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Bild: Fotolia

Der Startschuss zur Zentralmatura ist gefallen! An 58 Gymnasien haben tausende Schüler am Montag ihre Reifeprüfung in Deutsch abgelegt. Insgesamt drei Augaben standen zur Wahl, für jede hatte man 300 Minuten, also fünf Stunden, Zeit. Inhalt, Aufbau, Stil und Ausdruck und formale Richtigkeit sind die Bewertungskriterien. "Heute.at" gibt Ihnen die Möglichkeit nochmal zu maturieren, machen Sie mit!

An 58 Gymnasien haben tausende Schüler am Montag ihre Reifeprüfung in Deutsch abgelegt. Insgesamt drei Augaben standen zur Wahl, für jede hatte man 300 Minuten, also fünf Stunden, Zeit. Inhalt, Aufbau, Stil und Ausdruck und formale Richtigkeit sind die Bewertungskriterien. "Heute.at" gibt Ihnen die Möglichkeit nochmal zu maturieren, machen Sie mit!

Die Auswahl des Textes war schließlich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Der.

Aufgabe 1

Lesen Sie die Kurzgeschichte Die Schnecke (1947) von Manfred Hausmann.

Verfassen Sie nun die Textinterpretation und bearbeiten Sie dabei die folgenden Arbeitsaufträge:

Beschreiben Sie, in welcher Weise der Schriftsteller den Umgang mit Natur und Leben in seinem Text thematisiert.
Untersuchen Sie den Aufbau der Kurzgeschichte und die sprachlichen Mittel, die der Autor einsetzt, um den Protagonisten darzustellen.
Deuten Sie den Inhalt der Kurzgeschichte im Hinblick auf das Thema ‚Umgang mit Natur und Leben‘, indem Sie auch auf den Symbolcharakter der Schnecke eingehen.


Die Schnecke

Wie der Mann die kleine Schnecke mit ihrem fahlgelben Häuschen, das nicht viel größer ist als eine Erbse, von dem Salatblatt herunternehmen will, um sie zu zertreten, fällt ihm zum ersten Male in seinem Leben auf, wie schön so ein Kriechtier doch ist. Der Kopf mit den kurzen Hörnchen und den schräg nach vorn gerichteten Fühlern, die an ihrem verdickten Ende einen schwarzen Punkt tragen, der schlanke, silbrig glänzende Leib, das spiralige Gehäuse, der spitz zulaufende Schwanz, das alles steht, wie winzig es auch ist, nach Form und Maß in einem so ausgewogenen Verhältnis, daß es für einen Künstler, wenn er ein in sich ruhendes, dekoratives Gebilde schaffen wollte, einen vollkommenen Vorwurf abgäbe.

Der Mann kniet auf dem schmalen Weg zwischen dem Salatbeet und den Tomaten nieder und sieht sich die Schnecke genauer an. Natürlich kann er es nicht lassen, zuerst einmal die Fühler zu betupfen. Sogleich stülpen sie sich ein wie Handschuhfinger, die man umkrempelt, und schrumpfen zusammen, der Kopf schrumpft ebenfalls zusammen, der Leib, der Schwanz, die ganze Schnecke schrumpft unaufhaltsam zusammen und zieht sich in das Häuschen zurück, das seinerseits, während es eben noch in einiger Höhe thronte, auf das Blatt herabsinkt und sich nicht mehr rührt. Von der schönen Erscheinung ist nur das Häuschen übriggeblieben. Der Mann kann es ohne weiteres mit den Fingerspitzen vom Blatt abheben und auf seinen Handteller legen.

Eben meinte er noch, es sehe fahlgelb aus, aber nun erkennt er, daß es in Wahrheit ein Wunder von goldenem Licht und gläserner, perlmuttfarbener Trübung ist. Und diese Spirale, wie unsagbar leicht und genau sie sich aus dem Mittelpunkt nach außen dreht gleich einer unwirklichen mathematischen Kurve! Quer zu ihr laufen kleine, gebogene Rillen, eine unmittelbar neben der anderen. Insgesamt bilden sie ein von innen nach außen breiter werdendes Wellenband. Dort, wo die Spirale beginnt, in der Mitte, sind graublaue und silberne Flecken in das Band eingesprengt, die, wenn der Einfall des Lichtes sich nur um eine Kleinigkeit ändert, ihren Schimmer wechseln wie Opale. Weiter am Rande besteht das Gehäuse gleichsam aus Antikglas, das den von drinnen herausdämmernden Goldglanz in ein unregelmäßiges,

feuchtes Funkeln auflöst. Jeweils am Grunde einer Querrille ist das Funkeln und Leuchten besonders stark.

