Terror in Wien – sechs Männer müssen auf Anklagebank

Es war die Nacht, die den Jihadisten-Terror auch nach Österreich brachte: Der 2. November 2020 in Wien. Damals ermordete IS-Anhäger K.F. vier Menschen in der Wiener Innenstadt, 23 weitere wurden verletzt, teilweise schwer. Die Wiener Polizei konnte den Schützen töten. Doch das Blutbad war bereits angerichtet.
Demnächst müssen sich die sechs Männer wegen mutmaßlicher Beteiligung an dem Anschlag vor Gericht stellen. Das berichtet "Der Standard". Demnach befinden sich alle von ihnen seit Monaten in Untersuchungshaft – bis auf eine Person. Die sechs Personen hätten den Terroranschlag vom 2. November 2020 "ermöglicht, erleichtert, abgesichert oder in einer anderen Weise gefördert", zitiert die Tageszeitung aus der Anklageschrift. Einer von ihnen reiste mit dem späteren Attentäter in die Slowakei, um Munition zu kaufen. Ein weiterer Angeklagter habe ihn bei einem Abschiedsbesuch in seinem Vorhaben bestärkt, heißt es.
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Das wird Angeklagten vorgeworfen
Ein dritter habe ihn bei der "Auswahl seines Anschlagsziels aktiv unterstützt" und ein Abschiedsposting positiv kommentiert. Ein vierter Angeklagter habe den Anschlag mit dem Attentäter geplant sowie "Tatwaffen samt Munition und weiterer Anschlagsutensilien "vorbereitet; ein weiterer habe ihm die Waffen und Munition übergeben sowie einen Tag vor dem Anschlag "bei der Munitionierung der Pistole" geholfen. Der sechste Beschuldigte wird angeklagt, weil er den "Waffen- und Munitionskauf" mitorganisiert haben soll. Für sie alle gilt die Unschuldsvermutung, die Anklage ist noch nicht rechtskräftig.
Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien bestätigte den Bericht gegenüber dem ORF am Mittwochabend. Den Angeklagten werden im Wesentlichen die Verbrechen der Beteiligung an terroristischen Straftaten (Paragraf 278c Absatz 2 StG ) in Verbindung mit Mord, terroristische Vereinigung (Paragraf 278b Absatz 2 StGB) und kriminelle Organisation (§Paragraf 278a StGB) vorgeworfen. Die angeklagten Männer sind zwischen 21 und 32 Jahre alt.
20 Zeugen geladen
Zu dem Prozess sind laut Anklage rund 20 Zeugen geladen. Darunter ist auch der Mann, der die Waffen für den Attentäter nach Wien brachte und sie an ihn verkauft haben soll.
Im April 2019 war der Attentäter bereits gemeinsam mit einem nunmehr Angeklagten – ein 24 Jahre alter Mann - vom Wiener Landesgericht wegen terroristischer Vereinigung zu 22 Monaten Haft verurteilt worden, weil er Propagandamaterial der radikal-islamistischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) verbreitet, deren Methoden und Zielsetzungen gerechtfertigt und zudem versucht hatte, nach Syrien zu gelangen, um dort an Kampfhandlungen teilzunehmen. Im Dezember 2019 wurden beide Männer unter Anrechnung der U-Haft aus dem Gefängnis entlassen.
Selbst Anti-Radikalisierungs-Verein konnte nicht helfen
Trotz ihrer Vorverurteilung und ihrer fortlaufenden Betreuung durch den Verein Derad hielten sie an ihrer radikal-islamistischen Gesinnung und ihrem fundamentalistischen Gedankengut fest und waren laut Anklage "weiterhin treue Anhänger des IS". Über soziale Medien und in Form persönlicher Treffen hielten sie "regen Kontakt zu anderen Personen aus der radikal-islamistischen Szene", hält die Staatsanwaltschaft in ihrer 117 Seiten starken Anklageschrift fest, die dem "Standard" vorliegt.
Derzufolge soll sich der Attentäter noch in Strafhaft mit Plänen zu einem Terror-Anschlag beschäftigt haben. In der Anklage ist von "Überlegungen" die Rede, "nach seiner Entlassung einen terroristischen Anschlag unter Verwendung von Schusswaffen in der Wiener Innenstadt zu verüben". Laut Anklage erkundigte sich der spätere Attentäter bei einem Mithäftling, wie man in Österreich an Waffen gelangen könne, da er nach seiner Enthaftung einen Anschlag am Stephansplatz verüben wolle. Der Attentäter habe aus seinen terroristischen Absichten "in der Haft kein Geheimnis" gemacht, betont die Staatsanwaltschaft. Nachdem er auf freien Fuß kam, habe er sich ab April 2020 "immer intensiver" damit beschäftigt.
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