Politik

Top-Experte erteilt Lockerungen knallharte Absage

Immer mehr Stimmen fordern weitere Öffnungsschritte an. Doch jetzt spricht sich ein Experte klar dagegen aus. Die Situation sei zu riskant. 

Nikolaus Pichler
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Der Forscher Gerald Gartlehner findet die Diskussion über Lockerungen verfrüht.
Der Forscher Gerald Gartlehner findet die Diskussion über Lockerungen verfrüht.
picturedesk.com

Die Omikron-Welle hat Österreich aktuell voll im Griff. Erst am Donnerstag verzeichneten die Gesundheitsbehörden einen neuen Infektionsrekord mit mehr als 37.000 Fällen. Im krassen Gegensatz dazu stehen jedoch aktuell die Patientenzahlen auf den Intensivstationen der Spitäler. Immer mehr Stimmen fordern darum die Öffnung der Gastronomie und die Aufhebung der Sperrstunde.

Vor allem die Landeshauptleute im Westen machen Druck. In der ZIB2 forderte Salzburgs Landeschef Wilfried Haslauer (ÖVP) am Donnerstag darum eine Lockerung der 2G-Regel. Auch der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) stimmte bereits in diesen Chor ein. Mit scharfen Worten hat auch Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer die Abschaffung der Sperrstunde um 22.00 Uhr gefordert. Diese "Schnapsidee" sei zu überdenken, sagte er am Donnerstag. 

Doch Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) will hart bleiben und vorerst abwarten. Am Freitag war dazu Epidemiologe Gerald Gartlehner von der Donau Uni in Krems im Ö1-Morgenjournal zu Gast. "Ich halte das für die falsche Diskussion zum falschem Zeitpunkt", so Gartlehner über mögliche Öffnungen. Das Prognosekonsortium gehe schließlich davon aus, dass der Höhepunkt der Welle erst bevorstehe.

Der Experte rechnet trotz der vergleichsweise niedrigen Zahlen im Intensivbereich mit weiteren Krankenständen beim Gesundheitspersonal. In anderen Ländern habe sich gezeigt, dass es trotzdem zu Versorgungsengpässen kam, so sein Tenor. "Wir werden sicher sehen, dass Spitalspersonal vermehrt im Krankenstand sein wird", sagt Gartlehner. "Die Situation ist dann die gleiche, wie wir sie bereits aus anderen Wellen kennen, dass Routineoperationen nicht mehr durchgeführt werden können, dass Krebstherapien nicht mehr durchgeführt werden können." Der Epidemiologe hält darum nichts von Öffnungen zum aktuellen Zeitpunkt. 

2Gplus soll nach dem Höhepunkt fallen

Als ersten Schritt denkt der Wissenschaftler bei einer Lockerung nach dem Peak an die Aufhebung der 2Gplus-Regel sowie die Sperrstunde. Wir werden die Immunisierung der Bevölkerung auch durch Infektionen erhöhen. Gartlehner gibt dabei Hoffnung: "Am Ende der Omikron-Welle werden wir eine Immunität in der Bevölkerung haben, wie wir sie noch nie in der Pandemie hatten."

Gartlehner nennt hier unter anderem Dänemark - auch aufgrund einer im Vergleich zu Österreich hohen Impfquote als Beispiel. "Irgendwann werden wir im Bereich der Gesamtimmunität in den Bereich von Dänemark kommen." Dort kam es bereits jetzt schon zu einer Öffnung aufgrund einer im Vergleich zu Österreich höheren Impfquote.

Experte steht Einführung von Impfpflicht skeptisch gegenüber

Es sei jedoch schwer einzuschätzen, inwieweit die Impfpflicht vor weiteren Wellen im Herbst vor weiteren Wellen schützen werde. Gartlehner betont dabei: "Es ist schwer einzuschätzen inwieweit die uns vor Wellen im Herbst schützen wird." Ihm sei die Entscheidungsgrundlage nicht klar, warum jetzt eine Impfpflicht eingeführt werde.

Dennoch pocht er auf die dritte Impfung. "Der dritte Stich ist das wirksamste Mittel gegen die Pandemie."