Gesundheit

Tabletten & Suizid – so leiden Teenies unter Lockdown

Nach über einem Jahr Coronavirus und den damit verbundenen Lockdowns scheint Österreichs Jugend am Ende. Eine traurige Bilanz.

Christine Scharfetter
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Jugendliche leiden besonders unter der Corona-Krise. Das zeigen über 100 Briefe an den Nationalratsabgeordneten Yannick Shetty.
Jugendliche leiden besonders unter der Corona-Krise. Das zeigen über 100 Briefe an den Nationalratsabgeordneten Yannick Shetty.
Getty Images/iStockphoto

Keine sozialen Kontakte, Schule und Uni oft nur vor dem Bildschirm und im Impfplan an letzter Stelle: Österreichs Jugend soll Rücksicht auf die Älteren nehmen, wurde gleichzeitig als angeblich partywütig zum Buhmann der Corona-Pandemie. Wie geht es der Zukunft der Nation mit dieser Situation? Eine Frage, die jetzt Neos-Jugendsprecher Yannick Shetty neuerlich in den Raum stellte und eine traurige Bilanz zog.

Nach einem "Wie geht es dir?"-Aufruf auf TikTok erreichten den Nationalratsabgeordneten über 100 Nachrichten von Jugendlichen aus Österreich. Der alarmierende Inhalt: Suizidale Gedanken, Depressionen, Tabletten, Überforderung und Verwirrung über die sich ständig ändernden Maßnahmen.

Neos-Abgeordneter Yannick Shetty
Neos-Abgeordneter Yannick Shetty
Neos/Jakob Higer

"Einer meiner besten Freunde hat sich vor ein paar Monaten (im 2. Lockdown) das Leben genommen", "Ich mache seit fast einem Jahr eine Psychotherapie und nehme seit einem Monat zusätzlich Antidepressiva" und "In meinem Umfeld sind alle meiner Altersgruppe rund um die Uhr überfordert und verwirrt" ist in den erschütternden Briefen zu lesen.

Starker Anstieg an suizidalen Gedanken

Was für soziale und psychische Folgen die Pandemie auf Jugendliche hat, zeigt zudem eine aktuelle Studie der Donau-Universität Krems in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien. Mehr als die Hälfte der rund 3.000 Schüler zeigten Anzeichen einer Depression, fast genauso viele leiden unter Ängsten und ein Viertel unter Schlafstörungen.

Zudem habe jeder sechste Schüler ab 14 Jahren suizidale Gedanken: "Ganz besonders alarmierend ist die Tatsache, dass rund 16 Prozent entweder täglich oder an mehr als der Hälfte der Tage suizidale Gedanken angeben. Das ist im Vergleich zu den letzten verfügbaren Daten aus Österreich ein deutlicher Anstieg", so Studienautor Paul Plener, Leiter der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien.

Volle Kinder- und Jugendpsychiatrien

Die Zunahme der sogenannten Lockdown-Symptome bei Kindern und Jugendlichen zeichnet sich auch in den Psychiatrien ab. Aufgrund der Überbelegung bei der stationären Aufnahme komme mittlerweile sogar ein Triage-System zum Tragen, wie Plener im Februar gegenüber "Heute" bestätigte. 

"Fälle, bei denen eine akute Gefährdung des eigenen Lebens oder das anderer im Raum stehen, haben Priorität", erklärte der Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH Wien und Professor an der MedUni Wien, damals im "Heute"-Gespräch.

Ein Bild, das auch in einem der vielen Briefe an Shetty von einem Rettungssanitäter noch einmal aufgezeigt wird: "Speziell bei den psychischen Einweisungen und Suizid-Versuchen fällt uns auf, dass der Anteil der Kinder und Jugendlichen massiv steigt. Teilweise werden Fälle, die in normalen Zeiten stationär aufgenommen werden, abgewiesen, da keine freien Kapazitäten zur Verfügung stehen. In diesem Bereich laufen seit Wochen Triagen und nichts passiert." Eine von 70 Nachrichten, die der Neos-Jugendsprecher an Gesundheitsminister Rudolf Anschober übergeben hat, in der Hoffnung, die Jugendlichen mehr in den Fokus der Corona-Krise zu rücken.

Suizidgedanken? Holen Sie sich Hilfe, es gibt sie.

In der Regel berichten wir nicht über Selbsttötungen - außer, Suizide erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit.

Wenn Sie unter Selbstmord-Gedanken oder Depressionen leiden, dann kontaktieren Sie die Telefonseelsorge unter der Nummer 142
täglich 0-24 Uhr