Politik

Streitthema Einweg-Pfand: Wer dafür ist, wer dagegen

60 Prozent der "Heute"-Leser fänden ein Pfandsystem gut. Bei den Interessensvertretern gibt es allerdings auch heftige Gegenstimmen.

Heute Redaktion
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Ein Pfandsystem für Einweg-Plastikflaschen - auch kleine 0,5-Liter-Gefäße. Das könnte die Lösung sein, wenn es darum geht, Einweg-Plastik zu vermeiden. Umweltministerin Leonore Gewessler will diese Idee besprechen. Aber noch bevor dieser Ende Jänner angekündigte Runde Tisch stattfinden kann, stecken die Interessensvertreter ihre Positionen ab.

Müllsammler skeptisch

Im "Kurier" kommt am Mittwoch der Vorstand der ARA (Altstoff Recycling Austria), Christoph Scharff, zu Wort. Er ist sehr skeptisch.

Dazu muss man wissen: Das derzeitige Recyclingsystem bringt der ARA Geld. Verpackungshersteller bezahlen dem Unternehmen eine Gebühr, damit dieses Gelbe Tonnen und Gelbe Säcke aufstellt und wieder abholt und sich um das Recycling kümmert. Dieses System koste etwa 100 Millionen Euro, so Scharff.

Für ein zusätzliches Pfandsystem für Einwegflaschen wären nochmals 30 Millionen Euro nötig. Die ARA würde dadurch allerdings weniger Gebühren bekommen: "Natürlich müssten wir dann rückbauen, sprich die Zahl der Sammelbehälter reduzieren", sagt Scharff dazu.

Kunden werden zahlen

Die Kunden wiederum würden nicht nur für den zusätzlichen Pfand aufkommen müssen - auch die Umrüstungs- und Infrastrukturkosten eines Pfandsystems (beispielsweise Rückholautomaten) würden letztendlich auf den Konsumenten umgewälzt. Da sind sich die Experten sicher.

Zusätzlich weist Scharff darauf hin, dass ein Pfandsystem das Problem vielleicht gar nicht wirklich lösen würde. In Deutschland funktioniere das System vor allem bei großen Flaschen (1 und 1,5 Liter) gut, schwierig wird es bei kleineren: "Das Problem sind die kleineren Flaschen für den Außer-Haus-Konsum. Dafür ist das Pfand keine Lösung", findet er.

Falscher Hebel

Auch der Chef der Müllentsorgungsfirma Saubermacher, Hans Roth, kann der Pfand-Idee nicht viel abgewinnen. Die PET-Flaschen seien ohnehin nicht der größte Hebel, da gebe es ganz andere Baustellen.

"Wir reden hier von 7.000 Tonnen PET. Viel wichtiger wäre es, über die 500.000 Rohstoffe zu reden, die jedes Jahr im Restmüll landen. Dazu brauchen wir einen Runden Tisch. Wir müssen über die Sortierung reden. Vor allem im gewerblichen Bereich gibt es Aufholbedarf."

Lob von NGOs

Auf der anderen Seite finden NGOs wie Greenpeace, Global 2000 oder der WWF das angedachte System super: "Ein Pfand auf Einweg-Getränkeverpackungen ist die einzig sinnvolle und kostengünstigste Variante, um Vorgaben der EU-Richtlinie einzuhalten und die Verschmutzung der Natur deutlich zu reduzieren", sagt Global 2000-Plastiksprecherin Lena Steger.

Auch "Heute"-Leser, die an unserer Umfrage teilgenommen haben, fänden ein Pfandsystem positiv. Stand 05. Februar 16 Uhr waren über 60 Prozent der Teilnehmer der Meinung, ein Pfandsystem sei die beste Lösung, da es Müll vermeiden und gleichzeitig Ressourcen schonen könnte.