Österreich

Taubstumme wegen übler Nachrede verurteilt

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Hertel Sabine

"Heute ist die Unschuldsvermutung gestorben!", ist Anwalt Helmut Graupner fassungslos. Gerlinde Bica- Taschner (33) ist gehörlos, geschieden und Mutter eines Buben (9). Obwohl sie kaum verständlich spricht und einen Gebärdendolmetsch benötigt, wurde sie wegen übler Nachrede durch gesprochene Worte (!) verurteilt.

"Heute ist die Unschuldsvermutung gestorben!", ist Anwalt Helmut Graupner fassungslos. Gerlinde Bica- Taschner (33) ist gehörlos, geschieden und Mutter eines Buben (9). Obwohl sie kaum verständlich spricht und einen Gebärdendolmetsch benötigt, wurde sie wegen übler Nachrede durch gesprochene Worte (!) verurteilt.

Am Mittwoch bestätigte Richterin Eva Brachtel das Skandal-Urteil. Bica-Taschners Ex-Schwager und Ex- Schwiegervater hatten die Klage eingebracht: Die Vertragsangestellte soll die beiden auf offener Straße beschimpft haben. Freunde der Familie bezeugen die Aussagen. Das stellt Graupner zumindest infrage: "Meine Mandantin versteht man nicht. Im Zweifel für die Angeklagte!" Er ruft jetzt den Obersten Gerichtshof an.

Hintergrund der Farce: Die Angeklagte und ihr Ex streiten um das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn. Seit mehr als vier Jahren darf sie ihn nicht mehr sehen. Auch hier ist ein Verfahren anhängig – dank diesem Urteil mit höchst unsicherem Ausgang und neuen Kosten für Bica-Taschner, die bisher 20.000 zahlen musste.