Spieletests

"Tennis On-Court" im Test – kein Ass auf der PSVR2

Weder Ass, noch Doppelfehler: "Tennis On-Court" für PlayStation VR2 macht Spaß, verzettelt sich aber durch eine lahme KI und inkonsistentem Gameplay.

Rene Findenig
"Tennis On-Court" für die PlayStation VR2 schlägt manchmal danaben, wird aber VR-Fans dennoch gefallen.
"Tennis On-Court" für die PlayStation VR2 schlägt manchmal danaben, wird aber VR-Fans dennoch gefallen.
Perp Games

Tennis-Simulationen gibt es zwar einige, nicht aber so viele, in denen man selbst den Schläger schwingt und noch dazu am virtuellen Sand- oder Rasenplatz steht. Das macht nun das neue "Tennis On-Court" aus den Häusern Decathlon und Perp Games für die PlayStation VR2 möglich. Trotz moderner PSVR2-Technik auf der PlayStation 5 darf man hier jedoch kein AAA-Feuerwerk erwarten. Schon die Start-Menüs sehen sehr spartanisch aus, das reicht dann hin bis zu recht gleich aussehenden Charaktermodellen auf den Publikumsplätzen und eine glattgebügelten Boden, auf dem nicht das kleinste Detail sichtbar ist. Auswahl im Game-Menü gibt es auch keine große – ein Tutorial, ein Training, ein Match oder ein Turnier, das war es bereits.

Zum Glück liegt der Fokus aber am Gameplay, und das zeigt sich überraschend spaßig und abwechslungsreich. In den Matches sitzt man zuerst in der Ich-Perspektive selbst im Publikum und sieht die Spieler einlaufen – danach wechselt man in deren Haut und knallt die Bälle in oder über das Netz. Natürlich kan  man auch etwas schwindeln und versuchen, die Bälle einfach per VR2-Controllern aus dem Handgelenk zu ballern, man muss der VR2-Simulation aber zugutehalten, dass sie tatsächlich versucht, Spielern die Schläge möglichst realistisch beizubringen. Heißt: Im Idealfall schwingt man den Controller voll durch, statt einfach das Handgelenk umzuknicken. Die Sicherungsschlaufen der Controller sind hier übrigens ein Muss!

De- und aktivierbare Hilfssysteme zur Anpassung

Das Grundkonzept funktioniert so: Ein Sense-Controller stellt die Hand dar, die den Ball hält, der andere Sense-Controller agiert als Schläger. Schön ist, dass sich Spieler nicht viel Gedanken über Buttons und deren Belegungen machen müssen – dank Touch- und Bewegungserkennung zieht man einfach den virtuellen Schläger durch und versucht dabei, den Ball im richtigen Winkel zu treffen. Hier kommen die de- und aktivierbaren Hilfssysteme zum Einsatz. Schaltet man alle Hilfen an, braucht es tatsächlich nicht viel mehr, als auf das Timing zu achten und die gelbe Filzkugel zu treffen – fährt man allerdings den höchsten Simulations-Grad, sollte man einiges an Ausdauer mitbringen und kommt beim Spielen immens in Schwitzen.

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    Tennis-Simulationen gibt es zwar einige, nicht aber so viele, in denen man selbst den Schläger schwingt und noch dazu am virtuellen Sand- oder Rasenplatz steht. 
    Tennis-Simulationen gibt es zwar einige, nicht aber so viele, in denen man selbst den Schläger schwingt und noch dazu am virtuellen Sand- oder Rasenplatz steht.
    Perp Games

    So lässt sich etwa bestimmen, wie sehr der Spieler den Schläger selbst stabilisieren muss oder ob er sogar auch in der Realität hin- und herrennen muss, um dem Ball nachzujagen. Letzteres setzt übrigens einiges an Spielfläche (in Breite, Länge und Höhe!) in den eigenen vier Wänden voraus. Ausprobieren und erlernen darf man alles in einem recht umfassenden Tutorial, das allerdings kompletten Neulingen nicht die Grundlagen des Sports erklärt – etwa die Zählweise oder die genauen Regeln. Das Tutorial schafft es aber, Spieler wirklich den Spaß am Game anzulernen – dabei muss man sich allerdings darauf einstellen, jede Menge Geduld zu haben, denn in einer halben Stunde wird man im VR-Titel nicht zum neuen Tennis-Gott.

