"Heute"-Talk

Sturm-Chef Schicker: "Bei Rapid hat das Timing gepasst"

Sturm-Geschäftsführer Andreas Schicker spricht vor dem Frühjahrsauftakt mit "Heute" über Schichtbetrieb, Plan B, Leih-Goalies und Fehler.

Erich Elsigan
Sturm-Chef Schicker: "Bei Rapid hat das Timing gepasst"
Andreas Schicker lenkt bei Sturm die Geschicke.
GEPA

Ankick! Mit den Cup-Krachern LASK gegen Salzburg und Sturm gegen die Austria erwacht Fußball-Österreich am Freitag aus dem Winterschlaf. Eine Woche später wird auch die Bundesliga angepfiffen – mit dem Gipfelduell Erster gegen Zweiter, also Salzburg gegen Sturm.

"Heute" sprach im Vorfeld mit Andreas Schicker, dem Sportchef des Herausforderers aus Graz.

Herr Schicker, die Transferzeit läuft noch. Wie lange dauert Ihr Arbeitstag aktuell?

"Es ist schon eine sehr intensive Phase. Hätten wir Schichtbetrieb, würde ich sagen, ich mache derzeit die Nachmittags- und Nachtschicht. Der Fußball wacht nämlich eher später auf. Der Vormittag wird für alltägliches wie Büroarbeiten verwendet. Manchmal habe ich das Gefühl, der Tag verläuft eh ruhig. Dann komme ich nach Hause und auf einmal geht es so richtig los. Ich schalte das Handy derzeit nicht aus, bin auch um 23 Uhr noch erreichbar."

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    Einen Deal, den Sie kürzlich abgewickelt haben, ist jener von Christoph Lang. Der U21-Teamspieler war an Hartberg verliehen und nun an Rapid relativ günstig verkauft. Warum?

    "Im Sommer haben wir ihn verliehen, weil er Spielpraxis benötigt hat. Die konnten wir ihm bei Sturm nicht bieten. In Hartberg hat er dann einen großen Step gemacht – großer Dank an Markus Schopp. Christoph hat mir jedoch klar signalisiert, dass er seinen 2025 auslaufenden Vertrag bei uns nicht verlängern wird. Dann kam das Angebot von Rapid."

    Was kann Rapid im Gegensatz zu Sturm bieten?

    "Einsatzzeit. Auch wenn es für einige Fans nicht verständlich ist, warum man einen guten jungen Spieler zu Rapid gibt, muss man in meiner Position auch bewerten, welche Chance er bei Sturm Graz hätte. Wir haben auf seiner Position einfach richtig gute Spieler. Fußball ist am Ende Timing – und das hat bei Rapid gepasst. Sie haben Kühn verkauft und genau auf der Lang-Position wen gesucht. So kommt das dann zustande. Da darf man nicht zu kleinkariert denken und sagen: nur nicht Rapid. Es geht ja auch um den Spieler."

    Interesse gibt es auch an Trainer Christian Ilzer. Wie oft haben Sie im Winter bereits "nein" sagen müssen?

    "Bei Chris und mir ist es so, dass wir eine sehr gute Verbindung haben. Auch über die Weihnachtsfeiertage hatten wir engen Kontakt. Wenn irgendetwas aufgetaucht ist, habe ich ihn gefragt, ob es für ihn interessant ist oder nicht. Und er hat bislang immer gesagt: Es ist für ihn kein Thema. Somit war es für mich auch keines."

    Hätten Sie einen Plan B in der Schublade? Gibt es eine Shortlist mit Trainernamen?

    "Ja, das gehört zu meinen Aufgaben, dass ich den Trainermarkt immer wieder überprüfe. Ich habe meine Namen im Kopf. Am Ende hoff ich aber, dass der Chris noch lange hier bleibt. Er passt momentan einfach am besten zu uns."

    Sturm hat mit Liverpool-Keeper Jaros zum dritten Mal in Folge einen Tormann aus England ausgeliehen. Warum setzen Sie bei den Goalies auf dieses Modell, wieso bauen Sie keine langfristige Nummer eins auf?

    "Langfristig wäre es schon der Plan. Im Nachwuchs haben wir in den letzten Jahren bereits viel Potenzial dazugeholt. Warum wir derzeit Torhüter leihen, hat den Grund, dass wir so sofort gute Qualität bekommen. Mit Okonkwo, Scherpen und jetzt hoffentlich Jaros haben wir es bewiesen. Große Vereine wie Liverpool oder Arsenal holen Spieler früh. Irgendwann fallen sie raus, weil sie über 20 sind und nicht mehr in der Jugend spielen können. Genau nach solchen Spielern suchen dann Vereine wie Sturm."

    Weshalb werden Sie immer auf der Insel fündig?

    "England ist von der Qualität her über alle anderen Ligen zu stellen. Es gibt nicht mehr die Top-5-Ligen, sondern England plus die Top-4-Ligen. Deshalb scannen wir den Markt dort genau."

    Sie werden für Ihre Arbeit sehr gelobt. Haben Sie als Sturm-Sportdirektor schon Fehler gemacht?

    "Wenn man den Mut hat, Entscheidungen zu treffen, ist sicher nicht jede richtig. Fehler gehören dazu. Wichtig ist, daraus zu lernen. Wie vorhin schon erwähnt: Fußball ist Timing. Ich muss oft in kurzer Zeit entscheiden. Große Transfer-Entscheidungen treffen wir aber im Team. Wenn ein Spieler dann nicht funktioniert, zeigt man nicht mit dem Finger auf andere. Dann versucht man, ihn gemeinsam doch noch zu entwickeln. Und wenn es mal gar nicht funktioniert, ist es halt so. Wichtig ist, dass es nicht zu oft passiert. Man muss schon auch immer wieder die eigene Arbeit hinterfragen."

    Sturm hat zwei Punkte Rückstand auf Serienmeister Salzburg. Zum Auftakt steigt das direkte Duell. Was sagt das Gefühl? Wo geht die Reise heuer hin?

    "Man sollte nicht zu sehr auf das erste Spiel hinweisen, weil es noch zu viele Runden gibt. Wir müssen einfach am Punkt da sein, dann können wir Salzburg in einzelnen Spielen ärgern. Voriges Jahr in der Meistergruppe haben wir es nicht geschafft. Da haben sie beide Partien gegen uns gewonnen und sind somit verdient Meister geworden. Heuer wollen wir es besser machen. Aber auch wenn es keiner mehr hören will: Salzburg ist der Topfavorit auf den Titel. Sie haben einfach ganz andere Möglichkeiten. Und was mir gar nicht gefällt, ist, dass den LASK niemand am Schirm hat. Der ist in Lauerstellung. Wenn ich mir die Entwicklung ansehe, kann das ein ganz gefährlicher Gegner werden im Frühjahr."

    Zuvor steigt am Freitag das ÖFB-Cup-Viertelfinale gegen die Austria.

    "Auf uns wartet ein knackiges Programm. Wir wollen natürlich wieder ins Finale nach Klagenfurt, das war ein unglaubliches Erlebnis."

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