Es sollte einen kaum noch überraschen, doch die Videoaufnahmen einer Hochzeit in Afghanistan schockieren trotzdem. Der britischer Youtuber Miles Routledge verbrachte bereits viel Zeit in Afghanistan, knüpfte dort zahlreiche Kontakte. Vergangenen Sommer erhielt die seltene Erlaubnis, die Hochzeit eines hochrangigen Taliban im Uranus-Hochzeitspalast im Norden der Hauptstadt Kabul mitzufilmen.
Wie er mit einem gewissen Erstaunen feststellen musste, war auf den ersten Blick weit und breit keine Frau zu sehen. An sich kein Wunder, sind doch die strikten Geschlechtertrennungsvorschriften der radikalen Islamisten weithin bekannt. Doch dass nicht einmal die künftige Ehefrau bei der Trauungszeremonie ihres Mannes dabei sein darf, damit hatte er nicht unbedingt gerechnet.
In einem großen, weißen Saal voller Blumenschmuck waren nur Männer zu sehen. Sämtliche Frauen waren in einem anderen, ähnlich großen Saal versammelt. Kontakt zwischen den beiden Gruppen war nicht zugelassen.
Der Youtuber durfte schließlich auch bei der "Nikah" dabei sein, so heißt die Zeremonie, bei der die Eheverträge unterzeichnet werden. Normalerweise sind hier sowohl Braut als auch Bräutigam anwesend. Die Zustimmung der Frau zur Ehe gilt in der islamischen Scharia als verpflichtend notwendig, damit die Ehe gültig ist.
Doch die Taliban folgen mit ihrer eigenwilligen Auslegung des Islam ihren ganz eigenen Regeln. Und so unterzeichneten lediglich die Väter des künftigen Ehepaares den Ehevertrag. Ein neuer Höhepunkt im Ausschluss der Frauen aus dem gesellschaftlichen Leben in Afghanistan. Nicht einmal bei der eigenen Hochzeit dürfen sie dabei sein ...