    Die KI der Gegner ist ein zweischneidiges Schwert

    Jeder Schlag muss sorgfältig in Sachen Winkel und Kraft abgewogen werden, damit der Ball auch wirklich im Feld und nicht im Aus landet. Je nachdem, wie sehr man sich auf das Assistenz-System verlässt, bekommt man dazu auch Treffer- und Timing-Symbole eingeblendet. Spieler, die gar keinen Platz in den eigenen vier Wänden haben, können zusätzlich ein automatisches Bewegungssystem aktivieren, das die eigene Spielfigur selbstständig zum nächsten Schlagpunkt manövriert. Weit besser, als es eine Teleport-Funktion je könnte! Hat man den Dreh schließlich raus, macht es massig Spaß, den Gegner von einer Seite des Platzes auf die andere zu jagen und schließlich mit einem gut platzierten Stopp-Ball den Punkt zu holen. 

    Gut umgesetzt wurde die Ballphysik, auch auf unterschiedlichen Untergründe merkt man, wie schnell oder langsam ein Platz ist. Ein zweischneidiges Schwert ist dagegen die Künstliche Intelligenz, die die Gegner steuert. Meistens agiert sie in den Matches schlau und realitätsnah, fischt auch schon mal schwierige Bälle über das Netz oder setzt einen Aufschlag ins Aus, hat aber dazwischen auch massive Aussetzer, frieren ohne ersichtlichen Grund am Platz ein oder lösen sich in der Bewegung zum Ball plötzlich in Pixel-Matsch auf, um sich kurze Zeit später wieder in ihre digital-menschliche Form zu "materialisieren". Weitere Probleme äußern sich in den Tutorial-Lernaufgaben, in denen Bälle gerne im Netz oder in der Luft "steckenbleiben".

    "Tennis On-Court" im Test – kein Ass auf der PSVR2

    Ein letztes Manko zeigt sich noch beim Aufschlag: Auch nah einigen Spielstunden waren wir nicht dazu in der Lage, sicher die Aufschläge über das Netz zu bringen. Schlägt man einen sauberen Aufschlag und wiederholt das beim nächsten Punkt mit gefühlt gleicher Kraft und gleichem Winkel, landet der Ball oft ganz woanders. Eine Erklärung dafür hatten wir nicht. Immerhin dürften sich die Entwickler aber die vielen kleinen Probleme zu Herzen nehmen. So seien bereits zum Start "Probleme mit Punktesystem, Sound und Schwierigkeitseinstellungen" durch ein Update behoben worden, heißt es von Perp Games. Schön: Das Spiel unterstützt alle Möglichkeiten der PSVR2, vom Vibrationsfeedback bis zum Eye Tracking (im Menü).

    Abseits vom Platz darf man die eigene Spielfigur in einem Ingame-Store mit verschiedenen Outfits und Ausrüstungs-Items versehen. Wer nicht nur gegen die Computer-KI antreten will, kann online auch Einzel oder Doppel gegen Freunde und Fremde spielen – oder aber einfach bei Matches anderer Spieler zuschauen. "Tennis On-Court" für die PlayStation VR2 ist letztlich weder Ass, noch Doppelfehler, aber immerhin eine spaßige Simulation, bei der die Macher nach und nach die kleinen Fehler auszubügeln scheinen. Wer schon zu Nintendo-Wii-Zeiten gerne den Ball virtuell über den Rasen prügelte, wird auch mit dem neuen VR-Game seine Freude haben – wer aber auf Arcade-Action aus ist, ist bei "Tennis On-Court" dagegen fehl am Platz.

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