Wintersport

Todes-Crash: Weg aus Tal der Tränen zum Gold-Traum

Benjamin Karl erfüllt sich mit Olympia-Gold einen Lebenstraum. Nur ein halbes Jahr davor musste er ein traumatisches Unfall-Drama verarbeiten.

Sebastian Klein
Teilen
Benjamin Karl
Benjamin Karl
gepa, APA

Snowboard-Star Benjamin Karl erlebt am Dienstag den emotionalsten Moment seiner außergewöhnlichen Sportlerkarriere. Mit 36 Jahren krönt der ÖSV-Star seine Laufbahn mit der Goldmedaille im Parallelriesenslalom der Olympischen Winterspiele von Peking.

Es ist seine zehnte Medaille bei Großereignissen. Nach fünf Weltmeistertiteln, Olympia-Silber in Vancouver und -Bronze in Sotschi, krönt Karl seine Karriere mit dem ersten Gold unter den fünf Ringen.

Unter Tränen richtet sich Karl im Siegerinterview an seine Liebsten: "Danke Mama. Danke meiner Familie und allen Partnern, die mich immer unterstützen. Das ist ein Lebensprojekt. Geil."

Tödlicher Autounfall

Es ist ein besonderer Moment für Karl. Auch, weil er vergangenen Sommer die Schattenseiten des Lebens kennenlernen musste. Etwas mehr als ein halbes Jahr vor seinem größten Triumph erlebte er seine schwerste Krise.

Im Juni war der Sportstar in einen schweren Autounfall verwickelt. Dabei verlor ein 70-jähriger Mann sein Leben. Karl geriet in einen Blitz-Hagel, kollidierte frontal mit einem PKW. Der Mann wurde in seinem Auto eingeklemmt und verstarb noch am Unfallort.

1/45
Gehe zur Galerie
    Österreichs Sportstars kämpfen in Peking um Edelmetall. Das sind unsere heißesten Eisen im Kampf und Medaillen und ihre jeweiligen Einsatzzeiten in chronologischer Reihenfolge.
    Österreichs Sportstars kämpfen in Peking um Edelmetall. Das sind unsere heißesten Eisen im Kampf und Medaillen und ihre jeweiligen Einsatzzeiten in chronologischer Reihenfolge.
    picturedesk.com

    Im September sprach Karl in der "Krone" über das schlimme Erlebnis: "Es war total unvorhersehbar. Ich dachte zuerst, es wäre Schnee auf der Fahrbahn. Dann war es schon zu spät. Ich wollte das Auto in eine andere Richtung lenken, Hauptsache weg vom Gegenverkehr, doch das Aquaplaning hat mir keine Chance gelassen."

    "Es ist furchtbar und es tut mir unendlich leid. Der Unfall wäre nur zu verhindern gewesen, wenn ich nicht ins Auto gestiegen wäre", erklärte der Niederösterreicher.

    Karl gab schon damals an, den Unfall aufgearbeitet zu haben: "Ich habe sofort psychologische Hilfe in Anspruch genommen. Genauso wie meine Frau Nina. Das kann ich nur jedem ans Herz legen. Nicht den starken Mann spielen. Es hat uns beiden sehr geholfen. Sonst könnte ich derzeit nicht in ein Auto steigen, wegfahren und meine Familie alleine lassen."

    Der 35-Jährige besuchte sogar die Familie des Verstorbenen: "Ich war mit meiner Frau bei den vier Kindern. Das war der schwerste Weg meines Lebens, dort hinzufahren. Zu Kindern, dessen Vater gestorben ist. Mit den jeweiligen Partnern waren wir dann zu acht im Haus. Aber ich wollte unbedingt reden. Es hat mir keiner irgendeine Schuld zugewiesen. Ich glaube, dass es für alle Anwesenden gut und sehr wichtig war."

    Mehr zum Thema