O jetzt! Was geschieht jetzt? Der Goldglanz beginnt, sich behutsam zu bewegen. Er beschattet sich und weicht zurück, er schimmert anderswo in ungewissen Kreisen wieder auf, er atmet, er wogt, das Beschattete wird wieder hell, die Kreise fließen zusammen. Es ist nicht zu beschreiben, wie wunderbar die Lichter unter der gläsernen Wölbung ineinanderspielen, wie leise von den Rändern her immer wieder ein Hauch von Lila und Silber heranweht und im Goldenen verschwindet. Und nun steigt von irgendwoher ein glitzerndes Bläschen auf, noch eins, noch eins, viele, golden auch sie. Sie steigen zögernd herauf, treiben ein wenig dahin und gehen wieder unter.

Das Glimmen und Wehen und Schimmern nimmt den Mann so gefangen, daß er kaum merkt, wie das Häuschen sich hebt und sich zur Seite neigt. Da quillt die Schnecke langsam heraus, die Fühler wachsen empor und suchen hin und her, der weiche Leib schwimmt vor und schwebt, ohne daß der Mann das geringste fühlt, in zarter, müheloser, ziehender Stetigkeit über seine Hand. Die Schnecke kriecht nicht, sie schwebt. Der Mann hat es nicht gewußt, aber es ist so. Sie schwebt über seine Hand wie ein Nebelstreif über eine Wiese. Und das Licht im Gehäuse hört nicht auf, zu erscheinen und sich zu trüben, zu ver­ sickern und von neuem aus der Tiefe zu steigen.

Von dieser Art also, denkt der Mann, sind die Schnecken, über die ich mich jeden Morgen so ärgern muß, weil sie von den jungen Salatpflanzen so gut wie nichts übriglassen, von dieser atemberaubenden, äußersten Schönheit also! Was soll ich nun mit dieser hier machen? Soll ich sie wirklich, wie ich’s vorhatte, um des Salates willen zertreten? Was soll gelten auf der Welt, das freie, unberührte, goldene Geglitzer oder das gezüchtete Salatblatt, das Schöne oder das Nützliche, das Gewordene oder das Gewollte, das Maß der Natur oder das Maß des Menschen, der Traum oder die Wachheit, die Unschuld oder das Wissen?

Denn um das alles geht es wohl, wenn man es recht überlegt. Immer führen die Gegensätze, mag es sich um die Schnecke und das Salatblatt oder um den Urwald und die Siedlung, mag es sich um die See und den Deich oder um die Krankheit und den Arzt, mag es sich um das Blut und den Geist oder um das Schicksal und den Willen handeln, immer führen die Gegensätze auf die entscheidende Frage zurück, ob der Mensch, weil er ein Wissender und Wollender ist, an der Natur und also auch an sich selbst schul dig werden muß. Die Natur hängt, unerachtet des Furchtbaren, das allenthalben in ihr geschieht, im Gleichgewicht. Alles ist gleich bedeutend und gleich unbedeutend, alles ist gleich lebensgierig und gleich todgeweiht, alles ist gleich schön und gleich widerwärtig.

Und gleich und gleich hält sich gleichmütig und gefühllos die Waage. Wo immer die Menschen der wirklichen Natur begegnen – weitaus den meisten ist das allerdings nie beschieden, für sie bedeutet die Natur, da sie nur die Oberfläche sehen, etwas Ähnliches wie ein romantisches Gedicht –, da überkommt sie Entsetzen und Empörung. Der Geist bäumt sich ge gen die grauenvolle Qual und Sinnlosigkeit auf. Das Wissen stachelt den Willen an. Der Mensch bricht wertend, ändernd und „ordnend“ in das Gleichgewicht der Natur ein. Der Natur, der ja auch ein Teil seines eigenen Wesens angehört. Denn er ist ja nicht reiner Geist, er ist ja ein Mensch, er besteht ja auch noch aus Bewußtlosigkeit und träumendem Blut. So bricht er in sich selbst ein, die Unschuld der eigenen Seele und die Unschuld der Welt zerstörend. Und eines Tages kniet er neben einem Salatbeet und hat eine glitzernde Schnecke auf seinem Handteller und weiß nicht aus noch ein.

