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Tom Clancy's The Division im knallharten Koop-Test

Endlich ist es nach monatelangen Verzögerungen da, Tom Clancy's The Division für PC, PlayStation 4 und Xbox One.

Heute Redaktion
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Ob sich das Warten auf den Third-Person-Shooter in einem Endzeit-Szenario gelohnt hat, haben wir getestet. Auf Einladung von Xbox und Ubisoft haben wir uns die Xbox-One-Controller geschnappt und in der Wiener Microsoft-Zentrale das Feuergefecht im Koop-Modus aufgenommen.

Terroristen verbreiten am Black Friday einen hochansteckenden Virus über Dollarnoten in der Bevölkerung, die Krankheit mit tödlichen Folgen breitet sich schnell in den USA aus, so dass ganze Städte bald so gut wie menschenleer erscheinen. Die Ordnung wie wir sie kennen bricht zusammen, Schläger, Kriminelle und Plünderer übernehmen die Metropolen und regieren mit Gewalt. So zeigt sich in Kurzzusammenfassung die Story, die sich bei The Division in einem Mix von Realfilm und Spielszenen präsentiert.

Die amerikanische Regierung ist aber nicht gänzlich geschlagen und aktiviert die titelgebende Division, die sich aus speziell ausgebildeten Elite-Soldaten zusammensetzt, die bisher als Schläfer wie Zivilisten lebten. Einer davon sind wir, und nun stehen wir vor der Aufgabe, einerseits die Ordnung wiederherzustellen und andererseits eine Spur zum Ausgangspunkt der tödlichen Seuche zu finden. Spannende Story, die auch sehr actionlastig in den Sequenzen umgesetzt wird und für Kino-Feeling sorgt.

Aller Anfang ist leicht

Hat man die wichtigsten Infos im Intro gesehen, geht es erst einmal an die Charaktererstellung – allzu viel Tiefe darf man hier aber nicht erwarten. Geschlecht, ein paar Gesichter, Frisuren, Tätowierungen oder auch Bärte – das war's. Gut möglich, dass man im Laufe der Multiplayer-Seuchenbekämpfung aufgrund der wenigen Gestaltungsmöglichkeiten seinem Ebenbild über den Weg läuft, stört aber nicht sonderlich – der Fokus liegt eher am Schießen denn auf Quatschen und Schauen. Dann geht es schon direkt ins Spiel, beziehungsweise in die Tutorial-Missionen. Und die starten – Überraschung – nicht in Manhattan, wo man das restliche Spiel beheimatet ist, sondern unter der Brooklyn Bridge.

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Begonnen wird mit Schießübungen, um die eigene Waffe kennenzulernen, hier läuft alles recht locker ab. Dann bekommt man Einblick in das Matchmaking in einem Safehouse, was extrem leicht von der Hand geht. Entweder man lädt andere Zocker, die als Spielfigur vor einem Stehen, per "Ansprechen" zu einer Gruppe ein, oder lässt sich automatisch einer zuteilen, indem man sich in herumstehende Laptops einträgt. Wer bereits Freunde hat, bekommt diese automatisch angezeigt, wenn sie im gleichen Gebiet sind. Funktioniert perfekt, sollte es auch: Zwar nannte Ubisoft bis zwei Tage nach Release keine Verkaufszahlen, bestätigte aber, dass es der bestverkaufte Titel des Unternehmens ist.

Selbst ist der Spezial-Agent

Weitere Details über die Seuche und die Situation im New York bekommen wir dann von Agenten-Kollegin Faye Lau, die uns mit frischen Infos versorgt. Sie entlässt uns auch in die ersten Nebenmissionen, die sie mit ihren Funksprüchen begleitet. Was hier auffällt: Die Aufgaben selbst sind zwar recht einfach gestrickt, man sichert Vorräte und wehrt Plünderer ab. Die Reizüberflutung ist aber in den ersten Szenen gewaltig. Farbige Linien zeigen den Weg zum Ziel, Aufgaben werden eingeblendet, Upgrades und Statusinformationen poppen auf, die Minimap zeigt zusätzliche Ziele. Her braucht es einige Spielminuten, bis man herausgefunden hat, auf was man sich eigentlich zu konzentrieren hat.

Auch beim Gameplay ist man auf sich allein gestellt, denn außer den paar einfachen Tutorial-Schießübungen wird man nicht eingehender auf den Seuchenkampf vorbereitet. Es gibt immer wieder schnelle Texteinblendungen zur Tastenbelegung und zu Aktionen, damit diese in Fleisch und Blut übergehen ist aber die eine oder andere Spielstunde notwendig. Zu beiden Anmerkungen muss aber gesagt werden: Nervig oder frustrierend ist das nicht, im Gegenteil. Das Spiel zieht zwar im Verlauf den Schwierigkeitsgrad doch recht deutlich an, anfangs wird man aber für Zögermomente oder falschen Tastendruck kaum bestraft und wächst dann doch recht schnell in die Steuerung hinein. Diese Mechanik wird wohl dafür sorgen, dass sich Profis und Anfänger in dem Open-World-Action-Online-Shooter wohl fühlen werden.

