Wildtiere

Tiger verhungern - nur so ist der Verkauf legal

Wildtierkriminalist Karl Ammann hat ein Jahrzehnt die Kamera auf die "Tiger-Mafia" gehalten. Am 12.11. ist Premiere und zeigt Entsetzliches.

Christine Kaltenecker
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Die Gräueltaten der "Tiger-Mafia" werden nun in einer Dokumentation von Karl Amman aufgedeckt.
Die Gräueltaten der "Tiger-Mafia" werden nun in einer Dokumentation von Karl Amman aufgedeckt.
©Karl Amman

Die neue Dokumentation „The Tiger Mafia“ von Karl Ammann bringt erschreckende Entdeckungen aus zehn Jahren Recherchen zum Tigerhandel in Asien ans Licht. VIER PFOTEN veröffentlicht die Doku und zeigt auch die Missbräuche zu den wunderschönen Großkatzen in Europa. Mehr als 1.600 Tiere leben auch auf unserem Kontinent in Gefangenschaft.

In China und Südostasien ist die "Massenproduktion" der Tiger gang und gäbe. Bis zu 200 Tigerfarmen mit insgesamt 6000 Tieren (Anmerkung: nur etwa 3.900 Tiger leben in der freien Wildbahn) liefern sich einen regelrechten Wettkampf um den Verkauf der lukrativen und gefragten Körperteile und bieten als Bonus - für die Touristen - Streichelzoos an. Hier kann man mit den putzigen Tigerbabys für ein Foto schmusen. Die Tiger leben unter füchterlichsten Bedingungen und werden maximal zwei Jahre alt - denn dann sind sie eben nicht mehr klein und putzig und "reif" für die Industrie.

Nur ein natürlicher Tod ist legal, also lässt man die Tiger mit 2 Jahren verhungern!

Doch selbst das "Sterben" muss offenbar besonders leidvoll passieren. "In China lässt man die in Gefangenschaft lebenden Tiger oft bewusst verhungern; denn nur wenn sie eines natürlichen Todes sterben, ist es legal, ihre Körperteile zu nutzen“, sagt Kieran Harkin, Internationaler Kampagnenleiter für Wildtierhandel bei VIER PFOTEN.

Das weitreichende Netzwerk der "Tigermafia" erstreckt sich bis nach Europa. „Es ist in der EU legal, Tiger für den kommerziellen Handel zu züchten. In etlichen EU-Ländern gibt es fragwürdige Streichelzoos, die Interaktionen mit Großkatzen anbieten. Was mit den Tigern passiert, wenn sie zu alt sind, weiß niemand genau“, sagt Harkin. Ein lebender Tiger, gezüchtet in Europa, bringt zwar laut VIER PFOTEN Recherchen bis zu 22.000 Euro, aber auch tot sind die Tiere sehr wertvoll. Vom Tigerzahn bis über Krallen, Augäpfel, Hirn, Schwanz, Innereien und Fell wird beinahe alles verarbeitet um die menschliche Dekadenz zu befriedigen. In der EU wurden zwischen 1998 und 2017 über 8.000 illegale Tigerprodukte, wie zum Beispiel Tigerwein, konfisziert. Tiger gelten als Ware und werden auch in Europa zwischen den Züchtern und Händlern herumgereicht.

Nur wenn wir den kommerziellen Tigerhandel in Europa verbieten, können wir der global agierenden "Tigermafia" einen ersten Dämpfer versetzen“, so Harkin