Wien

Geimpfter Wiener durfte trotz PCR-Test nicht in Praxis

Weil ein Wiener keinen Test in der Praxis machen wollte, wurde er nicht behandelt. Der Chefarzt spricht vom Schutz seiner Mitarbeiter und Patienten.

Yvonne Mresch
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Arztpraxis in Wien-Brigittenau.
Arztpraxis in Wien-Brigittenau.
Sabine Hertel

"Ich bin kein Coronaleugner und kein Querulant, aber ich sehe das Problem hier einfach nicht", erzählt Thomas G. im Gespräch mit der "Heute". Was war passiert? Am Donnerstag Vormittag hatte der 48-jährige einen Termin im Urologenzentrum Wien. Der zweifach Geimpfte machte am Vortag pflichtbewusst einen PCR- sowie Antigentest, deren beider Ergebnis negativ war, und begab sich auf den Weg in das Zentrum in der Engerthstraße (Wien-Brigittenau).

Arzt forderte Test in Ordination

"Bei der Anmeldung erklärte man mir, ich müsse mich vor Ort in der Ordination testen lassen", schildert Thomas G. Er wies mehrmals darauf hin, dass er bereits getestet und auch geimpft sei. "Das wurde nicht akzeptiert, ich müsse mich hier noch einmal testen lassen". Eine Erklärung für dieses Vorgehen bekam der Wiener nicht. "Das ist nun mal so" hieß es lapidar. Das für ihn Kuriose: Auch wenn Thomas G. den PCR-Test gemacht hätte, das Ergebnis wäre erst in 24h ausgewertet worden. Zu diesem Zeitpunkt wäre die Behandlung schon lange passé gewesen. 

Für Thomas G. ging es ohne Behandlung wieder nach Hause.
Für Thomas G. ging es ohne Behandlung wieder nach Hause.
Privat

Keine Hinweise auf neue Regelung

Doch Thomas G. war nicht der einzige, den dieses Vorgehen überraschte. "Die Ordination war voll, zwei Männer haben mir zugestimmt, dass das einfach nicht geht", schildert er weiter. "Eine Person war sogar in derselben Situation wie ich, diese hat den Test dann zähneknirschend gemacht." Thomas G. ließ sich darauf nicht ein. Er bat um eine schriftliche Bestätigung, dass er so nicht behandelt werden könne und verließ die Ordination. "Ich halte mich an alle Regeln, aber ich hinterfrage wirklich die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme", sagt er. Hinzu käme, dass nirgends ein Hinweisschild mit dieser Information angebracht war. Die Überraschung kam erst bei der Anmeldung.

Diese Bestätigung bekam Thomas G. bevor er die Praxis verließ.
Diese Bestätigung bekam Thomas G. bevor er die Praxis verließ.
Privat

Tatsächlich weist auch online nichts auf die Sonder-Regelung im Urologenzentrum hin. In den sozialen Medien informiert das Zentrum über kostenlose Antigen- und PCR-Tests, die dort ohne Termin vorgenommen werden können. Von einer Pflicht für die Untersuchung ist hier keine Rede. Ähnlich sieht es auf der Website aus. Dort wird das Sicherheitskonzept beworben, unter anderem mit Luftreinigern und damit, dass das Personal geimpft sei, FFP2-Masken tragen würde und sich regelmäßig testen ließe. Es wird außerdem darauf hingewiesen, dass für die Patienten wie gehabt FFP2-Maskenpflicht bestünde. Auch hier kein Wort zu verpflichtenden Tests vor Ort.

Auf dem Schild vor der Ordination ist kein Hinweis auf eine Testung vor Ort zu sehen.
Auf dem Schild vor der Ordination ist kein Hinweis auf eine Testung vor Ort zu sehen.
Privat

Ärztekammer: Keine Testverpflichtung vor Ort

Für Thomas G. steht fest: Auf diese Weise lässt er sich dort nicht untersuchen. "Das ist reine Geldmacherei", sagt er. Die Ärztekammer bestätigt auf "Heute"-Anfrage, dass eine 3G-Empfehlung für Ordinationen bestehe. "Die Praxen können jedoch spezifische Sicherheitsbestimmungen festlegen, unter der Voraussetzung, dass Notfälle behandelt werden", heißt es dort.

"Tests sind nicht verpflichtend"

Der Chefarzt des Urologenzentrums, Dr. Erik Huber verweist im Gespräch mit "Heute" auf die Sicherheit seiner Mitarbeiter und Patienten: "Wir haben hier Personen, die an Krebs leiden, die immunsupprimiert sind und vor allem diese müssen wir schützen." Die von seiner Ordination angebotenen PCR- und Antigentests seien jedoch nicht verpflichtend, sondern ein Service und kostenlos. "Entschieden wird immer nach dem Krankheitsbild. Wenn jemand dringend behandelt werden muss, passiert das auch. Wenn es sich aber um reine Kontrollen handelt, dann bitten wir um einen Test vor Ort."

Es handle sich beim kostenlosen Test um einen schmerzfreien Rachenabstrich. Der Antigentest wird dabei für die anstehende Behandlung gemacht, der PCR-Test für die Nachverfolgung. "Sollte jemand positiv sein, kann ich dann die anderen Patienten und Mitarbeiter informieren", erklärt Huber. Bisher, so der Arzt, habe es keine Beschwerden über diese Vorgehensweise gegeben. Im Gegenteil, man konnte sogar positive Personen dadurch entdecken und verhindern, dass sie andere anstecken.

"Entscheidung aus medizinischen Gründen"

Selbstverständlich sei auch, dass die Mitarbeiter täglich getestet werden. Dass Thomas G. bereits einen gültigen PCR-Test vorweisen konnte, reicht für Huber nicht aus. "Der Test stammt vom Vortag. Ja, vom Gesetz her ist er gültig, aber in meiner Ordination muss ich die Entscheidungen zum Schutz meiner Mitarbeiter und Patienten treffen. Und dafür brauche ich ein aktuelles Bild." Künftig soll ein neues Testgerät für PCR-Ergebnisse innerhalb von zwei Stunden sorgen.

Die Verärgerung des Patienten verstehe Huber dennoch, gibt er zu und ergänzt: "Sollte es jetzt zu mehr Beschwerden dieser Art kommen, werden wir es kommunizieren. Bis dahin treffe ich diese Entscheidung aus medizinischen Gründen, auch wenn es für mich selbst genau so wenig lustig ist - ich will ja auch keine Patienten verlieren." 

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