Szene

Nestroyhof bringt NS-Schwulenverfolgung auf die Bühne

"Bent" nimmt sich der systematischen Verfolgung von Homosexuellen während der NS-Zeit an. Das Stück feiert Premiere im Theater Nestroyhof.

Magdalena Zimmermann
"Bent" feiert heute Premiere.
"Bent" feiert heute Premiere.
(c) Apollonia Theresa Bitzan

Gebeugt oder gebrochen ist mit dem englischen "bent" gemeint, es kann aber auch abwertend verwendet werden, um jemanden als "schwul" zu bezeichnen. Das Werk von Martin Sherman trägt eben diesen Namen und setzt sich mit der Verfolgung von Homosexuellen während des Nationalsozialismus auseinander. Das Stück wurde bereits 1979 in London uraufgeführt, hat aber bis heute an seiner Brisanz nichts eingebüßt.

Der Rosa Winkel "markierte" Homosexuelle im KZ

Sherman entführt sein Publikum an den Morgen nach dem "Röhm Putsch", den Zeitpunkt als die systematische Verfolgung homosexueller Männer durch das Nazi-Regime begonnen hat. Max und Rudy versuchen zu flüchten, doch schlussendlich festgenommen und ins KZ in Dachau gebracht. Auf dem Weg dorthin stirbt Rudy und Maxs Wettlauf gegen die Nazis beginnt. In Dachau wurden dann die Insassen, die aufgrund ihrer Homosexualität ins KZ gebracht wurden, mit einem Rosa Winkel "markiert". So trifft er auch auf seinen Mithäftling Horst, der selbst die "Markierung" tragen muss. 

Der Paragraph 175 und sein Fortbestand lange nach dem Nazi-Regime

Dieser wies sie als "175-er" aus, das war damals der Paragraph, der sexuelle Beziehungen zwischen zwei Männern verbat. Der Paragraph 175 war weit über die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland in Kraft. Nämlich bis zum 11. Juni 1994 war es deutschen Männern laut Strafgesetzbuch verboten, eine homosexuelle Liebesbeziehung einzugehen.

Da der Großteil der Gesellschaft zu dieser Zeit homophob war, war das Leben der Gefangenen-Homosexuellen nochmals erschwert. Denn auch im KZ selbst war Homosexualität alles andere als gern gesehen und diese Art der Liebe wurde nicht geduldet. Gemeinsam mit Horst versucht Max Humanität in dieser menschengemachten Hölle zu bewahren.

Das Stück zeigt die schwule Subkultur Berlins in den 1930er Jahren und die Zerstörung durch die Nazis.
Das Stück zeigt die schwule Subkultur Berlins in den 1930er Jahren und die Zerstörung durch die Nazis.
(c) Apollonia Theresa Bitzan

Premiere im Nestroyhof

Das Theaterstück ist eine Kooperation des Theater Nestroyhof Hamakom mit dem Kollektiv "wirgehenschonmalvor" rund um den Regisseur Matthias Köhler und ist bis 18. November im Theater Nestroyhof. Das Kollektiv setzt sich in seinen Arbeiten mit verschiedenen Formen von Gewalt und queer*politischen Themen auseinander.

Weitere künstlerische Auseinandersetzungen

Zahlreiche Theaterstücke, Filme und literarische Werke nehmen sich immer wieder dem Thema der Homosexualität während des Nationalsozialismus an. So beispielsweise auch jüngst der österreichische Film "Große Freiheit" des Regisseurs Sebastian Meise. Dieser setzt sich mit der Verfolgung von Homosexuellen in der Nachkriegszeit auseinander. "Große Freiheit" war auch großer Sieger beim österreichischen Filmpreis diesen Juni. Acht Preise konnte der Spielfilm dort abstauben.

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    Chiara Ferragni scheint nicht zu frieren.
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