Der Mann steht hastig auf, schleudert die Schnecke mit einer schlenkernden Bewegung auf den Weg, setzt seinen Hacken darauf und dreht ihn, während er die Zähne so fest zusammenbeißt, daß es knirscht, hin und her. Ein mythisches Grauen steigt in ihm auf. Ihm ist, als wäre er jetzt erst, in diesem Augenblick erst, verloren in Sünde und heilloser Zerrissenheit.

Aufgabe 2

Lesen Sie den Bericht

Drei-Schluchten-Damm macht neue Probleme aus der Online-Ausgabe des Handelsblattes vom 19. Mai 2011

Verfassen Sie nun die Erörterung und bearbeiten Sie dabei die folgenden Arbeitsaufträge:

Geben Sie die Kernaussagen des Berichtes einleitend wieder.
Erläutern Sie, welche Folgen die darin beschriebene Ausbeutung von Umweltressourcen nach sich zieht.
Setzen Sie sich abschließend mit der Frage auseinander, wie weit der Mensch in seinem Bestreben, sich die Erde untertan zu machen, gehen darf.


China

Drei-Schluchten-Damm macht neue Probleme

Der gigantische Drei-Schluchten-Damm in China hat das Gleichgewicht am Jangtse-Strom durcheinander

gebracht. Den Provinzen flussabwärts fehlt in der gegenwärtigen Dürre das Wasser, am Reservoir drohen

Erdrutsche.

Peking – Fünf Jahre nach der Fertigstellung des umstrittenen Dreischluchten-Dammes in China bereitet das weltweit größte Wasserkraftwerk neue Kopfschmerzen. Regierungschef Wen Jiabao berief in Peking eigens eine Kabinettssitzung ein, um die Probleme zu lösen. Es geht um notwendige neue Umsiedlungen, geologische Gefahren und den Schutz der Ökologie. Der große Damm, der den Jangtse-Strom in Zentralchina staut, „beeinflusst weiter flussabwärts die Schifffahrt, die Bewässerung und Wasserversorgung“, wird offen eingeräumt.

Am 20. Mai 2006 wurde der letzte Beton in die 185 Meter hohe Staumauer gegossen. Da es auch in der

Regierung kritische Stimmen zu dem Damm gibt, war damals kein Mitglied der kommunistischen Führung zur Feier gereist. Besonders viel Unmut hatte über die Jahre schon die nötige Umsiedlung ausgelöst. 1,2 Millionen Menschen mussten für das 600 Kilometer lange Reservoir ihre Felder und Heimat verlassen. 13 große und 140 kleinere Städte sowie 1350 Dörfer wurden überflutet.

Einige chinesische Experten geben dem Stausee eine Mitschuld an der verheerenden Trockenheit am unteren Flusslauf. Befürworter des Dammes wiederum entgegnen, die Auswirkungen hätten gemildert werden können, indem zusätzlich Wasser aus dem riesigen Reservoir abgelassen wurde. Die überraschende Kabinettssitzung am Mittwoch verdeutlicht aber die Sorgen, dass das Mammutprojekt das ökologische Gleichgewicht in der Region möglicherweise dramatisch durcheinandergebracht hat.

Kritiker sehen ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. „Das Projekt hat große negative Auswirkungen mit sich gebracht, sei es ökologisch, geologisch oder auch sozial, was die Umsiedlung der Menschen betrifft“, sagte der Chefingenieur des Geologischen Amtes der Provinz Sichuan, Fan Xiao, der Nachrichtenagentur dpa. „Auch wenn es einige Vorteile durch die Stromerzeugung gibt, richtet das Projekt nach unserer Einschätzung "langfristig mehr Schaden an.“ Folgekosten gehen in die Milliarden.

Vor gut einem Jahr wurde angekündigt, dass weitere 300 000 Menschen umgesiedelt werden müssten, um einen Schutzgürtel zu schaffen. Ein Grund sind die unerwartet häufigen Erdrutsche, weil der ständig wechselnde Wasserstand die Ufer aufweicht. Viele Menschen sind auf höheren Hängen angesiedelt worden, wo die Böden aber nicht so fruchtbar sind und die Erosion stark ist. Die Folgekosten kann niemand genau beziffern, sie gehen aber in die Milliarden. Das Jahrhundertbeben in Japan weckte Sorgen, ob so etwas auch am Jangtse passieren könnte. „Es ist nahezu unmöglich, dass es an den Drei Schluchten ein Beben der Stärke 9 wie in Japan gibt“, sagt der Experte Fan Xiao und be gründet das mit den unterschiedlichen geologischen Strukturen.

