Ukraine

Todeszeitpunkt von Wagner-Boss wohl kein Zufall

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ist tot, seine Leiche offenbar "vorläufig identifiziert". Moskau hat sich bislang nicht geäußert.

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    Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.
    Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.
    REUTERS

    Der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, ist tot. Das bestätigte unter anderem sein Telegram-Kanal Grey Zone. Er starb bei einem Flugzeugabsturz, zusammen mit Wagner-Kommandant Dmitri Utkin und acht weiteren Insassen. Die Maschine stürzte demnach zwischen Moskau und St. Petersburg im Gebiet Twer ab.

    Die Suchaktion an der Absturzstelle ist mittlerweile abgeschlossen, die sterblichen Überreste aller 10 Toten wurden gefunden, wie russische Medien melden. Zur Absturzursache gab es zunächst noch keine offiziellen Angaben. Die russischen Behörden leiteten Ermittlungen ein.

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      Mittwochnachmittag meldete Russland den Absturz eines Privatjets nördlich Moskaus. Erste Fotos vom Absturzort in der Nähe des Dorfes Kujenkino in der Region Twer zeigen das brennende Wrack. 
      Mittwochnachmittag meldete Russland den Absturz eines Privatjets nördlich Moskaus. Erste Fotos vom Absturzort in der Nähe des Dorfes Kujenkino in der Region Twer zeigen das brennende Wrack.
      via REUTERS

      Gezielter Abschuss?

      Der Wagner-Telegramkanal verbreitet bereits die Version eines gezielten Abschusses durch die russische Luftwaffe. Überprüfen lässt sich diese Behauptung nicht. "Prigoschin starb als Ergebnis der Handlungen von Verrätern Russlands", hieß es in dem Post. "Aber selbst in der Hölle wird er der Beste sein!"

      Dem kremlnahen Fernsehsender Tsargrad zufolge wurden die Leichen von Prigoschin und dem Söldnerführer Dmitri Utkin "vorläufig identifiziert". DNA-Tests sollen demnach Gewissheit schaffen. Von offizieller Seite steht eine Bestätigung aus.

      "Ich bezweifle, dass es Putins Befehl war"

      Beobachter merkten an, dass Prigoschin vor genau zwei Monaten, am 23. Juni, seinen Kurz-Aufstand gegen Moskaus Militärführung gewagt hatte. Entsprechend sehen einige jetzt auch diese Kreise am Werk. "Ich denke, wir sollten mit dem Finger auf den Kreml zeigen, aber ich bezweifle, dass es Putins Befehl war", sagt der russische Oppositionelle Ilya Ponomarew zu 20 Minuten. "Ich denke, da waren (der russische Verteidigungsminister) Sergei Schoigu und seine Leute am Werk."

      Putins Patentochter: "Klares Signal"

      Die Patentochter von Russlands Präsident Wladimir Putin, Xenia Sobtschak, schreibt auf Telegram: "Nach meinen Quellen war Prigoschin tatsächlich an Bord."

      Prigoschins Tod sei ein klares Signal an die russische Elite, merkt sie an – respektive: an jene, welche die "Spezialoperation" in der Ukraine zu harsch kritisierten. Wagner-Chef Prigoschin war für seine ungeschorene und ungehobelte Kritik an der russischen Militärführung im Ukraine-Kriegs bekannt und berüchtigt.

      Sobtschak schreibt auch: "Es besteht Grund zu der Annahme, dass offiziell ein Fehler der Luftabwehr als Ursache angeführt wird." Sobtschak bezieht sich dabei auf Spekulationen, wonach Prigoschins Maschine von den russischen Streitkräften selbst abgeschossen worden sei, ob versehentlich oder nicht.

      "Bombe an Bord oder russische Luftabwehr?"

      "Bombe an Bord oder russische Luftabwehr?", fragt sich derweil das russische Onlineportal Medusa mit Sitz in Riga. Die Untersuchung der russischen Behörden werde "alle Szenarien eines Flugzeugabsturzes" berücksichtigen, einschließlich "externe Auswirkungen", so die russische Nachrichtenagentur RBK am Abend.

      "Ja, genau", kommentiert dies Aric Toler von der Invastigativplatform Bellingat lakonisch auf X (Twitter). "Es ist zu erwarten, dass der Kreml offiziell vermeldet, dass eine Bombe an Bord platziert wurde, und schließlich die ukrainischen Sicherheitsdienste bzw. den militärischen Geheimdienst beschuldigt."

      Derzeit sei "nichts schlüssig", aber "alle verfügbaren Augenzeugenberichte deuten darauf hin, dass eine Boden-Luft-Rakete aus dem Inneren Russlands eingesetzt wurde."

      "Geschenk zum Unabhängigkeitstag"

      Auf den ukrainischen Social-Media-Kanälen wird auf die Nachricht von Prigoschins Tod verhalten gejubelt – und mit einem Augenzwinkern kritisiert, wieso Putin mit dem Abschuss nicht bis morgen, dem 24. August, gewartet habe. "Das wäre ein wunderbares Geschenk zum Unabhängigkeitstag gewesen."

      Hier zweifelt niemand daran, dass Moskau hinter dem tödlichen Absturz steckt und sich der Kreml wegen des Aufstandes vor zwei Monaten auf diese Weise an Prigoschin und Wagner gerächt hat.

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        Sabine Hertel, Google Maps, zVg