich die Wissenschaft nach wie vor uneins über die tatsächliche Strahlengefahr durch Handys ist, gibt das "Öffentliche Gesundheitsportal Österreichs" folgende Tipps, um die persönliche Strahlenbelastung von Mobiltelefonen zu verringern:

+ Freisprechanlage verwenden (nicht nur aus Sicherheitsgründen beim Autofahren),

+ Headsets nutzen,

+ Telefonate kurz halten,

+ Handy nicht direkt am Körper tragen,

+ beim Verbindungsaufbau ein wenig warten, bevor das Handy an den Kopf geführt wird (GPS)

Die Tests, die den SAR-Wert eines Telefons ermitteln, überprüfen die Strahlung, wenn ein Telefon 5 Millimeter vom Körper entfernt gehalten wird. Dies ist zwar nicht viel, bei einer normalen Nutzung befindet sich das Telefon aber häufig in einem Abstand von rund 2 Millimetern vom Körper entfernt. Dies ist ein Grund, weshalb einzelne Strahlenforscher seit längerem eine Überholung der Messmethoden des SAR-Werts fordern.