Politik

Studentenvertreter rissen Judenwitze in Privat-Chats

Screenshots aus geschlossenen Facebook-Gruppen der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft am Juridicum offenbaren Skandalöses.

Heute Redaktion
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Der Wiener Wochenzeitung "Falter" wurden Screenshots und Protokolle aus internen Chat-Gesprächen der ÖVP-nahen Studentenvertretung Aktionsgemeinschaft (AG) zugespielt. Darin posten die Jus-Studenten Hakenkreuz-Bilder und Judenwitze. Das teilte "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk am Dienstag vorab über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Anne Frank verhöhnt

Führende Studentenvertreter sowie Mitglieder der Jungen ÖVP witzeln darin nicht nur über Behinderte sondern posten auch "rassistische Pamphlete". Um 17 Uhr will der "Falter" Auszüge aus den Chatprotokollen online veröffentlichen. Ein vorab veröffentlichte Screenshot zeigt etwa ein Posting mit Bilder von Aschehaufen, die mit "leaked Anne Frank nudes" ("Nacktbilder von Anne Frank") betitelt sind.

Die AG-Jus hat sich bereits vor Veröffentlichung der Chatprotokolle auf Facebook zu Wort gemeldet und sich für die Postings entschuldigt. "In diesen privaten Gruppen teilten einige unserer Mitglieder unter dem vermeintlichen Schutz der Vertraulichkeit politisch inkorrekte, geschmack- und niveaulose Dinge aus dem Internet", so die AG-Jus.

AG: Nur "schwarzer Humor"

Die antisemitischen Postings würden nicht die Haltung der AG wiederspiegeln, betonten die Studentenvertreter. Es handle sich vielmehr "um die dümmstmögliche und verurteilenswerteste Art von schwarzem Humor". Andere der Screenshots seien "aus dem Zusammenhang einer Diskussion gerissen", um der Aktionsgemeinschaft "vor der Wahl größtmöglichen Schaden zuzufügen".

Für diese Rechtfertigungen erntete die AG in den Kommentaren unter dem Facebook-Posting viel Kritik. Zahlreiche User warfen ihnen vor, die Äußerungen zu verharmlosen. Die Jüdischen österreichischen HochschülerInnen (JöH) kritisierten den "lahmen Rechtfertigungsversuch" der AG-Jus.

Auch die meisten anderen ÖH-Fraktionen kritisierten die AG-Jus. Die VSStÖ forderte eine lückenlose Aufklärung und Konsequenzen. Die GRAS teilte mit, AG-Funktionäre seien bereits früher "negativ mit Aussagen über die angebliche Überflüssigkeit von antifaschistischer Arbeit der ÖH" aufgefallen. Die JUNOS forderten den Rücktritt der AG-Spitzenkandidatin Grohmann.

Bundes-AG schließt Beteiligte aus

Die Bundes-AG fand klarere Worte: "Sobald wir davon erfahren haben, wurden die Beteiligten mit sofortiger Wirkung von der AG Jus und somit aus der AktionsGemeinschaft ausgeschlossen", teilte die Bundesorganisation per Aussendung mit.

Auch die Junge ÖVP schloss die beteiligten Mitglieder mit sofortiger Wirkung aus der Organisation aus. Auch ÖVP-Außenminister Sebastian Kurz, früher selbst Chef der JVP, verurteilte die Entgleisungen auf Twitter.

(hos)