Mittenrein in den Hinterhalt

Einzig beim Inventar hätte man sich etwas mehr Übersicht gewünscht. Gerade in den Beginner-Kampfstiefeln weiß man hier nicht wirklich, was zu tun ist, wo man Gegenstände findet, wechselt oder was man damit machen kann. Das wird zwar immer wieder im Game mit Textfeldern eingeblendet – wir erwischten uns aber selbst dabei, diese im Eifer des Gefechts einfach zu "überlesen" und dann erst recht nicht zu wissen, was wir mit unseren Waffen und Ressourcen anfangen können. Die Einblendungen lassen sich übrigens in den Optionen deaktivieren, was aber nur Profis empfohlen ist, die die Steuerungen in- und auswendig kennen.

Ist man durch die Anfangsschwierigkeiten gestolpert, geht's ans Eingemachte. Als erste Hauptmission soll eine Polizeistation gestürmt werden, in der sich Kriminelle eingenistet haben. Spätestens hier ist es mit leichtem Zocken vorbei – wer reinstürmt und um sich ballert, hat schon verloren. Gegner verfügen nämlich über Maschinenpistolen und Revolver genauso wie über Granaten und Baseballschläger – und wissen, diese einzusetzen. Während Scharfschützen die Koop-Redakteure ins Visier nehmen, werden wir von prügelnden Gegnern eingekesselt. Statt vorwärts treten wir erst einmal den Rückzug an und überdenken unseren Stürmungsplan neu.

Schöne Welt der Farben in düsterem Szenario

Zwar ist The Division in gewissen Abschnitten dunkel und düster gestaltet, in anderen leuchtet der Schnee grell in den Straßen von Manhattan. Die Gegner sind aber immer gut zu erkennen, weil sie je nach Level mit kleinen farbigen Markierungen versehen sind. "Normale" Gegner leuchten in Violett beziehungsweise Rot, "Elite"-Gegner in Gelb. So funktioniert auch das Beute-System: Gefundene oder von Gegner fallengelassene Gegenstände zeigen sich in Grau für "gebraucht", Grün für "Standard", Blau für "spezialisiert" und Gelb für "Elite".

Apropos "spezialisiert": Am Beginn des Spiels ist man ein Standard-Agent im Einsatz, der gerade einmal einen von drei Fähigkeiten auswählen kann. Entweder man nimmt einen mobilen Schild, um dahinter jederzeit in Deckung gehen zu können. Oder man schießt eine Haftbombe ab, die ferngezündet wird. Als dritter Skill steht eine Scan-Funktion zur Verfügung, die Feinde anzeigt. Zu unserer RPG-Freude soll sich das aber im Verlauf von The Division ändern und nach und nach kann man sich stärker spezialisieren.

Damit ist auch das Brooklyn-Intro beendet und es geht mit dem Heli nach Manhattan – mit einem Knall, ohne hier zuviel von der Story verraten zu wollen. Je nach Spezialisierung gibt es übrigens eigene Storyelemente – vom Sanitäter auf Seuchenoper-Suche bis zum Kämpfer mit Baller-Aufgaben. Die entsprechenden Fähigkeiten werden über jeweiligen Fähigkeitsbäume freigeschalten. Das macht Laune, denn auch de Nebenmissionen zum Punktesammeln gestalten sich dabei immer abwechslungsreicher.

Shooter-Sim-City im Seuchen-Szenario

Wer von The Division ab hier einen klassischen Shooter erwartet, wird noch weiter überrascht. Ganz Endzeit-passend müssen wir uns erst einen vorerst provisorischen Stützpunkt einrichten und uns unsere Waffen und Gegenstände selbst herstellen. Dazu werden erst ein paar Feinde aus einer alten Poststation verbannt, bevor wir dort unser Equipment aufstellen und die Umgebung so sichern, dass uns dort künftig keine Gefahr mehr droht und wir Gegenstände dort einlagern können. Tatsächlich ist die Instandsetzung der Basis ganz schön umfangreich – je stärker der medizinische, Tech- und Sicherheits-Flügel ausgebaut werden, desto imposanter wird die Basis. Und: Desto mehr Fähigkeiten und Upgrades des Charakters und der Waffen oder Gegenstände stehen uns zur Verfügung. Also: Der Agent von heute muss ein Händchen für Inneneinrichtung haben.

Das "Material" zum Ausbau der Basis bekommt man mit Punkten aus den Missionen und anderen Aktivitäten in der Spielewelt. Langweilig wird es dabei nicht. Ja, zugegeben, es klingt wie klassisches Grinden, aber es macht richtig Spaß, denn zum einen tut sich etwas bei der Story, zum anderen entwickelt sich ein Suchtfaktor durch die Charakter-Spezialisierung, die überaus deutlich in der Spielweise ausfällt. Was dann beim Durchspielen der Hauptmissionen auffällt: Ganz so frei ist die Entscheidung der Herangehensweise dann doch nicht. Diese sorgen nämlich mit den Schwierigkeitsgraden dafür, dass man sie trotzdem in einer gewissen Reihenfolge absolvieren muss, um eine Chance zu haben. 

