Schwere Anschuldigungen

Todesdrama am Großglockner – nun reagiert Polizei

Nach dem tragischen Tod einer Frau (33) am Großglockner schwieg ihr verdächtiger Begleiter (36) monatelang. Nun meldete sich sein Anwalt zu Wort.
Newsdesk Heute
22.06.2025, 19:31
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Der tödliche Vorfall, bei dem eine Salzburger Bergsteigerin (33) auf dem Stüdlgrat des Großglockners bei eisigen Temperaturen im Jänner 2025 ihr Leben verlor, beschäftigt weiterhin die Öffentlichkeit und die Ermittlungsbehörden. Der überlebende Begleiter, ein 36-jähriger erfahrener Alpinist aus Salzburg, sieht sich nicht nur mit dem Vorwurf der grob fahrlässigen Tötung konfrontiert, sondern auch mit öffentlicher Kritik an der Arbeit der Polizei. Sein Anwalt sprach in einer aktuellen Stellungnahme von "groben Versäumnissen" beim Alpineinsatz.

Das tödliche Bergsteiger-Drama am Großglockner spielte sich in der Nacht vom 18. auf den 19. Jänner ab. Dem 36-jährigen Alpinisten wird vorgeworfen, trotz Warnungen und auch Abhalte-Versuchen der Einsatzkräfte die Tour auf den Berg immer weiter fortgesetzt zu haben. Nach Einbruch der Dunkelheit soll der Mann seine völlig erschöpfte Lebensgefährtin bei eisigen Temperaturen alleine auf dem Berg zurückgelassen hatte, um Hilfe zu holen. Die Frau starb alleine am Berg, gegen den Mann wird ermittelt – es gilt die Unschuldsvermutung.

Anwaltr spricht von dramatischem Zeitverlust

Den Schilderungen zufolge des Anwalts zufolge habe der erste Notruf kurz nach Mitternacht stattgefunden, ein weiterer sei um etwa 3.30 Uhr erfolgt. Tatsächlich habe das Rettungsteam aber erst gegen 10.00 Uhr den gefährlichen Aufstieg zur Unfallstelle begonnen, so der Vorwurf. Der Anwalt sprach in diesem Zusammenhang von einem dramatischen Zeitverlust, der sich angesichts der extremen Witterungsbedingungen als fatal erwiesen habe. Der Hubschrauber der Polizei sei bereits am Vorabend im Einsatz gewesen, doch da habe man nicht gehandelt.

Diese Darstellung will die Tiroler Landespolizeidirektion nicht unkommentiert lassen. In einer ausführlichen Stellungnahme äußerten sich die Verantwortlichen nun erstmals öffentlich zu den Vorwürfen – und fanden dabei deutliche Worte. Die Aussagen des Anwalts seien nicht nur einseitig, sondern auch verfahrenstaktisch motiviert, um die ermittelnden Alpinpolizisten unter Druck zu setzen, heißt es. Die Einsatzkräfte würden unter persönlichen Risiken arbeiten und hätten sich in jener Nacht "unter Einsatz ihres eigenen Lebens" bemüht, Hilfe zu leisten.

Von Polizeihubschrauber sogar abgewandt

Nach Angaben der Polizei sei eine mögliche Gefährdung der beiden Bergsteiger bereits mehrere Stunden vor dem tödlichen Vorfall vermutet worden. Die Beamten hätten in der Nacht versucht, die Identität der Personen zu ermitteln, die trotz widriger Wetterlage den Aufstieg auf Österreichs höchsten Berg wagten. Dabei habe es mehrfach Versuche gegeben, mit dem Duo Kontakt aufzunehmen – allerdings ohne Erfolg. Zwar habe eine Telefonverbindung bestanden, doch seien Kontaktversuche mehrfach gescheitert, so die Polizei.

Nicht nur das: Nach Angaben der Behörde hätten die Betroffenen weder konkrete Hilfe angefordert, noch auf Signale der Retter reagiert. Beim Überflug des Polizeihubschraubers sei es sogar so gewesen, dass sich die beiden Personen vom Hubschrauber abgewandt hätten. Laut Polizei seien die beiden Bergsteiger beim ersten Sichtkontakt durch den nächtlichen Überflug des Polizeihubschraubers zwar lokalisiert worden, ein Notruf oder SOS-Signal sei jedoch nicht erkennbar gewesen – und eine Heli-Rettungsaktion nicht durchführbar gewesen.

Retter kämpften sich fünf Stunden lang den Berg hoch

Erst nach Mitternacht, so heißt es, sei der überlebende Begleiter telefonisch erreichbar gewesen. Doch auch da sei laut Polizeiaussage keine eindeutige Notsituation zur Sprache gekommen. Der Mann habe keine Alarmierung gewünscht oder auf einen kritischen Zustand hingewiesen, hieß es. Erst in einem späteren Gespräch – rund zwei Stunden danach – sei von ihm eine konkrete Notlage geschildert worden, woraufhin der alpine Rettungseinsatz endgültig ausgelöst worden sei. Der Einsatztrupp habe sich dann fünf Stunden auf den Berg gekämpft.

Die Polizei kritisierte zudem, dass der Überlebende monatelang zu dem Vorfall geschwiegen habe und nun über seinen Anwalt versuche, die Verantwortung auf andere abzuwälzen. Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht weiterhin die Frage, ob der 36-Jährige die Tour unter Missachtung von Wetterwarnungen oder anderen alpinen Grundregeln durchgeführt habe und damit den Tod seiner Begleiterin billigend in Kauf nahm. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Salzburger Alpinisten wegen des Verdachts der grob fahrlässigen Tötung.

Webcam dokumentierte dramatische Nacht

Einige Eindrücke des dramatischen Geschehens lieferte damals auch eine Webcam an der Adlersruhe, die den Aufstieg der Retter dokumentierte. In frostiger Dunkelheit und unter schwierigen Bedingungen kämpften sich Einsatzkräfte den Berg hinauf – mit dem Wissen, dass möglicherweise jede Minute über Leben und Tod entscheiden könnte.

Die Bilder stehen sinnbildlich für die Anstrengungen, die in dieser Nacht unternommen wurden – und gleichzeitig für die tragische Realität, dass am Ende nur noch ein Mensch lebend zurückkehrte. Ob und in welchem Ausmaß vermeidbare Fehler passiert sind, soll nun die Justiz klären. Für die Einsatzkräfte steht jedenfalls fest: Man habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Alles andere müsse die Staatsanwaltschaft und ein mögliches Gerichtsverfahren klären.

{title && {title} } red, {title && {title} } 22.06.2025, 19:31
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