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Tennis-Star Thiem: "Ich bin in ein Loch gefallen"

Dominic Thiem kommt 2021 nicht in Fahrt. Aktuell kämpft er mit Motivations- und Knieproblemen. Der Tennis-Star über die Krise und seine Hoffnung.

Martin Huber
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Dominic Thiem: "Es will 2021 nicht laufen."
Dominic Thiem: "Es will 2021 nicht laufen."
Imago Images

Dominic Thiem kämpft mit Motivationsproblemen und Schmerzen am linken Knie. In Traiskirchen bereitet sich das Tennis-Ass mit Trainer Nicolas Massu auf sein Comeback vor, das Anfang Mai in Madrid steigen soll. Thiem sprach zuletzt aus, dass ihm die Corona-Pandemie zusetzt. Im Interview mit dem "Standard" untermauert er das. "Ich bin in ein Loch gefallen. Es will 2021 nicht laufen."

"Man muss etwas für den Kopf, fürs Hirn tun. Es gab nur Tennis. Das will ich ändern."

Was ist passiert, nur wenige Monate nach seinem größten Sieg bei den US Open? "Ich bin 15 Jahre dem großen Ziel hinterhergelaufen, ohne nach links oder nach rechts zu schauen", erklärt er. "Wie gesagt, ich habe es erreicht – unter komischen Umständen, aber das ist nicht so wichtig für mich. In gewisser Art und Weise sind da einige Sachen auf der Strecke geblieben – das Privatleben, das Befassen mit anderen Dingen, die Erweiterung des Horizonts. Man muss etwas für den Kopf, fürs Hirn tun. Es gab nur Tennis. Das will ich ein bisserl ändern."

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    Tennis-Held Dominic Thiem! Wir zeigen in einer großen Diashow das Leben des rot-weiß-roten Sportstars.
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    Darum will er in nächster Zeit den Turnierplan ausdünnen. Thiem macht Tennis aktuell weniger Freude. Das liege aber nicht nur an Corona. "Hätte ich im Vorjahr die US Open in der Normalität gewonnen, wäre es normal weitergegangen, und ich wäre vermutlich auch in dem Zustand, in dem ich mich jetzt befinde. Wenn man sein ganzes Leben seinem ganz großen Ziel hinterherläuft, ihm alles unterordnet und es dann erreicht, ist es eine Weile nicht mehr so, wie es vorher war."

    Der Alltag auf der Tour sei beschwerlich. "In Dubai war es extrem, wir waren eingesperrt, außerhalb herrschte aber normales Leben. Du wurdest um 21 Uhr aus dem Hotel gelassen und durftest in ein leeres Stadion einlaufen. Das ist nicht so toll." Auch andere Sportarten würden darunter leiden. "Ich habe in der vergangenen Woche nicht einmal Fußball-Champions-League geschaut, sie ist einfach ein Trauerspiel. Das Tennisturnier in Monte Carlo habe ich auch kaum verfolgt."

    "Es gibt Typen, die das wegstecken, für die ist das Leben in der Bubble ein Vorteil."

    "Es fallen Riesenteile weg. Corona hat die schönen Sachen genommen, vom Reisen angefangen, das freie Bewegen. Die schlechten Sachen bleiben. Es ist schwierig, Woche für Woche unter diesen Umständen durchzuspielen", stellt er klar. Laut Thiem gibt es Spieler, für die das von Vorteil sei. "Es gibt Typen, die das wegstecken, für die ist das Leben in der Bubble wahrscheinlich sogar ein Vorteil, etwa für Evans oder Bublik. Die haben Probleme, sich in normalen Zeiten auf den Sport zu fokussieren. Für die ist es super, die konzentrieren sich ausschließlich aufs Tennis, es gibt nichts anderes."

    Körperlich kämpft er aktuell mit Problemen am linken Knie. "Es ist eine angeborene Falte in den Knien, die sich hin und wieder meldet. Jetzt bekommt die Öffentlichkeit das halt mit. Es dauert ein paar Wochen, um schmerzfrei zu sein. Mich plagt das schon seit Australien, aber es ist nur ein Wehwehchen, das heilt wieder aus."

    Sein großes Ziel sind die French Open. "Natürlich habe ich einen großen Trainingsrückstand aufgerissen. Ich hatte lange keine Matches gegen absolute Spitzenspieler, sie fehlen. Ich weiß nicht, wo ich stehe. Ich hoffe, das kommt in Madrid und in Rom. Ich will in Paris voll wettbewerbsfähig sein, das ist mein Anspruch. Eine Medaille bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio wäre ein absoluter Traum – sofern sie stattfinden. Ich wüsste es gerne, aber das entscheidet die Pandemie. Die Lust am Tennis lasse ich mir jedenfalls nicht nehmen. Denn irgendwann kommt die Normalität zurück."

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