Ran an die Werkbank

Wer nicht ständig nach Beute suchen will, kann sich seine Gegenstände und Waffen durch das Crafting-System auch einfach selbst herstellen. An der Werkbank lassen sich so gut wie alle Items herstellen, wenn man die dazu benötigten Einzelteile und Baupläne in der Spielewelt gesammelt hat. Die Verteilung passiert dabei nicht zufällig, sondern ist intelligent gewählt: Elektroteile finden sich in und um Technikgeschäfte, Werkzeuge in Werkstätten und Bekleidungsläden liefern Stoff.

Aber auch alte Gegenstände kann man zerlegen und die Teile für neue Waffen verwenden. Die Baupläne sind Belohnungen in Nebenmissionen. Es dauert dabei nicht lange, dass man tolle Spezialteile fertigen kann, was kurzweilig ist. Insgesamt präsentiert sich das Herstellungssystem in The Division einfach, praktisch und auch notwendig, denn mit der Zeit können extrem starke Waffen hergestellt werden.

Ab in die Dark Zone

Neben der Hauptgeschichte bietet The Division außerdem noch die Dark Zone, die keine herkömmliche Player-versus-Player-Arena ist. Der Übergang der Spielewelt in die PvP-Dark-Zone ist fließend, man gelangt über Quarantäne-Schleusen, Zäune, Checkpoints und Mauern hinein. Im gefährlichsten Ort von Manhattan finden sich auch die stärksten Gegenstände und Waffen, die allerdings kontaminiert sind. Also ist es unsere Aufgabe, die Beute zu bergen und dekontaminieren zu lassen. Dabei kann man mit anderen Agenten zusammenarbeiten oder sie bekämpfen. Die 6 Zonen weisen auf die Mindestlevelanforderungen hin.

Wer stirbt, lässt seine Ausrüstung fallen. Man kann selbst zu seiner Leiche zurückkehren und sie wieder aufsammeln, wenn das nicht ein anderer Spieler zuvor getan hat. Wer allerdings die Beute bergen kann, ruft einen Heli zu einem Abholplatz. Dort heißt es, mehrere Sekunden bis zur Abholung zu überleben, denn das System informiert alle Spieler über die Abholstelle und darüber, dass sich jemand mit wertvoller Beute aus dem Staub machen will. Außerdem sorgt ein Abtrünnigkeitssystem für Spannung: Wer neutrale Agenten tötet und ihre Beute einkassiert, steigt im Abtrünnigkeitslevel auf.

Sollte dieser Spieler sterben, sind die Konsequenzen je nach Abtrünnigkeitssufe hart und gehen vom Verlust von Beute bis hin zum Runterstufen im Dark-Zone-Rang. Bis Level 30 kann man sich in der Dark Zone hochleveln, was einem nicht nur zur Legende macht, sondern einem auch besondere Aufgaben zukommen lässt. Das Material für ein fesselndes PvP-Erlebnis ist also vorhanden – ob es so gut wie in den ersten Spieletagen auf Dauer funktioniert, wird sich zeigen.

Fazit

Das Warten auf Tom Clancy's The Division hat sich gelohnt, der Titel kann seinem Vorab-Hype gerecht werden. Vorwerfen kann man dem Titel, dass die vorkommenden Charaktere nicht sonderlich eingänglich sind und man keine emotionale Bindung zu den manchmal nervenden Figuren aufbaut, obwohl man sich in einer so gut wie aussichtslosen Situation zwischen Gewalt und Tod befindet. Außerdem könnte Ubisoft noch beim Schießen nachbessern – Gegner "fressen" Kugeln in rauer Menge, bevor sie zu Boden gehen und das Schussverhalten wirkt manchmal etwas zu frei von Feedback. Abgesehen davon macht The Division nicht viel falsch, sondern sehr viel richtig und das extrem gut. Die Story weiß, sich bis zum Ende mysteriös zu präsentieren und den Zocker mit den Millionen Details zu fesseln – von eingeschlagenen Auslagen von Geschäften über brennende Taxis im Schneefall bis hin zu Menschen, die sich in der Verzweiflung das Leben genommen haben.

Neben den Hauptmissionen halten auch die Nebenaufgaben die Spannung, was toll ist, denn ohne sie geht es einfach nicht. Mit den Belohnungen rüsten wir die Basis auf, craften Gegenstände und verbessern unseren Charakter. Und ist dieser erst einmal stark genug, geht es in die überaus fordernde Dark Zone, in der sich jeder erst einmal behaupten muss, der beim Hauptspiel bereits Richtung Ende gelangt ist. Bis man soweit ist, ist man dem Suchtfaktor von The Division von Massive Entertainment sowieso schon verfallen. Das gepaart mit einer überwältigenden Grafik und einem genial-unkomplizierten Koop-Gameplay machen The Division zu einem Titel, der das Potenzial hat, Millionen Zocker an die Bildschirme zu fesseln. Mission erfüllt, Ubisoft!