Wien

"Tat aus Liebe" – 91-Jährige wegen Mordes verurteilt

Wegen Mordes an ihrem pflegebedürftigen Ehemann (93) musste sich eine 91-Jährige vor Gericht verantworten. Sie wurde zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

David Huemer
Die 91-Jährige wurde zu zwölf Jahren Haft verurteilt.
Die 91-Jährige wurde zu zwölf Jahren Haft verurteilt.
STEFAN SOMWEBER / APA / picturedesk.com

Eine 91-jährige Frau aus Wien-Simmering war offenbar mit der Pflege ihres 93-jährigen Ehemanns völlig überfordert. Der bettlägerige Mann soll schwer demenzkrank gewesen sein, die Situation soll sich zunehmend verschlechtert haben. Als die Frau im Juli 2022 keinen Ausweg mehr sah, fasste sie den Entschluss, dem Leben ihres Gatten und ihrem eigenen Leben ein Ende zu setzen. 

In der Nacht auf den 21. Juli wartete die Frau, bis ihr Mann eingeschlafen war. Dann übergoss sie mehrere Kleidungsstücke in der ganzen Wohnung mit Wundbenzin und legte an mehreren Stellen Feuer. Ihr Gatte erstickte bei dem Feuer und kam durch eine Kohlenmonoxidvergiftung ums Leben. 

Die 91-Jährige selbst wollte im Feuer bleiben. Ihr Plan scheiterte allerdings, als sie die Balkontür öffnete und hinausging. Laut eigener Aussagen traute sie sich nicht mehr zurück in die Wohnung und wurde in weiterer Folge gerettet. Im AKH gestand die Pensionisten die Tat und saß seither in U-Haft. 

Die Berufsfeuerwehr war in der Nacht von Nachbarn alarmiert worden und brauchte rund zwei Stunden, um den Brand zu löschen. 27 Mann und sechs Fahrzeuge waren im Einsatz.

Zwölf Jahre Haft

Vor Gericht zeigte sich die pensionierte Schneiderin gefasst. "Ich wollte mich selbst umbringen und ihm weiteres Leid ersparen", erklärte sie der Richterin Eva Brandstetter. "Sie würde es wieder so tun. Es war eine Tat der Liebe und nicht der Boshaftigkeit", ergänzte ihr Anwalt Felix Oberdorfer im Schlussplädoyer. 

Die Frau wurde um kurz nach Mittag zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Während die 91-Jährige ihre Strafe annahm, gab die zuständige Staatsanwältin zunächst keine Erklärung ab. 

Nach der Verhandlung wurde die Frau zurück in die Justizanstalt Wilhelmshöhe gebracht.

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