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Tausende Vögel fallen tot vom Himmel – Forscher rätseln

Alleine im US-Staat New Mexico sollen hunderttausende tote Vögel gefunden worden sein. Experten warnen, dass es bereits Millionen sein könnten.

Roman Palman
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Massensterben von Zugvögeln im Westen der USA stellt Forscher und Behörden vor Rätsel (13. September 2020)
Massensterben von Zugvögeln im Westen der USA stellt Forscher und Behörden vor Rätsel (13. September 2020)
Twitter/Allison Salas

Das mysteriöse Massensterben begann am 20. August am US-Army-Raketenstützpunkt White Sands. Dort, sowie dem White Sands National Monument, wurde laut CNN der erste Schwarm toter Zugvögel gefunden. Erst glaubten Behörden und Experten noch an einen isolierten Vorfall, doch dann wurden immer weitere Kadaver gefunden.

"Es ist einfach schrecklich. Die Zahl ist mittlerweile sechsstellig", schildert Martha Desmond von der Universität New Mexico. "Es dürften hunderttausende, wenn nicht sogar Millionen an toten Vögel sein". In der Zwischenzeit sind die Vorfälle nicht mehr nur auf einen Bundesstaat beschränkt. Auch in Colorado, Texas und dem angrenzenden Mexiko wurden schon unzählige Kadaver gefunden.

Völlig verwirrt und lethargisch

Noch vor ihrem Tod sollen sich die Tiere beinahe allesamt äußerst seltsam verhalten haben. Augenzeugen berichten, dass sich Vogelarten, die sich normalerweise immer in Bäumen aufhalten plötzlich am Boden umherirrten. Viele von ihnen waren so lethargisch und benommen, dass sie laut Desmond "in einer größeren Anzahl als jemals zuvor" von Autos überfahren wurden.

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    Massensterben von Zugvögeln im Westen der USA stellt Forscher und Behörden vor Rätsel (13. September 2020)
    Massensterben von Zugvögeln im Westen der USA stellt Forscher und Behörden vor Rätsel (13. September 2020)
    Twitter/Allison Salas

    Schwalben, die eigentlich ihre Beute im Flug jagen, wurden auf dem Raketenstützpunkt im Rasen des dortigen Golfplatzes entdeckt. Sie saßen dort auf offener Fläche und ließen sogar Menschen an sich heran.

    Gemeinsam mit Biologen der US-Army hat Desmond am Samstag rund 300 der umgekommenen Vögel untersucht und katalogisiert. So konnte sie eine erste mögliche Ursachen identifizieren:

    Massensterben wegen Waldbränden?

    Die Vögel sind nicht durch ein Feuer umgekommen, trotzdem könnten die verheerenden Waldbrände, die derzeit Kalifornien und angrenzende Bundesstaaten heimsuchen, ein möglicher Grund für das Massensterben sein. Die Ornithologin vermutet, dass die Vögel gezwungen waren, ihren Flug in den Süden vorzuverlegen.

    "Vögel, die aufgebrochen sind, bevor sie bereit waren, könnten zu wenig Fettreserven haben, um zu überleben", schildert Desmond gegenüber CNN weiter. "Einige von ihnen hatten vielleicht nicht einmal genug Kraft um aufzubrechen und starben vor Ort." Auch eine mitarbeitende Studentin schreibt auf Twitter: "Sie bestehen nur noch aus Federn und Knochen. Es ist, als ob sie bis zur völligen Erschöpfung geflogen sind." Viele würden einfach so "vom Himmel fallen".

    Auch könnten Tiere, deren Route sie durch die Katastrophengebiete führte, den Rauch eingeatmet und so Lungenschäden davongetragen haben. Andere, die etwa über Colorado auswichen, könnte der massive Kälteeinbruch in dem Bundesstaat die letzten Kräfte geraubt haben.

    Auslöser gibt "Grund zur Sorge"

    Doch das sind alles bislang nur Vermutungen – das Rätsel ist noch nicht gelöst: "Wir haben einzelne Todesfälle bereits im August. Es steckt also noch etwas anderes als das Wetter dahinter und wir wissen nicht was. Das gibt uns Grund zur Sorge", so die Forscherin weiter. Die jüngsten Vorfälle seien für die bereits angeschlagenen Vogelpopulationen der USA verheerend. Seit den 1970er-Jahren seien die Bestände um rund drei Milliarden Vögel zurückgegangen.

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