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Top-EU-Politiker: "Auch ich wurde missbraucht"

Frans Timmermans, Vize-Präsident der EU-Kommission spricht erstmals über seine Erfahrungen mit Missbrauch, als er ein Kind war.

Heute Redaktion
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Frans Timmermans, Vize-Präsident der EU-Kommission
Frans Timmermans, Vize-Präsident der EU-Kommission
Bild: Reuters

Der niederländische Frans Timmermans ist Erster Vizepräsident der EU-Kommission und damit der zweite Mann hinter Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.

Nun bricht der 56-Jährige sein Schweigen zu einem hochbrisanten Thema, das im Rahmen der #metoo-Kampagne derzeit heftig diskutiert wird: "Das habe ich viele Jahre verschwiegen", sagt er.

Opfer von Missbrauch

Timmermans wurde als Kind Opfer von Missbrauch. "Jetzt will ich alle Missbrauchsopfer bewegen, darüber zu sprechen, auch wenn es nicht einfach ist", erklärt Timmermans seine Enthüllung in der italienischen Zeitung "La Stampa".

Sein Leben lang geprägt

"Die Erinnerung an Missbrauch ist etwas, was einen für den Rest des Lebens nicht verlässt. Als ich beschlossen habe, über meine Erfahrung zu sprechen, war es schwierig zu akzeptieren, dass der Enthüllungsjournalist, dem ich über meine Erfahrung erzählt hatte, die Glaubwürdigkeit meiner Aussagen prüfen wollte", so Timmermans.

"Man muss sauber machen"

Er findet es positiv, dass sich die Opfer, die Hollywood-Mogul Harvey Weinstein belästigt haben soll, nnun trauen, über die Misshandlungen zu sprechen.

"Endlich spricht man kollektiv über Misshandlungen und das tun nicht nur Frauen, sondern auch Männer. All das, was bisher brodelte, explodiert. Es ist normal, dass es jetzt überall Schmutz gibt, doch man muss sauber machen, um die Lage zu klären", so Timmermans.

Lehren ziehen

In seiner Arbeit als Politiker sei für ihn vor allem wichtig, Lehren aus der Situation zu ziehen. Man müssen Änderungen in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt bewirken. "Es gibt Gesetze, die funktionieren. Wir werden sie jedoch angesichts der heutigen Vorfälle weiter ändern", kündigt er an. (red)