Wien

Tierschutz-Stadtrat ruft zu Fleischverzicht auf

63 Kilogramm Fleisch: So viel verzehrt der Österreicher im Durchschnitt pro Jahr. Doch das hat negative Folgen für Tier und Klima, warnt die Stadt.

Louis Kraft
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Die Österreicher lieben ihr Schweinefleisch. Doch in der Produktion liegt noch vieles im Argen. Daher fordert Tierschutz- und Klimaschutzstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) nun klare und verbindliche Mindeststandards für ganz Österreich. Das fordert auch das Tierschutzvolksbegehren, das ab heute und bis 25. Jänner zur Unterschrift aufliegt.
Die Österreicher lieben ihr Schweinefleisch. Doch in der Produktion liegt noch vieles im Argen. Daher fordert Tierschutz- und Klimaschutzstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) nun klare und verbindliche Mindeststandards für ganz Österreich. Das fordert auch das Tierschutzvolksbegehren, das ab heute und bis 25. Jänner zur Unterschrift aufliegt.
PID/Martin Votava

Schweinsbraten, Stelze und Schnitzel: Die Österreicher bleiben Fleischtiger. Wie der heute präsentierte "Fleischatlas" von Global 2000 und Vier Pfoten für Österreich zeigt, verputzt jeder Österreicher pro Jahr rund 63 Kilogramm. Besonders am Fleischtopf hängen nach der Untersuchung vor allem junge Männer zwischen 15 und 30 Jahren: Über die Hälfte (58%) verzeht jeden Tag Fleisch- oder Wurstwaren. Bei den Frauen sind es in derselben Altersgruppe nur 28,4%. 

Vor allem die jungen Männer zwischen 15 und 30 Jahren sind wahre Fleischtiger: 58% essen es jeden Tag.
Vor allem die jungen Männer zwischen 15 und 30 Jahren sind wahre Fleischtiger: 58% essen es jeden Tag.
Fleischatlas 2021

Doch die schiere Menge kann nicht nur negative Folgen für die Gesundheit haben, auch die Tiere und das Klima leiden. Für Tierschutz- und Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) ist daher klar: Der Fleischkonsum muss dringend reduziert werden. "Pro Jahr verzehrt der Österreicher insgesamt 323.542 Tonnen Schweinefleisch. In Österreich werden dafür jedes Jahr über fünf Millionen Schweine geschlachtet", so Czernohorszky. Doch die Frage, wie die Schweine leben, die als Braten, Kotelett oder Schnitzel am Teller landen, stellt sich wohl kaum jemand beim Abendessen? Oder, ob auf die Bedürfnisse dieser sozialen und hochintelligenten Tiere Rücksicht genommen wird?

Untersuchungen zeigen, dass bei Thema Schweinehaltung längst nicht alles rosig ist. So war bei einer tierärztlichen Kontrolle in der Steiermark etwa alle Tiere krank, wir haben berichtet. Für bessere Haltebindungen und Tierschutz wirbt nun ein Volksbegehren, das ab heute österreichweit zur Unterschrift aufliegt. Czernohorszky war heute einer der ersten, der seinen Namen unter das Begehren setzte. "Auch wenn ein Tier am Teller landet, sollte es bis dahin ein gutes Leben gehabt haben und nicht leiden müssen. Deshalb unterstützt Wien auch die Anliegen des Tierschutzvolksbegehrens – ich habe es selbst heute unterschrieben."

Czernohorszky (SPÖ) war heute einer der ersten, die im Amtshaus Schlesingerplatz (Josefstadt) das Volksbegehren unterzeichneten.
Czernohorszky (SPÖ) war heute einer der ersten, die im Amtshaus Schlesingerplatz (Josefstadt) das Volksbegehren unterzeichneten.
PID/Martin Votava

Stadt informiert über Schweinefleisch-Kauf

Für tierwohlgerecht produzierte Lebensmittel hat die Tierschutzombudsstelle Wien mehrere Broschüren aufgelegt – erst vor kurzem ist eine neue, überarbeitete Auflage des Ratgebers "Augen auf beim Schweinefleischkauf" erschienen (Broschuere_Augen-auf-beim-Schweinefleischkauf.pdf (tieranwalt.at).

Hierfür wurden gängige Marken und Gütezeichen nach zwölf Tierschutz- und Umweltkriterien bewertet, wie etwa gentechnikfreie Fütterung oder Zugang zu Auslauf. Das erschütternde Ergebnis: 90 Prozent des Schweinefleischs in Österreich erfüllen keines der zwölf Tierschutz- und Umweltkriterien – auch nicht jenes mit dem rot-weiß-roten AMA-Gütesiegel. "Das zeigt deutlich, dass die Standards in der österreichischen Tierhaltung dringend verbessert werden müssen", so die Wiener Tierschutzombudsfrau Eva Persy.

Durch den hohen Bedarf an Fleisch steige auch das Tierleid. Daher ruft Czernohorszky dazu auf, die fleischlichen Genüsse zu reduzieren.  Und er fordert von der Bundesregierung klare und vor allem einheitliche Standards für ganz Österreich für die Fleischproduktion. Der Gesetzgeber müsse hier Mindestvorgaben festlegen.

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