Es war ein Einsatz, der bei so manchen Bergrettern wohl für Kopfschütteln gesorgt hatte: Vier Berliner zwischen 16 und 19 Jahren war das Baden Heiterwanger See (Bez. Reutte) auf 1000 Metern Höhe am Dienstagnachmittag wohl nicht spannend genug. Kurzerhand beschlossen sie, ohne entsprechende Ausrüstung den Berggipfel zu erklimmen – einer der Teenager hatte nicht einmal Schuhe an.
Davon ließen sich die vier Jugendlichen zunächst allerdings nicht beirren und stiegen vom Nordwestufer aus etwa 600 Höhenmeter Richtung Niederjoch auf. Ein Wanderweg verläuft dort natürlich nicht. Langsam und teilweise barfuß kletterten die Abenteurer querfeldein über felsiges Gelände. Irgendwann wurde zwei Jugendlichen die Situation doch zu heikel. Als sie umdrehten, wollten die anderen beiden sie aber nicht "partout" begleiten, meinte Andreas Strolz, Chef der Bergrettung Bichlbach, gegenüber der "Krone".
Die verbliebenen Jugendlichen hatten sich fest in den Kopf gesetzt, den Gipfel zu erreichen. Zu den beiden gehörte auch der Barfußwanderer. Echte Probleme erhielten die Teenager (16 und 17) allerdings erst beim Abstieg, als sie direkt durch eine steile, felsige Rinne mit lockerem Gestein kletterten. Dort seien sie dann nicht mehr weitergekommen. Einer der beiden stürzte gut 20 Meter ab und verletzte sich dabei.
Die Teenager hatten zwar ein Handy mit, jedoch war der Akku leer. Daher versuchten sie durch laute Hilferufe auf sich aufmerksam zu machen. Allerdings schlugen erst ihre ans Seeufer zurückgekehrten Freunde gegen 21 Uhr Alarm. Eine Suchaktion der Bergrettung folgte.
Fünf Einsatzkräfte der Bergrettung Bichlbach machten sich auf die Suche nach den vermissten Jugendlichen. Unterstützung erhielten sie von der Drohnenstaffel der Bergrettung Ehrwald. Einer der Bergretter versuchte zu den Teenagern aufzusteigen, musste allerdings nach rund 200 Metern aufgeben.
Da die Hilferufe immer schwächer wurden und man keinen direkten Kontakt zu den Jugendlichen hatte, entschieden sich die Bergretter dazu, den Notarzthubschrauber RK-2 aus Reutte anzufordern.
Die Crew des Helikopters konnte die zwei Deutschen schnell ausfindig machen und mittels Seilwinde bergen. Anschließend wurden die Teenager ins Krankenhaus Reutte gebracht, welches sie allerdings schon bald wieder verlassen konnten.
Schlimmer als die Verletzungen, dürfte wohl der Schock werden, den die Jugendlichen erhalten dürften, wenn die Rechnungen für die ganze Aktion bei ihnen eintrudeln. Neben den Kosten für die Bergrettung müssen die Teenager wohl auch den Flug des Notarzthubschraubers bezahlen.