Österreich

Lebensmittel zu teuer, Studentin musste zum Sozialmarkt

Parastoo J. (32) flüchtete aus dem Iran. Weil sie wenig Geld zur Verfügung hatte, konnte sie sich den Einkauf im Supermarkt nicht leisten.

Christine Ziechert
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Parastoo J. (r.) kaufte früher bei Sozialmarkt-Filialleiterin Andrea Costea (l.) ein, nun arbeitet sie selbst dort.
Parastoo J. (r.) kaufte früher bei Sozialmarkt-Filialleiterin Andrea Costea (l.) ein, nun arbeitet sie selbst dort.
Sabine Hertel/Christine Ziechert

Parastoo J. (32) hat es geschafft: Da die Iranerin über wenig Einkommen verfügte, musste sie früher im Samariterbund-Sozialmarkt einkaufen – nun arbeitet sie dort als Angestellte: "Ich bin im November 2015 aus dem Iran geflüchtet, aus religiösen Gründen. Meine Religion, das Bahaitum, war dort verboten. Es wird nur der Islam akzeptiert", erzählt die Wienerin. 

In ihrer Heimat absolvierte sie den Bachelor in Psychologie, auch in Österreich begann Parastoo J. mit einer Hochschul-Ausbildung: "Ich studiere Kultur- und Sozialanthropologie in Wien, möchte nebenbei noch Babysitten", so die 32-Jährige. Ihr zweites "Zuhause" ist der Samariterbund-Sozialmarkt (Soma) in Wien-Meidling: "Vor zwei Jahren habe ich begonnen, hier einzukaufen, weil die Preise sehr niedrig sind. Ich habe mich so wohl gefühlt, dass ich begonnen habe, im Sozialmarkt ehrenamtlich zu arbeiten. Seit 1. März bin ich nun hier angestellt", berichtet die 32-Jährige stolz.

"Die Leute kommen nicht zum Spaß her. Viele sagen mir: 'Ich kann's mir draußen einfach nicht mehr leisten'" - Andrea Costea, Leiterin des Sozialmarktes in Wien-Meidling

Wie "Heute" berichtete, können sich neben Studenten wie Parastoo J. auch viele Pensionisten wie Waltraud S. (81) den Einkauf im Supermarkt nicht mehr leisten. Etwa um ein Drittel günstiger werden Lebensmittel, Hygiene-Artikel & Co. im Sozialmarkt veräußert: "Die Leute kommen nicht zum Spaß her. Viele sagen mir: 'Ich kann's mir draußen einfach nicht mehr leisten'", erklärt Andrea Costea, Leiterin des Soma in Wien-Meidling.

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    Sven Hoppe / dpa / picturedesk.com

    Rund 80 bis 100 Personen kaufen täglich in der Sozialmarkt-Filiale ein – Tendenz steigend: "Seit der Pandemie erleben wir einen Anstieg. Viele wurden arbeitslos oder mussten in Kurzarbeit. Seit Jänner gibt es noch einmal eine Steigerung aufgrund der immer teurer werdenden Lebensmittel. Wir hören oft, wie schlecht es den Kunden geht, das tut einem im Herzen weh."

    "Wenn ich mit dem Studium fertig bin, möchte ich meine Familie im Iran besuchen. Und ich möchte einen Job als Sozialarbeiterin finden" - Studentin Parastoo J.

    Wer in einem Samariterbund-Sozialmarkt einkaufen möchte, darf als Einzelperson maximal 1.238 Euro pro Monat (zwölf Mal pro Jahr) zur Verfügung haben, bei Paaren sind es 1.856 Euro. Pro Kind kommen noch 371 Euro dazu. Zudem müssen Ausweis und Meldezettel vorgewiesen werden: "Wir prüfen aber jeden Einzelfall. Es kommt ja immer auch auf die individuelle Situation an", erklärt Costea.

    Die Situation von Parastoo J. hat sich auf jeden Fall seit ihrer Tätigkeit im Sozialmarkt verbessert. Ihre Wünsche für die Zukunft: "Wenn ich mit dem Studium fertig bin, möchte ich meine Familie im Iran besuchen. Oder vielleicht kommt sie auch nach Wien. Und ich möchte einen Job als Sozialarbeiterin finden."