Ukraine

Sturm auf Kiew: Russischer Konvoi steckt in Schlamm fes

Seit Tagen rollt ein 65 Kilometer langer Militärkonvoi auf die ukrainische Hauptstadt Kiew zu. Jetzt ist der Vormarsch jedoch ins Stocken geraten.

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Ein rund 65 Kilometer langer Militärkonvoi nähert sich der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Doch seit Stunden geht nichts mehr voran.
Ein rund 65 Kilometer langer Militärkonvoi nähert sich der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Doch seit Stunden geht nichts mehr voran.
- / AFP / picturedesk.com

Die ukrainische Hauptstadt Kiew wappnet sich für einen Großangriff der russischen Armee. Seit Tagen wird die rund 3-Millionen-Einwohnerstadt von schwerem Artilleriebeschuss erschüttert. In der Nacht kam es erneut zu mehreren heftigen Explosionen. Videos, die auf sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden, zeigen, wie eine massive Detonation den ganzen Himmel über Kiew orange zum Glühen bringt.

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Ein Team des US-Newssenders CBS schloss gerade eine Live-Schaltung ab, als sie von dem grellen Licht überrascht werden. "Was zur Hölle war das", hört man Korrespondent Charlie D'Agata fragen. Das Kamerateam geht in Deckung, was folgt ist ein massiver Knall. "Das war die größte Explosion, die ich jemals gesehen habe", zeigt sich D'Agata schockiert.

Die Aufnahmen lassen nur vermuten, wozu die russische Armee im Stande ist. Für riesige Angst sorgt auch ein rund 65 Kilometer langer Militärkonvoi, der geradewegs auf die ukrainische Hauptstadt zusteuert. Seit Tagen wird von einem unmittelbaren und folgenschweren Angriff auf Kiew gewarnt. Nur noch 30 Kilometer fehlen, bis die Stadtgrenzen von den unzähligen Militärfahrzeugen passiert werden. Doch wie jetzt bekannt wird, dürfte sich die Ankunft weiter verzögern.

Stoppen brüchige Reifen den russischen Vormarsch?

Laut Angaben des britischen Verteidigungsministeriums kommt der Konvoi seit mehreren Stunden nicht mehr voran. Die Kolonne habe "wenig erkennbare Fortschritte" gemacht und befinde sich noch immer kilometerweit von Kiew entfernt. Das bestätigt auch das Pentagon in den USA. Demnach habe sich der Konvoi in den vergangenen 24 bis 36 Stunden nicht mehr bewegt. Als Ursache werden logistische Herausforderungen und der anhaltende Widerstand der Ukrainer vermutet.

Trent Telenko, ein pensionierter Pentagon-Spezialist, geht davon aus, dass die Russen Probleme mit den Reifen ihrer Fahrzeuge habe. Er schreibt auf Twitter: "Wenn man Militär-LKW-Reifen monatelang nicht wechselt", werden die Seitenwände in der Sonne brüchig und versagen. "Niemand hat dieses Fahrzeug ein Jahr lang bewegt." Laut dem Experten müssten Militärtrucks zur Prävention einmal im Monat gewendet werden.

Das sieht auch US-Ökonom und selbsternannter "Reifenexperte" Kart Muth so. Er vermutet, dass die russischen Militärfahrzeuge mit chinesischen Reifen bestückt wurden. "Das ist ein Reifen, dem ich zum ersten Mal in Somalia und im Sudan begegnet bin. Es ist eine schlechte chinesische Kopie des exzellenten Michelin XZL-Militärreifendesigns", stellt Muth in den Raum.

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    Nach ukrainischen Medienberichten ist es in der Nacht zu Mittwoch zu Gefechten mit der russischen Armee gekommen. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, haben russische Soldaten ein Krankenhaus angegriffen, meldete die Agentur Unian.
    Nach ukrainischen Medienberichten ist es in der Nacht zu Mittwoch zu Gefechten mit der russischen Armee gekommen. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, haben russische Soldaten ein Krankenhaus angegriffen, meldete die Agentur Unian.
    SERGEY BOBOK / AFP / picturedesk.com