Ein schwächeres, aber immer noch starkes Erdbeben lasse sich aber nicht ausschließen. Immer hin dürfte der Damm selbst bei einem Beben der Stärke 6 oder nicht ernsthaft beschädigt werden. Die wahre Gefahr sei aber das labile und gefährdete Reservoirgebiet, wo es bei einem Beben massive Erdrutsche mit schweren Folgen geben könnte. Ungelöst ist auch die Wasserverschmutzung. Da die Fließge schwindigkeit von dem Damm stark gebremst wurde, ist das chemische Gleichgewicht gestört.Tonnenweise muss Müll aus dem Reservoir gefischt werden. Ob der Damm wirklich, wie einst großspurig verkündet, die Überschwemmungen am mittleren und unteren Lauf des Jangtse verhindern kann, ist heute umstritten. Experten schätzen die Möglichkeiten zur Flutkontrolle als sehr begrenzt ein, weil auch das Volumen des Reservoirs letztlich begrenzt sei.

Obwohl der Damm auch die Navigation verbessern sollte, hat sich das riesige Schiffshebewerk zum Flaschenhals entwickelt. Die Schiffe müssen lange warten. Nur gut die Hälfte der ursprünglich beabsichtigten Tonnage kann abgewickelt werden. Auch die Kosten schießen weiter in die Höhe. Offiziell wurden die Baukosten mit 180 Milliarden Yuan, knapp 20 Milliarden Euro, angegeben. Westliche Experten schätzen das Doppelte, chinesische Kritiker das Dreifache.

Es wird befürchtet, dass ein Zehntel des Geldes für die Umsiedlung in korrupten Kanälen versickert ist.

Aufgabe 3

Lesen Sie den Bericht Twitter-Unterricht aus der Online-Ausgabe der deutschen Wochenzeitung

Die Zeit vom 22. Juni 2011.

Verfassen Sie nun die Empfehlung und bearbeiten Sie dabei die folgenden Arbeitsaufträge:

Geben Sie die Hauptaussagen des Berichtes wieder
Untersuchen Sie, inwieweit der im Text geschilderte Einsatz von sozialen Netzwerken sich auch auf die Ihnen vertrauten Unterrichtsstunden übertragen ließe.
Diskutieren Sie mögliche Vor- und Nachteile des Einsatzes von Smartphones im Unterricht.
Entwerfen Sie auf Basis dieser Erkenntnisse eine begründete Empfehlung an den SGA, die Verwendung von Smartphones während der Unterrichtsstunden zu gestatten oder zu verbieten.


Twitter-Unterricht

Twittern im Unterricht? Klar, sagen einige Pädagogen und setzen das Internet gezielt ein, um Wissen zu

vermitteln und Diskussionen anzustoßen.

Lehrer scheuen sich immer weniger davor, auch online auf ihre Schüler zuzugehen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, bei Hausaufgaben zu helfen und Ratschläge zu verteilen. Manche gehen sogar noch weiter: Sie verwenden soziale Netzwerke nicht nur nachmittags nach dem Pausengong, sondern mitten im Unterricht, vor versammelter Klasse.

Früher sammelten Lehrer Mobiltelefone vor dem Unterricht ein, um Ablenkungen zu vermeiden.

Inzwischen raten Pädagogen dazu, sich den Herausforderungen des medialen Wandels zu stellen. Der Koblenzer Geschichtslehrer Daniel Eisenmenger etwa setzt GoogleMaps, YouTube und auch Twitter bewusst im Unterricht ein

und bloggt über seine Erfahrungen. Und gerade Twitter lässt sich dafür nutzen. Ist es doch bestens dafür geeignet, im Unterricht Schüler für neue Diskussionsformen zuewinnen. Wie, das hat beispielsweise der Medienpädagoge Björn

Friedrich untersucht.

