Gesundheit

Stundenlang in der Sonne am Handy – Frau nun blind

Dass man nicht direkt in die Sonne schauen soll, ist bekannt. Aber auch lange aufs Smartphone blicken kann gefährlich für die Augen sein.

Sabine Primes
Die 20-jährige Frau verbrachte einige Stunden am Strand und hat auf ihrem Mobiltelefon gelesen.
Die 20-jährige Frau verbrachte einige Stunden am Strand und hat auf ihrem Mobiltelefon gelesen.
Getty Images/iStockphoto

Wir alle wissen, dass man nicht direkt in die Sonne schauen sollte. Doch Ärzten zufolge kann der Blick aufs Handy an einem sonnigen Tag genauso gefährlich für die Augen sein. in der Fachzeitschrift "Journal of Medical Case Reports" werden die Fälle zweier Patienten beschrieben, die schwere Netzhautschäden erlitten, nachdem sie Stunden auf dem Smartphone bei starker Sonneneinstrahlung verbracht hatten, ohne dabei eine Sonnenbrille zu tragen. Die Netzhaut ist die Gewebeschicht im hinteren Teil des Auges, die am empfindlichsten für Licht ist. Sie ist der Teil des Auges, der für das feine Sehen verantwortlich ist, das wir für Aufgaben wie das Lesen benötigen.

Schädigung der Netzhaut

Beide Patienten waren sich sicher, dass sie nicht direkt in die Sonne geschaut hatten, was die Mediziner zu dem Schluss führte, dass die Blendung durch die Sonne, die von ihren Handys reflektiert wurde, für die Augenschäden verantwortlich war. Die erste Patientin –  eine 20-jährige Frau – verbrachte einige Stunden am Strand und hat auf ihrem Mobiltelefon gelesen. Dabei wurde die Netzhaut des Mädchens durch die Sonne so geschädigt, dass sie Schwierigkeiten hatte, weit entfernte Formen zu erkennen. Außerdem blieb bei ihr ein dauerhaftes Zentralskotom zurück – ein blinder Fleck, der in der Mitte des Gesichtsfeldes entsteht. Der zweite Patient ist ein 30-jähriger Mann, der auf der Sonnenterrasse eines Skigebiets vier Stunden lang auf seinem Tablet gelesen hat. Auch sein Sehvermögen war danach gestört als er Dinge in der Ferne nicht mehr erkennen konnte.

Solare Makulopathie

Augenuntersuchungen der beiden Patienten bestätigten, dass beide an einer solaren Makulopathie litten. Das ist eine Erkrankung, die in der Regel durch den direkten Blick in die Sonne verursacht wird. Dies sind die ersten beiden Fälle von solarer Makulopathie, die durch vom Bildschirm mobiler Geräte reflektiertes Sonnenlicht verursacht wird, so die Mediziner. Keiner der beiden Patienten erhielt eine Behandlung für seine Augenschäden, da es dafür bi dato keine etablierte Therapie gibt. Aber innerhalb von nur zwei Monaten nach dem Vorfall hatte sich der männliche Patient vollständig erholt. Bei der Patientin besserten sich einige Symptome nach fünf Monaten. Sie blieb jedoch mit einem langfristigen Skotom auf ihrem rechten Auge zurück.

Die solare Retinopathie ist eine Schädigung der Netzhaut, die dann auftreten kann, wenn man längere Zeit mit ungeschützten Augen in die grelle Sonne schaut. Sie ist eine direkte Folge von photochemischen Vorgängen, die beim Einfall des Sonnenlichtes auf die Netzhaut erfolgen. Da das Auge auch eine Augenlinse hat, welche das Licht auf der Netzhaut fokussiert, entsteht dort eine partielle Erwärmung, wie durch die Fokussierung von Sonnenlicht durch ein Brennglas. Eine gesicherte Behandlung ist nicht etabliert. Sonnenbrillen mit entsprechenden Lichtfiltern sollen die Strahlenbelastung der Augen reduzieren und so Netzhautschäden verringern.
Die solare Retinopathie kann auf einem oder beiden Augen auftreten. Zu den milderen Symptomen zählen Kopfschmerzen, Augenschmerzen, Lichtempfindlichkeit oder wässrige Augen. Schwerwiegende Symptome sind Veränderungen des Sehvermögens (z.B. verschwommenes Sehen), teilweiser oder vollständiger Verlust des Sehvermögens, Visualisieren von Objekten in unnatürlichen Farben oder Sehen von normalerweise farblosen Objekten in Farbe, Visualisieren von normalerweise geraden Linien als kurvige Linien oder Schmerzen im Auge.

An diesen Orten unbedingt Sonnenbrille tragen

Spanische Augenärzte rufen im Fallbericht dazu auf, das Bewusstsein für die möglichen Risiken indirekter Sonnenschäden an Augen zu schärfen. Eine Sonnenbrille mit entsprechendem Sonnenfilter an Orten mit erhöhter Sonneneinstrahlung zu tragen (am Strand, in Wassernähe, auf der Skipiste) sei unablässig. Die Sonnenmakulopathie kann sich von selbst bessern, wenn das Auge von innen heraus heilt. Wenn die Sonne jedoch die äußere Netzhaut eines Patienten beschädigt hat – wie im Fall des Mädchens – kann ein blinder Fleck im Auge zurückbleiben.

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