Thomas Müller sitzt im für ihn ungewohnten blau-weißen Pullover vor der Kamera und grinst schelmisch, während er schon Werbung für seinen ersten Auftritt bei den Vancouver Whitecaps macht. "Mein erstes Spiel wird am 17. August sein – in Deutschland am 18. August um 3.00 Uhr in der Nacht. Also: Wecker stellen und dabei sein", sagt der 35-Jährige – und lacht.
Nächste Woche geht’s für Müller los mit seinem „Abenteuer“ in Kanada. Am Mittwoch soll die Bayern-Legende in der 2,6-Millionen-Metropole zwischen Pazifik und Coast Mountains ankommen. Einen Tag später steht die offizielle Vorstellung und das erste Training des Weltmeisters von 2014 am Programm, bevor es dann für Müller im heimischen BC Place Stadium gegen die Houston Dynamos zum ersten Mal in der Major League Soccer (MLS) ernst wird.
Müller, neben Toni Kroos der erfolgreichste Titelsammler im deutschen Fußball, stellt gleich klar, dass er seine Karriere nicht einfach ausklingen lassen will. Der dänische Trainer Jesper Sörensen und der deutsche Sportdirektor Axel Schuster hätten ihm "aufgezeigt, wo es in den nächsten ein, zwei Jahren hingehen soll – und da geht es ganz klar in Richtung Titel. Ich bin heiß darauf, Titel zu gewinnen. Dieses Jahr kann etwas Besonderes werden", betont er: "Die Whitecaps haben 1979 ihren letzten Major-Titel geholt und stehen jetzt in der Tabelle gut da. Das Team ist sehr ambitioniert." Müller sowieso. Um fit zu bleiben, trainiert er seit Tagen bei den Bayern mit.
Dass Vancouver "eine der schönsten Städte der Welt" sei, so Müller, passt ins "besondere Gesamtpaket". Es gebe "Strände, die Berge. Die Stadt und die Infrastruktur sind modern." Alle, mit denen er gesprochen habe, darunter auch sein ehemaliger Teamkollege Alphonso Davies, "waren begeistert. Deshalb gab es keine Fragezeichen." Aber, das betont Müller immer wieder, als der Deal am Mittwoch öffentlich wurde: "Der Hauptfokus ist der Fußball. Das andere erlebe ich dann Tag für Tag."
Eines ist aber jetzt schon klar: Die Erwartungen bei den Whitecaps, die derzeit in der MLS Zweiter der Western Conference sind, sind riesig. "Thomas ist ein Weltklassespieler", sagt Schuster und nennt seinen neuen Star "the ultimate Raumdeuter". Müller sei "eine geborene Führungspersönlichkeit".
Wie wichtig ein Müller-Transfer für die MLS ist, hat der frühere Bundestrainer Jürgen Klinsmann schon vor ein paar Wochen betont. "Ganz Amerika würde sich freuen, das wäre für die MLS ein Riesending", sagt Klinsmann. Müller wäre nach 17 Profijahren und 756 Pflichtspielen beim FC Bayern neben Superstar Lionel Messi "das Zugpferd der Liga".
Es ist eine Liga, die sich laut Müller "weiter entwickelt. Sie rückt immer mehr in den Fokus." Vor allem, weil im nächsten Jahr in den USA, Kanada und Mexiko die WM stattfindet.
Bleibt noch das Thema mit dem weiß-blauen Trikot der Whitecaps. Daran sei er als "Roter" natürlich nicht gewohnt, sagt Müller und fügt schmunzelnd hinzu: "Ich komme aber trotzdem sehr gut damit zurecht, weil die bayerische Flagge ja auch weiß und blau beinhaltet. Dementsprechend gibt es da keine Anpassungsschwierigkeiten."