Die Versuchsanordnung sieht folgendermaßen aus: Im Unterricht wird ein klassisches Thema des Lehrplans verhandelt, etwa ein Gedicht von Henry Miller. Während der Lehrer über das Gedicht referiert, können die Schüler – allesamt vor Laptops sitzend – Kommentare abgeben und persönliche Meinungen artikulieren.

Jeweils 140 Zeichen lang dürfen die Meldungen sein. Das fördert den Gesprächsverlauf, weil so die Schwelle in der Klasse niedriger ist, sich am Unterricht zu beteiligen und eigene Gedanken zum Ausdruck zu bringen. Auf diese Weise werden gerade zurückhaltende Schüler zum Diskutieren animiert, die sich im Normalfall heraushalten würden.

Auch kann es Aufgabe sein, eine Kurzgeschichte zu schreiben, die nicht mehr als eben diese 140 Zeichen hat, die beste wird prä miert. Der Twitterer @tiny_tales macht das seit einiger Zeit erfolg reich vor. Wer sich an zähe Deutschstunden erinnert, wird sich ausmalen können, wie produktiv ein solches textbasiertes Gespräch sein kann. Natürlich trägt der digitale Unterricht nur dann zur Diskussion bei, wenn der Lehrer die auf dem Bildschirm erscheinenden Kommentare aufgreift und in seinen Unterricht integriert.

Gelingt das, können damit auch sonst eher stille Schüler erreicht werden, wie Nicholas Provenzano, Englisch-Lehrer an einer High-School in der Nähe von Detroit, in der New York Times berichtete. Bei Twitter und auf seiner Website nennt er sich „the nerdy teacher“, der nerdige Lehrer. Er sagte demnach, dass bei einer dreißigköpfigen Schulklasse mindestens acht seiner Schüler, die normalerweise schweigen würden, sich auf diese Weise an der Diskussion beteiligten.

Soziale Medien im Unterricht sind ein Trend, auch wenn im Durchschnitt die Skepsis gegen über dem Internet noch überwiegt. Das bestätigt eine jüngst veröffentlichte Studie der Babson Survey Research Group. Dort heißt es, dass nur zwei Prozent der Lehrer in den Vereinigten Staaten Twitter als Unterrichtsmedium verwendeten und mindestens fünfzig Prozent auf das Internet mit Skepsis reagierten, obwohl der positive Effekt für die Gesprächskultur durch Psychologen bewiesen sei.

Vor allem die Angst vor Zerstreuung ist immer noch groß. Da aber eine neue Generation von Lehrern heranreife, für die das Internet selbstverständlich sei, werde sich das Internet als Unterrichtsmedium in den kommenden Jahren durchsetzen, so die Prognose der Untersuchung. Warum auch nicht? Immerhin wollen Dienste wie Twitter Kommunikation so unkompliziert wie möglich machen – ein Ideal, das man auch im öffentliches Dokument Unterricht nutzen kann, solange er nicht frontal abläuft.

Auch deutsche Erziehungswissenschaftler sind inzwischen der Ansicht, dass Schüler und Lehrer sich dringend mit sozialen Medien auseinandersetzen müssen. Eike Rösch, der das Blog Medienpädagogik betreibt, kann ebenfalls von positiven Erfahrungen berichten: „Ich kenne beispielsweise einen Geschichtslehrer, der mit Twitter die Kuba-Krise durchgespielt hat. Die eine Gruppe twitterte im Namen der Kubaner, die andere vertrat die Positionen der Amerikaner. Und so schaukelte sich die Situation von Tweet zu Tweet hoch – bis zur historischen Klimax.“

Auf diese Weise würden die Geschichtsereignisse stärker im Gedächtnis haften bleiben, sagt Rösch. Und die Schüler profitieren von einem interessanten und abwechslungsreichen Unterricht. Und was ist mit der Zerstreuung? Eike Rösch hält die Sorge für überbewertet. „Auch vor den sozialen Netzwerken konnte man sich leicht ablenken lassen. Nur die Möglichkeiten haben sich geändert.“ Der Medienexperte glaubt, dass die Skepsis vor allem auf Unwissenheit und Vorurteilen basiere: „Die Einführung des Social Web ist wie die Erfindung des Buchdrucks. Irgendwann wird man das Medium als selbstverständlich betrachten.“

Ein Gedanke, den Lehrer sich häufiger bewusst machen sollten. Immerhin käme niemand auf die Idee, auf Bücher im Unterricht zu verzichten, nur weil sie auch ablenken können.