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Tiroler Satellit erforscht Weltraumschrott im All

Der Satellit "Adler-1" soll neue Erkenntnisse über Weltraumschrott zutage bringen. Mindestens 1 Jahr soll er jetzt in 500 km Höhe unterwegs sein.

Sabine Primes
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Der Tiroler Satellit "Adler-1"
Der Tiroler Satellit "Adler-1"
ÖWF

Am Freitag ist der erste Tiroler und insgesamt vierte österreichische Satellit ins All gestartet. "Adler-1" soll, wie der Direktor des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF) Gernot Grömer im APA-Gespräch erklärte, "eine unangenehme Wissenslücke" schließen. Er wird in über 500 Kilometern Höhe neue Erkenntnisse über Weltraumschrott zutage fördern. Das Projekt wurde in Eigenregie und dank privater Sponsoren umgesetzt, das Hauptinstrument in Tirol entwickelt.

Es handle sich dabei um eine Art Mikrofon, beschrieb Weltraum-Experte Grömer. Es könne "kleinste Teilchen" in der Erdumlaufbahn aufspüren - Weltraumschrott im Mikrometer-Bereich. Unter Weltraumschrott fielen all jene Teilchen, die "keine Funktion im Weltraum mehr haben", präzisierte Grömer - "nicht verbrauchter Tankstoff, Lacksplitter und gelegentlich auch Werkzeuge, die Astronauten verloren haben". Kleinste Schrottpartikel - das klinge zunächst "unspektakulär", führe man sich jedoch vor Augen, dass diese mit einer Geschwindigkeit von zehn bis 15 Kilometern pro Sekunde unterwegs sind, habe dies "die kinetische Energie von einem Pistolenschuss", verwies Grömer auf die Gefahr, die von Weltraumschrott ausgeht. Es gebe deutlich über 150 Millionen solcher Teilchen, schätzte der ÖWF-Direktor.

30 Zentimeter hoch, 10 Zentimeter breit und 25.000 km/h schnell

"Für uns endet Umweltschutz nicht an den Grenzen des Planeten Erde", fuhr der Experte fort. "Wir müssen behutsam mit einer begrenzten Ressource umgehen." Weltraumschrott stelle zudem eine "Bedrohung für Weltraummissionen" dar und könnte den "Zugang für künftige Generationen erschweren", legte Grömer dar. Dabei sei "all das Kleinzeug im All" die "größte Unbekannte". "Adler 1" soll Abhilfe schaffen. Der "Small-Sat" ist lediglich 30 Zentimeter hoch und zehn Zentimeter breit und soll mindestens ein Jahr lang mit einer Geschwindigkeit von rund 25.000 Kilometern pro Stunde durch das Weltall fliegen. In dieser Zeit wird seine Oberfläche auf die Einschlagwirkung kleinster Partikel untersucht.

Ohne privaten Financier nicht umsetzbar

Das Projekt wurde gemeinsam mit dem im Silicon Valley und von dem geführten Technologieunternehmen Spire Global umgesetzt und durch die oberösterreichische Findus Venture GmbH finanziert. Ein "höherer sechsstelliger Betrag" sei in "Adler 1" geflossen, eine Gesamtsumme wollte Grömer nicht nennen. Ohne privaten Financier wäre das Projekt seiner Meinung nach aber nicht umsetzbar: "Die öffentliche Hand zeigt leider wenig Interesse", kritisierte er.

Mit umgebauter Boing 747 in lichte Höhen

Am Freitag war es dann schließlich so weit. Von Kalifornien aus startete "Adler-1" in lichte Höhen. "Der Start ist nicht mit dem einer Rakete vergleichbar", beschrieb Grömer. Vielmehr setzte eine umgebaute Boeing 747 in einer Höhe von 11 Kilometern eine Trägerrakete aus, die den österreichischen Satelliten in seine Umlaufbahn in 500 Kilometern Höhe brachte.

Wenige Wochen danach werden voraussichtlich die ersten Daten vorliegen. Die Reise des kleinen Flugkörpers wird wissenschaftlich begleitet. "Es wird sich zeigen, ob die Technik, die wir hier in Tirol entwickelt haben auch tatsächlich funktioniert", kommentierte ÖWF-Direktor Grömer. Er hoffe, dass das Projekt dabei helfen wird, "das Ausmaß des Problems mit dem Weltraumschrott zu erfassen". Nachfolgeprojekte seien bereits geplant.

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