Musik

The Weeknd will nie mehr für Grammys nominiert werden

Der R’n’B-Pop-Superstar setzt seinen Grammy-Boykott fort und prangert erneut das undurchsichtige Nominierungsverfahren an.

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Die 63. Grammy-Verleihung findet in der Nacht auf Montag statt – <strong>The Weeknd</strong> ist nicht nominiert, obwohl sein Song "Blinding Lights" einer der größten Hits der Popmusikgeschichte ist.
Die 63. Grammy-Verleihung findet in der Nacht auf Montag statt – The Weeknd ist nicht nominiert, obwohl sein Song "Blinding Lights" einer der größten Hits der Popmusikgeschichte ist.
Richard Shotwell / AP / picturedesk.com

Gegenüber der "New York Times" sagte The Weeknd am Donnerstag, dass er die Grammy-Verleihung so lange boykottiert, "bis sich etwas ändert". Er fügte an: "Ich erlaube meinem Label nicht mehr, meine Musik bei den Grammys einzureichen" (damit die Recording Academy seine Songs und Alben nominieren kann). Als Grund dafür gab er an, dass hinter dem Nominierungsprozess ein "geheimes Komitee" steckt.

Was meint er damit?

Das Nominierungsverfahren der Grammys ist komplex und durchaus auch undurchsichtig. Wir brechen es runter:

Um überhaupt berücksichtigt werden zu können, muss ein Werk eingereicht werden. Einreichen dürfen alle Labels und Unternehmen, die bei der US-amerikanischen Recording Academy registriert sind.

Etwa 150 Fachleute aus der Musikbranche prüfen die Einsendungen und stellen sie zu Listen für die diversen Kategorien zusammen.

Die stimmberechtigten Mitglieder der Recording Academy geben ihre Votes ab; die fünf Werke mit den meisten Votes sind dann die offiziellen Nominierungen in jeder Kategorie.

Danach stimmen die Mitglieder nochmals ab und daraus resultieren die Gewinnerinnen und Gewinner.

Aber: Bei einigen Kategorien kommen spezielle Bewertungsausschüsse zum Einsatz, besagte "geheime Komitees" und daran stört sich The Weeknd.

Warum?

Sie sind anonym, es ist also nicht klar, wer dort mitbestimmt und in welcher Beziehung die Mitglieder zu den Acts stehen, die potenziell nominiert werden können. Sprich: Dem Verfahren fehlt es an Transparenz und es ist dadurch anfällig für Manipulation, wenn Mitglieder dieser Ausschüsse zum Beispiel direkt von einer Nominierung profitieren, weil sie mit dem entsprechenden Act zusammenarbeiten.

Und: In der Regel darf an den Grammys nur auftreten, wer auch nominiert ist. Nach Bekanntgabe der 2021er-Nominierungen machten Gerüchte die Runde, dass The Weeknd nicht nominiert wurde, weil man nicht wollte, dass er an der Verleihung auftritt, da er eine Woche später auch die Superbowl-Halbzeitshow bestreiten sollte (später wurden die Grammys wegen der Corona-Situation in Kalifornien von Ende Januar auf Mitte März geschoben).

Diese Theorie hinkt jedoch, da sich Weekends Team, die NFL, Roc Nation (kümmern sich um die Halbzeitshow) und TV-Sender CBS (überträgt sowohl die Superbowl als auch die Grammys) laut "Variety" mehrmals getroffen haben, um besagte Weeknd-Quasi-Doppelbuchung überhaupt möglich zu machen.

Was ist dran?

Schwarze Acts und Frauen sind seit jeher bei den Nominierungen und vor allem bei den Gewinnerinnen und Gewinnern notorisch untervertreten. In der Vergangenheit wurden die Grammys darum schon von Megastars wie Jay-Z, 50 Cent und Will Smith boykottiert.

Und The Weeknds "Blinding Lights" ist einer der größten Hits aller Zeiten, er verbrachte ein komplettes Jahr in den Top 10 der US-Charts und 43 Wochen in den Top 5 – das ist absoluter Rekord und müsste theoretisch mindestens mit einer Nominierung gewürdigt werden. Außer eben, in besagten Komitees gibt's genug Gegenstimmen, was die Frage nach sich ziehen würde: Warum?

Wer unternimmt etwas dagegen?

Neben den erwähnten und weiteren Acts wie Halsey und Ariana Grande, die öffentliche Statements abgeben – darunter diese Woche auch Zayn Malik –, haben auch die Grammys selbst auf die anhaltende Kritik reagiert und 2019 mit Deborah Dugan erstmals eine Frau zur Chefin ernannt. Sie sollte vor allem für mehr Diversity bei den Nominierungen sorgen.

<strong>The Weeknd</strong> sahnt bei den Billboard Music Awards ab.
The Weeknd sahnt bei den Billboard Music Awards ab.
(Bild: kein Anbieter/imago stock & people)

Nach fünf Monaten im Amt wurde sie freigestellt, weil sie ihre Assistentin (die schon für ihren Vorgänger arbeitete) gemobbt haben soll. Dugan vermutete, ihre Entlassung sei die Vergeltung dafür, dass sie den "Boys-Club" Grammys und die Korruption anprangerte.

Sie reichte Klage gegen die Organisation ein, bezeichnete sie und speziell die "geheimen Komitees" darin als korrupt und gab als Gründe dafür "Unregelmäßigkeiten beim Voting, Finanzmissmanagement und Interessenskonflikte zwischen den Vorstandsmitgliedern, dem Exekutivkomitee und Anwälten" an.

Was passiert als Nächstes?

Nun, erst mal finden die 63. Grammys einfach statt und zwar in der Nacht auf Montag. Ohne The Weeknd, dafür mit Harry Styles als Opener und Auftritten von Billie Eilish, Taylor Swift und - in letzter Minute - Bruno Mars.