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Timoschenko: Letzter Blick ins iPad vor Haftantritt

Heute Redaktion
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Zum vielleicht letzten Mal für lange Zeit blickt Julia Timoschenko in ihr iPad. Die ehemalige ukrainische Ministerpräsidentin wurde in Kiew zu sieben Jahren Haft verurteilt, der Westen zeigt sich empört über den Richterspruch.


Teilnahmslos blättert Julia Timoschenko in ihrem iPad. Den Richterspruch - - verfolgt sie mit stoischer Miene, berichten Augenzeugen aus dem Gerichtssaal. Erst kurz nach der Urteilsverkündung erhebt die ehemalige Ministerpräsidentin das Wort, kündigte den Gang vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte an.
"Ruhm der Ukraine", soll die 50-Jährige gerufen haben, und: "Die Ukraine fällt mit diesem Urteil zurück ins Jahr 1937".
Politisches Urteil?

Angeklagt war Timoschenko - das schöne Gesicht der "orangen Revolution" - wegen eines umstrittenen Gasdeals mit Russland. In ihrer Rolle als Premierministerin soll sie vor zwei Jahren Verträge zum Nachteil der Ukraine abgeschlossen haben, so die Argumentation der Anklage, der Richter Rodion Kirejew folgte.
In der Europäischen Union sorgt das Urteil für Empörung. Die Annäherung der ehemaligen Sowjetrepublik an die EU könnte fürs Erste vorbei sein. "Es wirft leider ein sehr negatives Schlaglicht auf die Rechtsstaatlichkeit in der Ukraine", so Außenminister Guido Westerwelle (FDP). Dies werde "nicht ohne Folgen für unsere und die EU-Beziehungen mit der Ukraine bleiben".
Timoschenko selbst gibt sich trotz allem kämpferisch: "Das Urteil wird mein Leben und meinen Kampf für die ukrainische Zukunft nicht verändern", sagte sie, als sie zur Urteilverkündung in den Saal geführt wurde.