Tv

Technik-Chef Prantner will Sport-Vollprogramm im ORF

Thomas Prantner ist im ORF stv. Direktor für Technik, Online und neue Medien. Nun will er Alexander Wrabetz als ORF Generaldirektor nachfolgen. 

Heute Redaktion
Teilen
Thomas Prantner, 56. Er ist ORF-Onlinechef. 
Thomas Prantner, 56. Er ist ORF-Onlinechef. 
Bild: picturedesk.com

"Heute" hat Thomas Prantner gefragt, wie er zu ORF-Gebühren steht, ob er für Sport im Fernsehen mehr Geld in die Hand nehmen will und wie er es schaffen will, dass der Öffentlich-Rechtliche in Zukunft gegen Streamingdienste bestehen kann. 

Sind die Gebühren für den ORF ausreichend oder müssen sie erhöht werden? Und: Warum müssen sie überhaupt beibehalten werden? 

Derzeit sind sie ausreichend. Zuerst würde ich Strukturreform und Sparprogramm umsetzen, erst danach prüfen, ob eine Gebührenerhöhung notwendig ist. Sie müssen beibehalten werden weil damit das gesamte TV-, Radio-, Online- und Teletext-Angebot des ORF mit Information, Kultur, Sport, Unterhaltung und die neun so wichtigen ORF-Landesstudios finanziert werden. Ohne Gebühren gibt es keinen ORF mehr.

"Ohne Gebühren gibt es keinen ORF mehr." 

Sportangebot: Welche Pläne haben Sie? Werden Sie mehr Geld in die Hand nehmen, um zum Beispiel wieder mehr Fußballübertragungsrechte kaufen zu können?

Wir müssen weiterhin alles daransetzen, die Übertragungsrechte möglichst vieler nationaler und internationaler Sport-Events zu sichern, auch in Kooperation mit Privat-TV-Sendern. Mein Ziel wäre es, ein TV-Sport-Vollprogramm zu etablieren, in dem wir rund um die Uhr live Premium-Sport, Breiten- und Randsportarten mit Reportagen, Berichte und Interviews senden. Dafür müssten jedoch rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Serien: Ist dafür mehr Budget nötig, auch angesichts der Konkurrenz der Streamingangebote?

Ich würde eher auf österreichische Eigen- und Auftragsproduktionen sowie auf Coproduktionen mit europäischen Partnern setzen, als auf US-Billigserien, die ohnehin die Privatsender anbieten. Wir müssen Geld in Qualitäts-Filme und -Serien aus Österreich investieren. Die kommen bei unserem Publikum besser an und stärken die heimische Film- und Kreativwirtschaft.

Wie will man gegen wachsende Konkurrenz durch Streamingangebot bestehen?

Indem wir auf unsere unverwechselbaren Stärken und USPs setzen, die uns inhaltlich von privaten Mitbewerbern und  den Angeboten internationaler Internet-Player und Bezahl-Plattformen unterscheiden: das sind die Information, Österreich-Inhalte, Ausbau der TV-Regionalisierung und Live-Programme, vor allem bei Sport- und Kultur-Events.

Haben Sie konkrete Pläne, bestimmte Sendungen, Formate etc. zu streichen? Wenn ja, welche?

Ich habe klare Vorstellungen, wie die vier TV-Sender aufgestellt werden müssen. Wir brauchen eine TV-Programmreform und müssen verstärkt auf Marken und Stars setzen. Sie sind das Gesicht des ORF nach außen und wichtig für den Publikumserfolg.

"Wir brauchen eine TV-Programmreform und müssen verstärkt auf Marken und Stars setzen." 

Haben Sie konkrete Pläne, bestimmte Sendungen, Formate einzuführen? Wenn ja, welche?

Ja. Mehr Produktionen aus Österreich. Sowohl Information als auch Unterhaltung. Neue TV- und Digital- Bildungsangebote, wie etwa „194 Länder“, „ORF-Videopedia“ oder „Tage der Zeitgeschichte“. Ganz massiv würde ich die Themen Nachhaltigkeit, Umwelt- und Naturschutz in allen Programmen forcieren. Auch eine neue Tierschutz-Sendung halte ich für notwendig.

