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Studie: Autisten vermeiden Blickkontakt

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia/Symbolbild

Sozialkontakte zwischen Menschen finden über die Augen statt. Personen mit Autismus fällt der Augenkontakt mit anderen schwer. Nun hat ein Forscherteam gezeigt, dass sie nicht ein Defizit in der Gesichtswahrnehmung haben, sondern ihnen soziale Stimuli unangenehme Gefühle bereiten.

Die Forscher haben für die Studie die sogenannte Thatcher-Illusion verwendet: Per Photoshop werden auf einem Foto von einem Gesicht Augen und Mund um 180 Grad gedreht, wodurch das Bild grässlich entstellt wirkt. Stellt man das Bild aber auf den Kopf, wirkt das manipulierte Gesicht normal.

Als Ursache vermuten Hirnforscher eine unterschiedliche Verarbeitung von aufrechten und umgekehrten Gesichtern im Gehirn. Menschen mit Autismus fällt es generell schwer, Gesichter zu erkennen und vor allem auf die Augenpartie von anderen zu achten. Also erhofften sich die Forscher Aufschlüsse davon, wie Autisten und Kontrollpersonen auf die Thatcher-Illusion reagierten.

Bei Versuchen mit dem Kernspintomographen zeigte sich, dass die Autisten der Illusion auch verfielen. Als sie jedoch die Aufmerksamkeit der Probanden gezielt auf die Augen der manipulierten Bilder richteten, gelang es den Autisten besser, entstellte von normalen Bildern zu unterscheiden als vorher.

Dabei zeigte sich jedoch bei ihnen eine starke Aktivierung diverser Hirnregionen wie der Amygdala, des Stress- und Angstzentrums. Offenbar führe das Fokussieren auf die Augen bei Autisten zu unangenehmen Gefühlen, erklären die Forscher.

Dies könne der Grund sein, weshalb sie direkten Augenkontakt oft vermeiden.

Die Wissenschafter schließen daraus, dass Autisten wegen dieser sozialen Vermeidungsreaktion Gesichter schlecht erkennen - und nicht umgekehrt. Gezieltes Fokussieren auf die Augenpartie könnte demnach ihre sozialen Fähigkeiten verbessern, schlagen sie vor.

"Ich schau dir in die Augen, Kleines" sollte demnach fester Bestandteil von entsprechenden Verhaltenstherapien sein.