Wie der Wechsel zustande kam, erzählt Axel Schuster, der Sportdirektor der Vancouver Whitecaps. Alles begann mit einer Laufrunde am Ufer von Vancouver. "Es gibt Podcasts, die ich dabei regelmäßig höre", sagt Schuster, "da habe ich mitbekommen, wie seine Geschichte abgelaufen ist bei den Bayern." Dass Müller Monate später tatsächlich in Kanada unterschreibt, war auch für Schuster kaum vorstellbar – bis er seine große Chance sah.
Am Mittwoch haben die Whitecaps den Transfer offiziell gemacht. Müller, 35 Jahre alt, 131-facher Teamspieler, Weltmeister und lebende Bayern-Legende, spielt künftig an der kanadischen Westküste. "Wir sind nicht der typische Verein, von dem man erwartet hätte, dass er sich Thomas Müller angelt", sagt Schuster, der gebürtige Kölner, der seit sechs Jahren für die Whitecaps arbeitet. "Wir waren Beobachter bis zu dem Zeitpunkt, als ich das Gefühl hatte, dass die Vereine, die genannt wurden, es nicht werden würden."
Nach 17 Jahren beim FC Bayern, wo er keinen neuen Vertrag mehr bekam, war lange ein offenes Geheimnis, dass Müller in die nordamerikanische MLS wechseln könnte. Doch weder beim Partnerverein Los Angeles FC noch beim FC Cincinnati, der sich die sogenannten "Discovery Rights" und damit exklusive Verhandlungsrechte gesichert hatte, wurde es konkret. Schuster erkannte "ein paar Dinge, die ich in die Waagschale werfen konnte." Die Whitecaps standen zuletzt im Champions-League-Finale, in der Western Conference der MLS liegt das Team auf Platz zwei. Und für Schuster ist klar: Vancouver ist die "schönste Stadt" der Liga. "Wir haben pazifische Strände. Und wir haben Berge wie in Bayern."
Schon am kommenden Mittwoch wird Müller in Kanada erwartet. Am Donnerstag wird er offiziell vorgestellt, sein erstes Spiel für die Whitecaps ist am 17. August gegen Houston Dynamo geplant. Noch bevor er überhaupt in Nordamerika aufgelaufen ist, sorgt Müller schon für Rekorde. "Wir hatten einen Rekordtag in der Geschichte des Vereins im Verkauf von Merchandise", erzählt Schuster. Die Trikots von Müller gingen weg wie Eiskugeln an Hitzetagen.
Der Verein profitiert jetzt schon mächtig vom Glanz des bodenständigen Bayern – und will das künftig auch am Spielfeld zeigen. In der vergangenen Saison sind die Whitecaps knapp in der ersten Runde der MLS-Play-offs gescheitert. "Es geht darum, darauf vorbereitet zu sein, in ganz engen Spielen das bisschen mehr Qualität, Erfahrung und Siegermentalität zu haben", erklärt Schuster. "Da spielt Thomas Müller eine ganz große Rolle."
Für einen gelungenen Empfang ist alles vorbereitet. "Er hat schon eine Wohnung, ein Auto, ist schon angemeldet", sagt Schuster, "wir wollen, dass er sich sofort wohl fühlt." Die Vorzeichen stehen gut. Müller wird mit der Rückennummer 13 auflaufen, mit der er auch den WM-Pokal in Rio geholt hat. Und die Berge werden auch in seiner neuen Heimat zum Greifen nah sein.