Soll orf.at weiter klassisch als "blaue Seite" geführt werden oder Video-only den ORF-Player anbieten (hier gab es politische Überlegungen)?

ORF.at mit seiner journalistischen, redaktionellen Berichterstattung und die ORF-TVthek sind Erfolgsprodukte und entscheidend für die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Informationsauftrages im Onlinebereich. Der neue ORF-Player wird die neue Digital-Plattform für alle Video- und Audioangebote des ORF – live und on Demand.

Wird der ORF unter Ihrer Führung TikTok-Only-Redakteure einstellen und sollen News nur für TikTok produziert werden?

Social Media wird noch stärker als bisher ein Ausspielkanal für unseren Bewegtbild-Content sein. Nur so erreichen wir die jungen Zielgruppen mit unseren Angeboten. Daher müssen wir dort verstärkt junge Journalist/innen einsetzen, die neue innovative Formate produzieren.

Ö3 altert seit Jahren mit seinen HörerInnen. Gibt es Überlegungen für ein neues "Jugend-Radio", soll eventuell FM4 dazu umpositioniert werden?

Ö3 ist der absolute Top-Star unter den österreichischen Radios – sowohl bei den Jungen als auch beim älteren Publikum. FM4 ist ein hervorragend gemachtes Radio. Eine sanfte FM4-Weiterentwicklung in Richtung einer Verjüngung könnte eine Stärkung der Radioflotte des ORF mit sich bringen.

Sollen GIS-Gebühren auch für Online-only-User anfallen? Soll der ORF-Player an die GIS gekoppelt sein?

Eine logische und richtige Maßnahme wäre die Schließung der „Streaming-Lücke“ durch den Gesetzgeber. Das heißt, dass auch für die Nutzung von ORF-Angeboten via PC oder Smartphone Programmentgelt anfällt. Das wäre fair und gerecht gegenüber jenen Millionen GIS-Kund/innen, die unser TV- und Radio-Programm linear nutzen. In diesem Sinne soll der digitale Zugang zum geplanten 24/7-Livestreaming aller vier TV-Kanäle auf ORF-Online ausschließlich via Log-In mit einem GIS-Registrierungs-Code möglich sein.

"Eine logische und richtige Maßnahme wäre, (...) dass auch für die Nutzung von ORF-Angeboten via PC oder Smartphone Programmentgelt anfällt."  

Was kann aus ORF 1 werden, Serien werden von Jungen beinahe ausschließlich via Netflix und Amazon konsumiert?

ORF 1 soll als der Unterhaltungssender positioniert werden – mit Shows, Filmen, Serien, Magazinen und Dokumentationen, vor allem aus Österreich. Internationale Block-Buster und Top-Serien sind für ORF 1 genauso unverzichtbar wie der so wichtige Premium-Live-Sport.

Sollen ORF-Redakteure auch in Zukunft ohne Einschränkung auf Social Media aktiv sein dürfen?

Es gibt im ORF klare Social Media-Richtlinien, die eingehalten werden müssen und auch überwiegend eingehalten werden. Das Prinzip der Meinungsfreiheit und die logische Verpflichtung, dem eigenen Unternehmen durch öffentliche Äußerungen nicht zu schaden, sind miteinander vereinbar.

Wie stehen Sie zu Plänen, den ORF bzw. einzelne Sender (etwa ORFeins) zu privatisieren?

Gar nichts. Jeglichen Versuchen, den ORF, Unternehmensteile, bestehende Programm-Angebote oder Sender zu privatisieren, muss entschieden entgegengetreten werden.

Das sind die Bewerber für den ORF-Job

1/4
Gehe zur Galerie
    ORF-Boss <strong><a target="_blank" data-li-document-ref="100141145" href="https://www.heute.at/g/orf-generaldirektor-wrabetz-bewirbt-sich-erneut-100141145">Alexander Wrabetz</a></strong> bekommt hat bei der Wahl zum neuen Generaldirektor viel Konkurrenz. Das sind seine Herausforderer &gt;&gt;
    ORF-Boss Alexander Wrabetz bekommt hat bei der Wahl zum neuen Generaldirektor viel Konkurrenz. Das sind seine Herausforderer >>
    Bild: Graf