Niederösterreich

Streit um Rasen endete mit Stich: 6 Jahre für Totschlag

Wegen eines Rollrasens hatte ein Hausbesitzer (35) einen Unternehmer (31) niedergestochen, heute kam es zum Mordprozess in Wr. Neustadt.

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Der Angeklagte
Der Angeklagte
Lenger Thomas

Fortsetzung im Prozess wegen versuchten Mordes am heutigen Dienstag am Landesgericht Wiener Neustadt: Mehmet B. (35) soll laut Anklage den verhassten Rasenleger (31) mit einem Messer schwer verletzt haben.

Die Vorgeschichte: Der 35-Jährige aus NÖ hatte im Frühjahr 2020 einen auf Rollrasen spezialisierten Unternehmer mit der Errichtung einer Rollrasenfläche bei seinem Einfamilienhaus beauftragt. Doch die Arbeit geriet wegen Lohnstreitigkeiten ins Stocken. Nach einigen Debatten wollte man sich am 24. April 2020 an einer Tankstelle in Wiener Neustadt zur Aussprache treffen. 

Stich vor Klinikum

Doch sowohl der Hausbesitzer als auch der Unternehmer nahmen sich Verstärkung mit: Cousins, Verwandte und Bekannte. Die Aussprache wurde jedoch immer lauter und endete schließlich in einer Schlägerei mit knapp zehn Beteiligten.

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    Angeklagter am Weg in den Gerichtssaal
    Angeklagter am Weg in den Gerichtssaal
    Lenger Thomas

    Bei der Prügelei wurden schließlich mehrere Männer leicht verletzt, es setzte Anzeigen (Anm.: wurde gesondert verhandelt). Auch der 31-Jährige begab sich ins Wr. Neustädter Landeskrankenhaus, wurde ambulant behandelt, der 35-Jährige wartete mit seiner Partie vor dem Klinikum. Dann kam es zum blutigen Finale: Erst wollte der 35-Jährige mit einem Besenstiel auf den 31-Jährigen losgehen, sein Cousin nahm ihm jedoch den Besenstiel ab. Der wegen des Rasens rasende Austrotürke holte dann laut Anklage ein Stanleymesser aus dem Auto und rammte es dem Unternehmer zwei Mal in die Brust ("Heute" berichtete).

    "Gut integriert"

    Am ersten Prozesstag im November 2020 hatte Anwalt Manfred Arbacher-Stöger jegliche Tötungsabsicht seines Mandanten bestritten, sprach von absichtlicher Körperverletzung. "Mein Mandant ist türkischstämmig, in Österreich geboren, geht arbeiten, hat drei Kinder. Er ist ein Musterbeispiel für Integration. Er hat sich halt sehr über seinen Geschäftspartner geärgert", so der Advokat.

    Versuchter Totschlag

    Am Dienstag wurde die Verhandlung in Wr. Neustadt fortgesetzt, Advokat Arbacher-Stöger lief zur Höchstform auf. Die Geschworenen waren sich mit 8:0 Stimmen einig: Es war kein Mordversuch, alle acht Laienrichter waren für versuchten Totschlag. Die Strafhöhe: 6 Jahre Haft (nicht rechtskräftig, Strafrahmen bei Totschlag: 5 bis 10 Jahre Haft).