Ende Mai 2003 war der Wr. Neustädter Werner Schlager (49) in Paris zum Helden geworden: Er durchbrach nach vielen Jahren die chinesische Dominanz, besiegte am Weg zum Titel Titelverteidiger Wang Liqin, im Halbfinale Olympiasieger und Favorit Kong Linghui (mit 14:12 im Entscheidungssatz) und im Finale den Südkoreaner Joo Se-hyuk.
Werner Schlager war somit unsterblich und Tischtennisweltmeister 2003. Sechs Jahre später, also 2009, rief Schlager ein Tischtenniszentrum in Schwechat ins Leben, die Werner Schlager Academy, das spätere Multiversum in Schwechat (SP). Ein Vorzeige- und Wunschprojekt der SPÖ, unter dem damaligen Minister Norbert Darabos (Verfahren gegen ihn war 2020 eingestellt worden), im tiefschwarzen Niederösterreich.
Wirtschaftlich entwickelte sich das 50-Millionen-Euro-Projekt, in das Steuergeld in Form von Förderungen gefloßen war, zum Millionengrab. Nach jahrelangen Ermittlungen begann schließlich am gestrigen Dienstag in Wien der Prozess gegen zwölf Angeklagte: Unter den Angeklagten eben Werner Schlager, Ex-Schwechat-Bürgermeister Hannes Farzekas sowie fünf Ex-Mitarbeiter des Sportministeriums.
Kurzum sollte das Multiversum zu 10 % die Tischtennis-Akademie, 40 % Kultur- und 50 % andere Sportevents beheimaten. Nach dem Spatenstich im Februar 2008 tat sich schnell eine Finanzierungslücke auf. Ex-Ortschef Fazekas, sein Stadtamtsdirektor sollen im Zusammenhang mit dem Förderansuchen Werner Schlager und dessen Geschäftspartner dazu gebracht haben, tatsachenwidrig die 70-prozentige Nutzung der Halle vorzugeben, wofür später Millionen erschlichen worden sein sollen. Als Tatzeitraum gilt 2007 bis 2013.
Drei Gemeindevertreter, Weltmeister Werner Schlager, sein Ex-Partner sowie fünf Ex-Sportministerium-Mitarbeiter mussten sich vor einem Schöffensenat wegen Betruges verantworten. Mitangeklagt sind auch die beiden ehemaligen Multiversum-Geschäftsführer.
Alle Angeklagten bekannten sich nicht schuldig. Das Land NÖ hatte eine Subvention von 2,8 Millionen Euro gewährt, laut WKStA reichte dies nicht, also wurde versucht, den Bund anzuzapfen und es wurden in der Folge mehrere Subventionsanträge gestellt. Es gilt für alle Angeklagten die Unschuldsvermutung. Der Prozess ist zumindest mit sechs Terminen bis zum 26. November anberaumt.
Das Multiversum stand in den letzten Jahren dadruch immer wieder in den Schlagzeilen - zuletzt sollte ein Primärversorgungszentrum rein - mehr dazu hier.